Schule Eifelkreis: Warum der Umbau des Prümer Regino-Gymnasiums so viel Geld kostet

Prüm/Bitburg · Der Eifelkreis wird mehr als 30 Millionen Euro ausgeben für die Sanierung des Prümer Regino-Gymnasiums. So viel Geld? Ja – und es ist längst nicht die einzige große Summe, die in die Schulen fließt.

 Neues Leben soll auch in die beiden kaum genutzten Innenhöfe einziehen. Links an die Außenwand kommt der künftige Aufzug, während der halbrunde Erker rechts, ein späterer Anbau, wegfällt. Im Bild von links: Albrecht Petri, Julia Rumpf-Pelzer und Alfred Marder.

Neues Leben soll auch in die beiden kaum genutzten Innenhöfe einziehen. Links an die Außenwand kommt der künftige Aufzug, während der halbrunde Erker rechts, ein späterer Anbau, wegfällt. Im Bild von links: Albrecht Petri, Julia Rumpf-Pelzer und Alfred Marder.

Foto: Fritz-Peter Linden

Junge, Junge: 32 Millionen Euro für die Sanierung des Regino-Gymnasiums Prüm? Den neuen Hahnplatz gab’s für ungefähr ein Siebtel. Aber, ja, so viel soll es kosten. Und vorige Woche ist auch politisch die Entscheidung dafür gefallen: Der Kreisausschuss Bitburg-Prüm hat auf „Grün“ geschaltet (der TV berichtete).

Losgelegt wird deshalb aber noch nicht. Voraussichtlicher Beginn der Arbeiten ist August 2021. Und dann dauert’s vier Jahre. Wie kommen Zeitplan und Summe zustande? Kurze Antwort: Es ist kompliziert.

Für die ausführlichere Erläuterung hat sich der TV mit drei Verantwortlichen getroffen, die sich bereits seit Jahren darüber die Köpfe zerbrechen: Regino-Chef Albrecht Petri und, von der Kreisverwaltung, Alfred Marder und Julia Rumpf-Pelzer. Er, der Verwaltungsmann, sie die Architektin, beide vom Amt für Liegenschaften und Schulen.

Drei Leute – insgesamt aber, sagt Marder, „haben Sie bei so einem Projekt 90 institutionelle Akteure“. Das reiche von der Schulgemeinschaft über Gutachter, Denkmalschützer, Handwerker und Haustechniker bis zu denen, die sich über Amok- und Brandschutz Gedanken machen. Obendrüber: Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion. Sie alle sind einbezogen, denn alles muss ausgerechnet, sortiert, genehmigt, abgestimmt werden. Und europaweit ausgeschrieben, weil es die 5,5-Millionen-Grenze überschreitet.

„Und wir“, sagt Julia Rumpf-Pelzer, „machen Bauleitung, Projektsteuerung und Koordination der ganzen Fachbeteiligten.“ Zu denen gehört auch das Luxemburger Architektenbüro Witry & Witry, das unter anderem seine Erfahrung aus der Sanierung des Echternacher Gymnasiums mitbringt.

Zu den Überlegungen gehörte auch die Frage: Im laufenden Betrieb umbauen oder alles auslagern? Ergebnis: Sie lagern aus. Weil ohnehin ein Teil des Unterrichts, etwa drei Viertel, hätte verlegt werden müssen. Dann lieber gleich alles raus.

Aber wohin? Das Ausstellungsgelände hätte sich angeboten, weil so nah. Ging nicht, sagt Petri: „Das ist Überschwemmungsgebiet.“ Inzwischen entschied man sich für den Ascheplatz neben dem Stadion „In der Dell“. Und für eine temporäre Schule, die dort aufgebaut wird. Preis: 15 Millionen, also fast die Hälfte der Gesamtkosten, zu denen auch Abriss und Neubau der Schulturnhalle zählen.

Der Modulbau wird aus Holz sein. Keine Container oder Hütten, sondern ein mehrgeschossiges Gebäude mit zwei oder drei Trakten, die eher an das Domizil der Kommunalen Netze Eifel in Niederprüm erinnern. Und mit allem ausgestattet, was man braucht: „Es ist ja keine Lagerhalle“, sagt Julia Rumpf-Pelzer. „Sondern eine voll funktionsfähige Schule.“

Holz übrigens – statt Stahl – weil es so immerhin zwei Millionen günstiger werde. Weil es besseren Brandschutz biete (wer das nicht glaubt, denke ans World Trade Center). Und ein besseres Raumklima: „Da sind ja dann die Kinder fast vier Jahre drin“, ergänzt Petri. „Das ist fast die Hälfte ihrer Schulzeit am Regino.“

Dennoch konnte man auch dabei die Kosten verringern: So ist ein vorgesehener Mehrzweckraum unterteilbar. Falls nötig, kann also in der einen Hälfte auch Unterricht laufen. Und die beiden Musiksäle werden durch einen Lagerraum miteinander verbunden, damit man keine zwei braucht. Und am Ende würde der Lieferant des Gebäudes die Module zu einem verringerten Preis sogar zurückkaufen – wobei der Kreis eine weitere Verwendung an anderer Stelle nicht ausschließt.

15 Millionen: Das sei natürlich viel Geld, sagt Julia Rumpf-Pelzer. „Aber die Maxime sollte sein, ein Gebäude zu schaffen, in dem die Schüler vier Jahre lang so gut lernen können, wie es geht.“

Und dann ist da ja irgendwann der Schul-Umbau selbst für weitere gut 17 Millionen. Der wird, wie Marder sagt, „ein gravierender Eingriff in die Bausubstanz“. Die alte Abtei werde nämlich bis „in den Rohbauzustand zurückversetzt“, bevor dann alles erneuert wird, bis hinunter zu jedem einzelnen Stromkabel. Wobei zudem gelte: Es sei ein Altbau, der vor 270 Jahren nicht für einen Schulbetrieb vorgesehen gewesen sei. Auch das macht alles teurer.

Und dann gilt der Satz des Schulleiters: „Wir gehen zusammen ins Exil und kehren gemeinsam wieder zurück.“

Das Regino ist nicht die einzige Schule in Prüm und erst recht nicht im Kreis, die für viel Geld saniert werden soll oder bereits erneuert ist: An der Kaiser-Lothar-Realschule plus – und zwar im Trakt der früheren Hauptschule – werden es mehr als neun Millionen Euro sein. Die Astrid-Lindgren-Schule ist seit 2013 saniert, für 4,75 Millionen. In die Berufsbildende Schule steckte der Kreis zwei Millionen, die Realschule plus Bleialf erhielt 3,2 Millionen Euro für Mensa, Unterrichtsräume, Brandschutz und mehr.

Fast abgeschlossen ist die Sanierung des Bitburger St. Willibrord-Gymnasiums für 17 Millionen. „In Irrel sanieren wir jetzt die Franziskus-Grund- und Realschule für 7,8 Millionen und die Edith-Stein-Sporthalle in Bitburg für 3,2 Millionen.“ Außerdem: Otto-Hahn-Realschule plus Bitburg für 6,5 Millionen und die Grund und Realschule plus Neuerburg für 6,1 Millionen.

„Wir haben alle Schulen im Blick“, sagt Alfred Marder. Und, gemäß dem Diktum von Landrat Joachim Streit: „An der Bildung darf nicht gespart werden.“ Und sei es noch so teuer. Oder, siehe oben, so kompliziert.

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