Sehnsucht nach innerer Freiheit

SCHÖNBERG/BELGIEN. Die Premiere der dritten Passionsspiele im Grenzort Schönberg fand über die ostbelgische Region hinaus eine überwältigende Resonanz. Die Erstaufführung von insgesamt 13 Veranstaltungen unter dem Passionsspieltitel "Ecce homo: Seht da, der Mensch" war ausverkauft.

 Paulus im Gefängnis. Eine Szene von den Passionsspielen im belgischen Schönberg.Foto: Kaspar Thürwächter

Paulus im Gefängnis. Eine Szene von den Passionsspielen im belgischen Schönberg.Foto: Kaspar Thürwächter

In der Mehrzweckhalle des Schönberger Freizeitzentrums begrüßte Marlene Backes im Namen des Organisationsteams 420 Zuschauer zur Passionsspiel-Premiere 2003. Als Ehrengäste hieß sie den Bischof von Lüttich, Aloys Jousten, Christian Krings, Bürgermeister von St. Vith, und die Dechanten der drei Dekanate der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens willkommen. Die Anwesenheit von belgischen, niederländischen und deutschen Delegationen und Vertretern der Dachorganisation "Euro-Passion" bewiesen zudem die Bedeutung der Aufführungen über die Grenzregion hinaus. Aus Deutschland waren Abordnungen aus den Passionsspielorten Wal-lersheim, Rieden bei Mayen, Wintrich an der Mosel, Auersmacher im Saarland und aus dem hessischen Sommersdorf gekommen. Mehr als zwei Stunden herrschte fast atemlose Stille auf der Tribüne. Die Zuschauer waren fasziniert von der Thematik, Inszenierung und den hervorragenden schauspielerischen Leistungen aller insgesamt 34 Darsteller. Tief bewegt wurden sie vom Leben, Kämpfen und der Kreuzigung des Jesus von Nazareth und von der großen Bedeutung seiner Botschaft. Sie wurden eingestimmt auf drei Zeitebenen: die Jesus-Ebene, die Paulus-Ebene und die heutige Zeit. Dabei zieht sich die in jedem Menschen vorhandene Sehnsucht nach innerer Freiheit durch das ergreifende Schauspiel. Brillant interpretiert folgte auf eine Szene aus dem Leben Jesu (Lothar Krämer) eine Szene von Paulus (Claude Theiss) oder aus der heutigen Zeit. Auf der Paulus-Ebene ist es die geflohene Sklavin Onisima (Claudine Schröder), die in ihrer Verzweiflung Schutz bei Paulus sucht. Mit Hilfe des selbst von den Römern gefangen gehaltenen Apostels macht sie ihre eigenen Erfahrungen und findet schließlich durch Leiden und Verzweiflung hindurch den Weg zur inneren Freiheit.Die Rolle der Frauen

Judith indes, eine Schülerin der heutigen Zeit, (Doppelrolle: Anja Backes und Claudia Schmetz), will frei sein und ihr Leben selbst gestalten. Von ihrem überaus strengen Vater (Robert Schmetz) fühlt sie sich dabei nicht verstanden. Verzweifelt versucht Judith, sich das Leben nehmen. Als sie dann aber gerettet wird, bittet der Vater um die innere Befreiung von seiner Schuld, und der Frieden in der Familie ist wieder hergestellt. Die Szenen der Jesus-Ebene beschränken sich nicht auf die traditionelle Leidensgeschichte. Deutlich wird, dass Jesus seit seinem öffentlichen Auftreten an der Seite seiner Jünger sich für die ganzheitliche Befreiung und Heilung der Menschen eingesetzt hat, obwohl er immer wieder missverstanden wurde. Die Rolle der Frauen in der Nähe Jesu wird herausgehoben besonders in den Figuren der Mutter des Judas (Magaretha Schröder) und bei den Begegnungen der Frauen nach der Verleugnung des Petrus. Nach Spielende versammelten sich unter lang anhaltendem Beifall der Autor von "Ecce homo", Siegfried Bongartz, Regisseur Alfons Velz und Bischof Jausten mit allen Darstellern auf der Bühne. Weitere Aufführungen in Schönberg sind freitags, 14. März bis 4. April, 20.30 Uhr; Samstag, 15. und 22. März, 15 Uhr; Samstag, 29. März und 5. April, 20.30 Uhr; Sonntag, 16. März bis 6. April, 15 Uhr. Karten im Vorverkauf gibt es bei Bärbchen und Joseph Kirchens, Telefon, 0032/80549444.

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