Schwierige Suche nach Wehrleitern und Jugendlichen

Bitburg/Prüm · Im Eifelkreis gibt es noch fast genauso viele Feuerwehren wie Ortschaften. Auch ist die Zahl der freiwilligen Helfer nicht gesunken. Dennoch kämpfen viele Wehren mit Nachwuchsproblemen. Auch die Suche nach Führungskräften ist schwierig. Denn die Bereitschaft fürs Ehrenamt sinkt.

Bitburg/Prüm. Erst ein leises Prasseln, dann ein lauter Knall, und plötzlich schlagen Flammen aus einem zerborstenen Fenster und züngeln im Dunkeln gespenstisch hell an der Hauswand empor. Wenn erst mal ein Feuer ausgebrochen ist, dauert es nur rund 20 Minuten, bis ein Haus lichterloh brennt. Wenig Zeit, ein Menschenleben zu retten. Deshalb schreibt das Gesetz den rheinland-pfälzischen Feuerwehren auch vor, dass sie innerhalb von nur acht Minuten nach der Alarmierung in voller Montur vor Ort sein müssen.
Das könnte gerade im dünn besiedelten Eifelkreis schwierig werden, wenn die nächste Feuerwehr drei Ortschaften entfernt liegt. Doch noch ist die Lage ganz gut. Denn noch hat der Kreis fast so viele Feuerwehren (224) wie Orte (235).
Kreis stemmt sich gegen Trend


Auch bei der Zahl der Feuerwehrleute scheint sich der Kreis gegen den Trend zu stemmen: Es sind mehr geworden. Einer Studie des Kreisfeuerwehrverbands zufolge gab es 2005 3860 Feuerwehrleute im Kreis, 2008 waren es 3823 und Ende 2010 sogar 4092.
Allerdings rät der langjährige Wehrführer und aktuelle Brandschutzbeauftragte des Kreises Klemens Mossal (siehe Text "Erinnerungen eines Brandschützers") davon ab, diese Zahlen zu hoch zu hängen. Es seien sicher auch viele Karteileichen dabei. Und der Trend gehe - wie überall - auch im Eifelkreis bergab.
In der Tat haben viele Feuerwehren mit Problemen zu kämpfen. "Oft fehlt der Nachwuchs", sagt Wolfgang Rütz, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands. Auch, wenn sich die Situation nach Auskunft des Kreisfeuerwehrinspektors Manfred Schuler von Ort zu Ort unterschiedlich darstellt und das Problem keineswegs nur an der Größe der Wehr oder der Lage des Dorfes festgemacht werden kann. Einen wesentlichen Grund für den Nachwuchsmangel sehen beide darin, dass in den Dörfern als Folge des demografischen Wandels immer weniger Jugendliche leben - und die Zahl derer, die ihre Freizeit lieber anders verbringen will, gestiegen ist.
Höherer Frauenanteil wichtig


Viele Wehren werben daher sehr um die Jugendlichen. "Wir müssen uns auch um einen höheren Frauenanteil bemühen", sagt Schuler. Es gilt, Leute zu motivieren. Denn flächendeckend haben viele Feuerwehren mit einer sinkenden Bereitschaft zum Ehrenamt zu kämpfen.
Schwierig wird es, wenn sich niemand findet, der bereit ist, Wehrleiter zu werden - ein Ehrenamt, das besonders viel Arbeit und Verantwortung mit sich bringt. Denn ohne Wehrleiter keine eigenständige Wehr. Da sich immer weniger Menschen bereiterklären, einen großen Teil ihrer Freizeit für die freiwillige Führungsaufgabe zu opfern, geht Mossal davon aus, dass in Zukunft einige der 224 Feuerwehren des Kreises ihre Eigenständigkeit verlieren werden oder im ungünstigsten Fall sogar aufhören zu existieren. "Hier kann langfristig nur eine Unterstützung durch mehr hauptamtliche Kräfte bei der freiwilligen Feuerwehr helfen", sagt Schuler.
Allerdings ist die reine Existenz einer örtlichen Feuerwehr auch noch keine Garantie dafür, dass im Ernstfall genügend Helfer da sind. Denn ihre Arbeitsstellen liegen meist nicht im Dorf selbst. Um tagsüber bei einem Alarm dennoch schlagkräftig zu sein, werden im Ernstfall mehrere Wehren gemeinsam alarmiert. Für Schuler ein erfolgversprechendes System. Ebenso wie die interkommunale Zusammenarbeit. Es gelte, neue Wege zu gehen. "Wenn sich die Basis an diesem Prozess beteiligt, dann ist mir um den Fortbestand der Wehren im Eifelkreis Bitburg-Prüm nicht bange", sagt Schuler. Denn dann werden auch künftig nur wenige Minuten nach dem Alarm Menschen vor Ort sein, die in der Lage sind, Brände zu löschen und Menschen zu retten. Im Eifelkreis gab es Ende 2010 laut Kreisfeuerwehrinspektor 4092 Wehrleute (972 Männer und 120 Frauen). Organisiert sind sie in 224 Freiwilligen Wehren mit 300 Einsatzfahrzeugen. Zudem gibt es 52 Jugendfeuerwehren mit 620 Jugendlichen (davon 166 Mädchen). Einer Studie des Kreisfeuerwehrverbands aus 2009 zufolge weist der Eifelkreis eine hohe Feuerwehrdichte auf: Im Landesschnitt gibt es 0,56 Feuerwehren pro 1000 Einwohner. Hier sind es 2,2. Allerdings ist die Zahl der Mitglieder pro Wehr deutlich geringer als andernorts: Der Bundesschnitt liegt bei 42. Der Landesschnitt bei 23. Und der Eifelkreis bei nur 17 Mitgliedern pro Wehr - kein Wunder, wenn man bedenkt, dass viele Orte weniger als 100 Einwohner haben. Von 100 Einwohnern sind im Eifelkreis rechnerisch 3,75 freiwillig Feuerwehrmitglied, im Bundesschnitt nur 1,26. Das zeigt laut Studie auch, dass der Zusammenhalt in den kleinen Orten der Eifel ein anderer ist als in größeren Gemeinden. kah

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