Schwere Arbeit unter Tage

Bleialf · Das Besucherbergwerk Bleialf zieht im Jahr bis zu 1800 Gäste an. Im Winter ist es zwar geschlossen, aber trotzdem herrscht Betriebsamkeit unter Tage. Teile des Stollens werden gerade von Ehrenämtlern renoviert.

Bleialf. Ein leichter Windzug schlägt dem Besucher entgegen. Nur ein kleiner Augenblick bleibt, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, dann fällt die mächtige Tür zum Mühlenberger Stollen im Bleialfer Besucherbergwerk ins Schloss. Dunkelheit legt sich über den Eingang. Im diffusen Licht sind schmale Holzbohlen zu erkennen. Ein konstanter Strom kristallklaren Wassers fließt unter den Brettern aus dem Bergwerk hinaus. Die Decke aus halbierten Holzstämmen ist gefährlich niedrig.
Wo Gäste zwischen Mai und Oktober gebückt in die Tiefe laufen können, stehen Schubkarren und schweres Gerät herum. Zwar ist Bleialfs Touristenattraktion aktuell zur Winterpause geschlossen, das heißt aber nicht, dass es still wäre in dem 1954 stillgelegten Bleierzbergwerk "Neue Hoffnung". Schon im zweiten Jahr werden die Wintermonate für wichtige Reparaturarbeiten genutzt.
"Die ersten zwanzig Meter des Stollens haben einen hölzernen Türstockausbau. Das Gestein ist hier so nah an der Oberfläche, dass es noch relativ locker sein kann. Erst weiter hinten im Gang geht es ohne Stützen", sagt Ernst Gilles, erster Vorsitzender des Bergmannsvereins St. Barbara Bleialf. Doch eben diese Holzträger und -bohlen seien dem permanenten Fluss von Wasser ausgesetzt. "Alle 25 Jahre müssen wir da ran. Ansonsten wäre der Eingang nicht mehr sicher", sagt Gilles.
Mit Max und Manuel Pfeiffer, Andreas Hack, Thomas Moelter, Michael Gilles und Willi Bach habe er glücklicherweise ein motiviertes, junges Team gefunden, das ehrenamtlich den Stolleneingang auf Vordermann bringe. "Das ist nicht selbstverständlich. In aller Frühe fangen die Burschen an den Wochenenden an zu arbeiten und sind dann bis in die Abendstunden beschäftigt", sagt Gilles.
70 Stunden Arbeit pro Kopf


Zum Glück habe man diese Runde im Verein, sagt der Vorsitzende. Sie bestehe fast ausschließlich aus gelernten Schreinern, niemand brauche ihnen zu erklären, was zu tun sei, und jung genug seien die Männer mit Mitte 30 auch noch. "Sonst würden sie das körperlich nicht mehr so gut wegstecken können. Wir sind mit etwa 350 Mitgliedern zwar ein recht großer Verein, die meisten von uns sind aber nicht mehr die Jüngsten", sagt Gilles.
Drei bis vier Stunden dauere es, bis zwei Männer eine der tragenden Konstruktionen, den sogenannten Verbau, ausgetauscht hätten, sagt er. "Im letzten Winter haben wir damit angefangen, morsche Stempel, das sind die zwei stützenden Balken sowie ihre Kappen, also die Querbalken an der Decke, wo es nötig ist, zu erneuern. "Pro Person kamen da mit Sicherheit 70 Arbeitsstunden zusammen", sagt er. Das verbaute Holz dazu stamme ausschließlich aus der nahen Region. "Meist sind es Eichenstämme. Die sind ziemlich stabil und haltbar."
Stollenführer dringend gesucht


Dass viele Mitglieder des Vereins allmählich das Rentenalter erreichten, bereite nicht nur bei der Sanierung des Stollens Sorgen, auch an anderer Stelle werde es zunehmend schwieriger, das Angebot im Besucherbergwerk aufrecht zu erhalten. "1600 bis 1800 Besucher führen unsere 25 ehrenamtlichen Stollenführer im Schnitt jährlich durch das Besucherbergwerk. Noch reicht das, wir müssen aber dringend neue Stollenführer finden, ansonsten bekommen wir bald Probleme", befürchtet Gilles.
Eine der Schwierigkeiten beim Anwerben: "Als Verein, der ausschließlich ehrenamtlich arbeitet, können wir ja unsere Stollenführer - nicht wie in anderen Besucherbergwerken üblich - bezahlen." Man sei auf das Engagement und die Leidenschaft der Ehrenämtler angewiesen.
Das Besucherbergwerk Bleialf ist von Mai bis Oktober jeweils samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 5 Euro (ermäßigt 2,50 Euro.) Sonderführungen werden nach Vereinbarung auch wochentags angeboten. Weitere Informationen zum Bergmannsverein Bleialf im Internet auf: www. bergmannsverein.bleialf.org
Extra

 Ernst Gilles zeigt, wie wichtig die Verbaue besonders im Eingang des Mühlenberger Stollens sind. TV-Foto: Frank Auffenberg

Ernst Gilles zeigt, wie wichtig die Verbaue besonders im Eingang des Mühlenberger Stollens sind. TV-Foto: Frank Auffenberg

Bereits im 11. Jahrhundert wird die Förderung von Bleierz in der Schneifel erwähnt. Das Bergwerk in Bleialf entsteht wohl zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert. Nach mehrfacher Unterbrechung wird der Bergbau Mitte des 19. Jahrhunderts intensiviert, aber auch immer wieder unterbrochen. 1943 wird der reguläre Grubenbetrieb eingestellt. 1951 bis 1954 wird bei Ihrenbrück die Fortsetzung des Richelberger Gangs geprüft, der Bergbau in Bleialf und der nahen Umgebung dann aber 1954 endgültig eingestellt. aff

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