Sechs Orte und ein Weg

Brimingen · Während landesweit viele kleine Dörfer aufgrund der demografischen Entwicklung nach und nach ausbluten, sind Baustert, Brimingen, Feilsdorf, Hisel, Hütterscheid und Mülbach mit der Bildung einer Dörfergemeinschaft in die Offensive gegangen. Größer sind die einzelnen Orte dadurch nicht geworden, aber stärker.

Brimingen. Die Abkürzung klingt, als seien die Buchstaben wahllos aus mehreren Alphabeten zusammengewürfelt und dann sortiert worden: "BBFHHM". Vokale sucht man in diesem Zungenbrecher vergebens, was allerdings auch einen guten Grund hat. Es sind die sechs Anfangsbuchstaben jener Orte, die hinter dieser Abkürzung stehen, nämlich Baustert, Brimingen, Feilsdorf, Hisel, Hütterscheid und Mülbach. Sechs Gemeinden der VG Bitburg-Land, die allesamt nur wenige Kilometer voneinander entfernt liegen und - mit Ausnahme von Hütterscheid - zum ehemaligen Einzugsgebiet der Bausterter Schule gehörten. Und obwohl diese Schule längst Geschichte ist, hängt letztlich alles mit ihr zusammen.
"Entstanden ist die Dörfergemeinschaft mit dem Verkauf der Schule vor zwei Jahren", erklärt Udo Brück, Ortsbürgermeister in Baustert. Denn bis dahin wurde das Gebäude noch von den örtlichen Vereinen genutzt, was dann aber durch den Verkauf nicht mehr möglich war. "Wir brauchten also neue Räume für unsere Gruppen und Vereine", sagt Brück. Und da die Auswahl an vorhandenen Dorfgemeinschaftshäusern sowohl im ehemaligen Schuleinzugsgebiet als auch im Nachbarort Hütterscheid - vorsichtig ausgedrückt - sehr begrenzt war, kam eigentlich nur das alte Jugendheim in Baustert in Frage.
Gemeinsame Feste und Ausflüge


Das allerdings war zu diesem Zeitpunkt stark renovierungsbedürftig, weshalb die Idee aufkam, das Gebäude, das im Eigentum der Kirchengemeinde ist, gemeinsam zu renovieren, um es später auch gemeinsam nutzen zu können. Mehr als 70 Helfer aus allen sechs Orten haben in 1200 ehrenamtlich geleisteten Arbeitsstunden dazu beigetragen, das Gebäude von Grund auf zu sanieren, so dass die Dörfergemeinschaft seit vergangenen Herbst ein eigenes Dorfgemeinschaftshaus hat, das nicht nur von allen genutzt wird, sondern dessen Unterhaltungskosten sich auch alle Beteiligten teilen.
Und wer das Jugendheim besucht, erkennt das gemeinsame Werk an den sechs Wappen, die nicht nur die Wand des Festsaals schmücken sondern auch die Vereinbarung, die von allen OrtsChefs unterzeichnet wurde. Neben der gemeinsamen Sanierung und Nutzung des Jugendheims beinhaltet dieser Pakt auch das Veranstalten gemeinsamer Feste und sogenannter Event-Tage.
So wurde etwa im Frühjahr die Markenerlebniswelt in Bitburg besucht. Chauffiert wurden die Teilnehmer von einem ortsansässigen Busunternehmer. Und auch das Dörferfest, das 2010 erstmals veranstaltet wurde, sei bei den Bürgern sehr gut angekommen, sagt Brück. "Der Zusammenhalt ist mittlerweile deutlich stärker als vorher", meint auch der Hütterscheider Ortsbürgermeister Peter Helbach, in dessen Gemeinde bereits ein gemeinsames Grillfest gefeiert wurde.
Etwas weniger als 1000 Einwohner zählt die Dörfergemeinschaft, die in ihrer Art in der Region Trier bislang einmalig ist. Zu den Projekten, die als Nächstes anstehen, zählt die Einrichtung einer Ehrenamtsbörse, über die beispielsweise Fahrgemeinschaften oder aber Babysitterdienste vermittelt werden können. Und im kommenden Frühjahr soll an zwei Samstagen auch ein Fotokurs angeboten werden. Zudem ist derzeit eine eigene Internetseite im Aufbau, die als Plattform für die Gewerbetreibenden der sechs Orte dienen soll. Die heißt übrigens www.doerfergemeinschaft.de. Ist vielleicht auch besser so, denn www.bbfhhm.de wäre dann doch des Guten zuviel.Meinung

Eine wegweisende Zusammenarbeit
Zusammen anpacken, zusammen feiern, zusammen in die Zukunft gehen: Das, was die sechs Dörfer Baustert, Brimingen, Feilsdorf, Hisel, Hütterscheid und Mülbach tun, ist vorbildlich. Und es ist wegweisend. Denn der demografische Wandel hat den Eifelkreis bereits heute schon fest im Griff. Es wird absehbar immer weniger Menschen in den Dörfern geben. Und von diesen wird ein immer größerer Anteil im Rentenalter sein. Es ist auch absehbar, dass viele kommunale Aufgaben dann von den schrumpfenden Kleinstdörfern nicht mehr zu schaffen sein werden, dass Vereine aufgeben müssen und die Dorfgemeinschaft leidet. Eine Dörfergemeinschaft hingegen bietet die Chance, zusammen das zu tun, was alleine nicht mehr möglich wäre. k.hammermann@volksfreund.de Von den 235 Ortsgemeinden des Eifelkreises haben 78, also rund ein Drittel, weniger als 100 Einwohner. Zieht man von den insgesamt 94 000 Einwohnern des Eifelkreises die Bevölkerung aus Bitburg (12719; Wert vom 31. Dezember 2010, Quelle: Statistisches Landesamt) und Prüm (5288) ab, so ergibt sich für die übrigen Gemeinden eine Durchschnittsgröße von 326 Einwohnern. Die größte Gemeinde der Dörfergemeinschaft BBFHHM ist Baustert (500), gefolgt von Hütterscheid (201), Mülbach (109), Brimingen (77), Feilsdorf (28) und Hisel (13). uhe

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