Schwarze Tiere, weiße Flecken

Der Waisenhaus-Park an der Kölner Straße ist für Passanten derzeit nicht empfehlenswert. Denn in den Baumkronen nisten wieder zahlreiche Krähen, die nicht nur brüten, sondern auch koten.

Bitburg. Alfred Hitchcock hätte an dem Waisenhaus-Park seine Freude gehabt. Dort haben Krähen den Luftraum zwischen den Bäumen erobert. Die sind zwar im Gegensatz zu Hitchcocks Tieren nicht aggressiv, doch ein Gang durch den Waisenhaus-Park kommt dem Filmklassiker "Die Vögel" zumindest akustisch ziemlich nahe. Wie viele Saatkrähen genau in den Baumkronen der Grünanlage derzeit nisten, ist schwer abzuschätzen. Und wer versucht, die bewohnten Nester zu zählen, könnte dabei unter Umständen zur falschen Zeit am falschen Ort zu stehen. Denn wo sich viele Vögel aufhalten, fliegt auch viel Kot durch die Luft, und die weiß gesprenkelten Parkbänke deuten darauf hin, dass auch die Sitzmöglichkeiten Teil dieser Gemeinschaftstoilette sind.

Als Erholungsziel eignet sich der Park derzeit also nicht, und wer die Anlage nur durchqueren möchte, sollte das zügig tun.

Das Problem der Krähen ist zwar nicht neu, wirft aber nach wie vor die Frage auf, was man dagegen unternehmen kann. Das wollte beispielsweise auch FBL-Stadtratsmitglied Hermann-Josef Jutz wissen, der jüngst während einer Sitzung erneut auf das Naturereignis hingewiesen hat und den derzeitigen Zustand im Park als unerträglich beschrieb. Angesprochen wurde dabei auch die Installation von sogenannten Krähenklatschen an den Eingängen den Parks. Diese Krähenklatschen, die lediglich aus zwei Brettern und einem Zugseil bestehen, werden in den Bäumen befestigt, während ein Ende des Seils in Griffweite hängt. Zieht der Parkbesucher an dem Seil, knallen die Bretter aneinander, wodurch die Krähen aufgescheucht werden.

Der Aufwand ist gering, doch die Wirkung und auch der Einsatz an sich sind umstritten. Und während der Brutzeit darüber hinaus auch nicht erlaubt, wie Werner Krämer von der Stadtverwaltung erklärt (siehe Extra). "Die Tiere sind nun mal geschützt, und so lange sie brüten, kann man da auch nichts machen", sagt Krämer. Und selbst, wenn die Nester danach entfernt werden, würden die Krähen im kommenden Jahr neue Brutplätze errichten. "Um das zu verhindern, müsste man schon Netze über die Bäume spannen", fügt er hinzu. "Wir hatten mal eine große Kolonie, die dann in das Wäldchen bei Masholder gezogen ist", erklärt Krämer. Da seien die Tiere besser aufgehoben, wären ungestört und würden auch keinen ärgern. "Aber wie wollen wir das den Krähen vermitteln?"Extra Geschützte Tiere: Die Saatkrähe (Corvus frugilegus) gilt bundesweit als gesetzlich besonders geschützte Vogelart, und gemäß Bundesnaturschutzgesetz und Bundesartenschutzverordnung ist es verboten, die Vögel zu töten, zu fangen, ihre Nester zu zerstören oder ihre Eier zu entfernen und die Tiere während der Brut und Jungenaufzucht zu stören. Nur in wenigen begründeten Fällen können die oberen Naturschutzbehörden Ausnahmen von diesen Verboten erteilen, wenn beispielsweise in der Nähe eines Flugplatzes die Flugsicherheit durch vorhandene Krähen gefährdet wäre. Die Saatkrähe, die sowohl Zug- als auch Standvogel sein kann, beginnt mit dem Nestbau Ende Februar/Anfang März und bevorzugt dafür besonders die Kronen großer Laubbäume. Krähen sind sehr gesellige Tiere und treten meist in Kolonien auf. Brutbeginn ist je nach Witterung Mitte März bis Ende April. (uhe)

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