Schulwechsel nach halbem Jahrhundert

Bitburg/Fließem · Jahrzehntelang fuhren alle Fließemer Kinder nach Bitburg zur Grundschule. Das soll sich nun ändern.

 Ab dem Schuljahr 2018/19 nehmen manche Fließemer Kinder einen anderen Schulweg. Symbolfoto: dpa

Ab dem Schuljahr 2018/19 nehmen manche Fließemer Kinder einen anderen Schulweg. Symbolfoto: dpa

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Bitburg/Fließem Fließemer Kinder besuchen seit knapp 50 Jahren Bitburger Grundschulen. Denn seit die Fließemer Volksschule Anfang der 70er Jahre geschlossen wurde, sind die Kinder aus diesem Ort dem Schulbezirk Bitburg zugeordnet. Das geht aus einer Verfügung der ehemaligen Bezirksregierung Trier vom 6. Juli 1972 hervor und hat bisher niemanden gestört. Denn bisher haben fast alle Fließemer Kinder die Grundschule St. Matthias in Bitburg besucht.
Das geht darauf zurück, dass die Fließemer damals die Gründung dieser Schule unterstützt haben. Deshalb habe die Schule ihnen der Überlieferung nach versprochen, dass sie immer auf diese Schule gehen dürften, erklärt Ortsbürgermeisterin Anja Esch.
Das Lehrerehepaar sei damals von Fließem nach Bitburg gegangen, und ganze Klassenzüge aus Fließem hätten die St.-Matthias-Grundschule besucht. "Fließem ist das einzige Dorf, das dieses Versprechen hat", sagt sie, "und das wurde bis heute auch gehalten." In den vergangenen Jahren seien zwar immer mal wieder Kinder auf die Grundschule Bitburg-Nord gegangen, das seien aber Einzelfälle gewesen.
Aus diesem Grund gab es auch nie einen Anlass für die Verbandsgemeinde Bitburger Land, an der Zuständigkeit für die Gemeinde etwas zu ändern. Die Verfügung von 1972 sei "faktisch" ins Leere gelaufen, weil die Fließemer Grundschulkinder jahrzehntelang die Katholische Grundschule in Bitburg besucht hätten, erklärt Rainer Wirtz, der Erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde Bitburger Land.
Seit nun aber die Grundschule St. Matthias zum Schuljahr 2009/10 zur verpflichtenden Ganztagsschule geworden ist, hat sich das geändert. In diesem Schuljahr hätten wohl viele Eltern nicht gewünscht, dass ihr Kind eine Ganztagsschule besucht.
Deshalb seien vier von fünf schulpflichtigen Fließemer Kindern auf die Grundschule Bitburg-Nord gegangen, sagt Esch. Insgesamt besuchen nun 14 Kinder aus dem Ort die Grundschule St. Matthias und sieben die Grundschule Nord.
Das wurde der Stadt als Trägerin wohl zu viel und sie forderte erstmals eine Ausgleichszahlung von der Verbandsgemeinde. Das ist durchaus üblich (siehe Info).
Im Fall von Fließem sehen die Verantwortlichen der VG das aber nicht ein. "Warum sollen wir anderen Schulträgern Kosten erstatten, wenn wir in unseren Schulen noch Platz haben?", sagt Wirtz bei der Sitzung des Schulausschusses. Deshalb habe die VG in Gesprächen mit der Stadt Bitburg, der Gemeinde Fließem und der Grundschule Nord eine Änderung der Schulbezirke vereinbart. Der Ausschuss spricht sich einstimmig dafür aus, dass Fließem ab dem Schuljahr 2018/19 dem Schulbezirk Bickendorf-Seffern zugeordnet werden soll.
Heißt: Ab sofort dürfen Kinder aus Fließem, die nicht die Grundschule St. Matthias besuchen, nicht mehr an der Grundschule Bitburg-Nord angemeldet werden, sondern müssen die Grundschule in Bickendorf besuchen.
Das liegt für die Verbandsgemeinde insofern nahe, als die Fließemer dort auch zur Kita gehen. Die Kinder, die zurzeit die Bitburger Grundschule besuchen, und die, die bereits für das kommende Schuljahr angemeldet sind, dürfen auch dort bleiben. Für sie hat die Verbandsgemeinde der Stadt bereits eine vorübergehende Kostenzusage erteilt.
Eine Kostenerstattung erfolge rückwirkend ab dem Haushaltsjahr 2016, in dem sechs Schüler aus Fließem die Grundschule Bitburg-Nord besucht hätten, erklärt Wirtz. Die anteiligen Kosten für 2016 beliefen sich auf insgesamt rund 1800 Euro. Hierüber gebe es eine Absprache auf Ebene der Verwaltungen ohne den Abschluss einer förmlichen Vereinbarung.
Wie die Fließemer Grundschüler zukünftig nach Bickendorf kommen, wird die Verbandsgemeinde laut Wirtz zeitnah mit der Kreisverwaltung klären. "Das wird kein Problem sein", sagt der Erste Beigeordnete.Extra: KOSTENERSTATTUNG


Auch für Kinder aus Hüttingen, die laut Werner Krämer von der Stadt die Grundschule Bitburg-Süd besuchen können, erstattet die VG der Stadt Kosten - etwa 500 bis 1000 Euro pro Kind im Jahr, je nach Kinderzahl und jährlichem Aufwand. Derzeit besuchen allerdings alle vier Hüttinger Grundschulkinder die St.-Matthias-Grundschule. Für Enzener Kinder zahlt sie einen Ausgleich an die Verbandsgemeinde Südeifel, da diese regulär die Grundschule Mettendorf besuchen. Allerdings ist auch das momentan nicht der Fall. Derzeit ist kein Enzener Kind an der Grundschule angemeldet.

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