Sein zweites Gesicht

Arzfeld · Die Fraktionen im Rat der Verbandsgemeinde Arzfeld haben beschlossen, am Ausbau der Grundschule Waxweiler für das Ganztagsangebot festzuhalten - in einer günstigeren Variante als zunächst geplant. Allerdings krachte es gewaltig: Bürgermeister Andreas Kruppert wetterte gegen Presse und Eltern.

 Freundlich kann er natürlich auch: Andreas Kruppert auf einem Wahlplakat. TV-Foto: Archiv/Fritz-Peter Linden

Freundlich kann er natürlich auch: Andreas Kruppert auf einem Wahlplakat. TV-Foto: Archiv/Fritz-Peter Linden

Zuerst das Sachliche: Der Rat der Verbandsgemeinde (VG) Arzfeld hat am Donnerstag einstimmig einen geänderten Plan für die Erweiterung der Grundschule in Waxweiler beschlossen.
Die Schule braucht mehr Platz für ihr Ganztagsangebot (der TV berichtete). Allerdings liegen Land und Kommune im Streit darüber, wie und wo dieser Platz geschaffen werden soll: Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier lehnte bisher den Anbau an der Grundschule ab, stattdessen solle die VG die leerstehende ehemalige Hauptschule ganztagsgerecht herrichten und sanieren. Das aber, so die Rechnung der Verbandsgemeinde, würde drei Millionen Euro kosten, während der Ausbau der Grundschule nach ursprünglichem Entwurf für 750 000 Euro zu haben sei.

Deshalb legten VG und Architekt Manfred Berg im Rat eine taufrische, in den vergangenen Tagen entstandene Variante vor - mit einer wesentlichen Änderung: Die Schule soll neue Räume erhalten - aber auch Platz für die beiden ältesten Jahrgänge des Kindergartens, der ebenfalls erweitert werden muss. Denn von August an müssen dort auch Kinder unter zwei Jahren aufgenommen werden. Preis für diese Variante: 591 000 Euro, Anteil der Kommune 250 000 Euro.

Das fanden alle prima: Fraktionen, Eltern, Lehrer, Erzieherinnen. Stellvertretend sei Lothar Brandt von der SPD zitiert: "Das ist nicht mehr die zweitbeste Lösung, sondern in Verbindung mit der Kita die bestmögliche." Vor allem, weil sie den älteren Schützlingen einen weichen Übergang in die Schule ermögliche. Die VG ist nun damit beauftragt, das Bewilligungsverfahren in Gang zu setzen.
Alles gut? Nicht ganz: Denn da war ja noch der offene und kritische Elternbrief mit mehr als 100 Unterschriften, der am Rande der Sitzung überreicht wurde (TV von Donnerstag). Allerdings mit einer versöhnlichen Zusatzbemerkung, die nach der jüngsten Entwicklung hinzugefügt worden, in unserem Artikel aber nicht mehr berücksichtigt war.

Bürgermeister Andreas Kruppert, sichtlich sauer, setzte deshalb sein weniger freundliches Gesicht auf - und
nahm Bericht und Brief zum Anlass, vor versammeltem Rat, Eltern und Lehrerschaft seinen Kragen platzen zu lassen: Gerade habe man sich auf eine gemeinsame Richtung geeinigt, und dann diese Veröffentlichung - "unwahr, populistisch, absolut fehl am Platz" nach all den bisherigen Bemühungen. "Hier wurde sich der Arsch aufgerissen", sagte der Bürgermeister, und dann sehe er sich mit solchen "Ungeheuerlichkeiten" konfrontiert und mit Dreck beworfen. Das wolle man nicht so stehen lassen: "Wir werden dagegen angehen."
"Da krieg ich einen Hals," bekannte auch Rainer Hoffmann, obwohl er, wie die anderen Fraktionssprecher, deutlich um Sachlichkeit bemüht war. Hermann Köppen (Liste Köppen) und Patrick Bormann (CDU), plädierten dafür, die Angelegenheit als erledigt zu betrachten und die gemeinsam eingeschlagene Richtung beizubehalten. Bormann: "Es ist Zeit, dass wir in medias res gehen."

Johannes Trapp, Vorsitzender des Schulfördervereins, wirbt nach der turbulenten Sitzung um Verständnis für die Unterzeichner des Briefs: "Die Eltern hatten die Befürchtung, dass gar nichts passiert", sagt er. Der Brief sei verfasst worden, als der Informationsstand noch ein anderer gewesen sei. Allerdings hält er es dennoch für richtig, "dass die Eltern mobilgemacht haben. Das hat was bewegt."Meinung

Geht in Ordnung
Die Tirade von Andreas Kruppert geht in Ordnung: Journalisten sind erstens nicht unfehlbar und zweitens selbst im Austeilen geübt. Dass sich also ein Bürgermeister Luft macht - gebongt. Es darf auch mal krachen. Es darf aber nicht dazu führen, dass die Eltern eingeschüchtert werden. Schule und Kinder brauchen engagierte Eltern, auch wenn sie renitent sind oder einmal über das Ziel hinausschießen. Maul halten war früher. fp.linden@volksfreund.deExtra

Sandra Meyers soll nach Wunsch des Rats Leiterin der Grundschule in Lützkampen werden, nachdem Klaus Juchmes in den Ruhestand getreten ist. Die Entscheidung trifft die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion. Die Pädagogin leitet die Schule bereits kommissarisch und leiste, so die fraktionsübergreifende Meinung, exzellente Arbeit. Die Ex-Hauptschule in Daleiden beherbergt nur noch die Grundschule. Der Rat befürwortet die Umwandlung ins"Haus der Bildung", in dem auch die Kindertagesstätte unterkommen soll (der TV berichtete). Dicker Posten: der Brandschutz mit 170 000 Euro. Diese Kosten, sagt Andreas Kruppert, wären aber auch ohne Kita-Einzug angefallen. fpl

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