Seinsfeld und die strohgedeckten Dächer

Strohdächer waren im 19. Jahrhundert obligatorisch in der Eifel. Weil aber dadurch viele Feuer entstanden, verbot der Staat die Stroheindeckung. In Seinsfeld bei Kyllburg wurde allerdings im Jahre 1845 eine Ausnahme gemacht.

Seinsfeld. Zur Vermeidung von Feuersbrünsten hatte die Bezirksregierung Trier 1837 angeordnet, bei der "Anlegung neuer Dächer nur Bedachungen von Metall, Schiefer oder Ziegeln und Lehmschindeln" zu erlauben. Die bis dahin üblichen Strohdächer waren nur noch bei allein stehenden Häusern möglich.

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1845 teilte der in Oberkail residierende Amtsbürgermeister dem Landrat mit, dass von zwei neuen Dacheindeckungen in Seinsfeld und fünf in Steinborn fast alle aus Lehmschindeln bestünden. Allerdings schränkte der Bürgermeister den Erfolg ein wenig ein: Jakob Schilz aus Seinsfeld habe zwar ein annehmbares Lehmschindeldach aufgelegt, aber "dasselbe könnte besser gefertigt sein". Dieselben Worte vermerkte er bei drei weiteren Häusern in Steinborn.

Dennoch war nun der Weg vom Strohdach hin zu feuerbeständigerem Dachmaterial eingeschlagen. Ausnahmen wurden jedoch zugelassen, wie den Akten der ehemaligen Bürgermeisterei Seinsfeld zu entnehmen ist. 1844 war der Landwirt Michael Meyer aus Seinsfeld "wegen unerlaubter Auflegung einer Seite des Stalldaches mit Stroh" vom Bürgermeisteramt Oberkail dazu verdonnert worden, die Dachdeckun durch eine feuerfeste zu ersetzen. Meyer erklärte, das Gebäude gehöre seiner Schwiegermutter, der Witwe Jakoby. Er wohne dort nur. Das Gebäude sei in derart schlechtem Zustand gewesen, dass das dort lagernde Heu bei Regen nass geworden sei. Weil seine Schwiegermutter zu wenig Geld habe, um das Dach mit Schindeln einzudecken und den Unterbau zu finanzieren, habe sie das alte Dachgehölz gelassen und die baufällige Seite mit Stroh gedeckt. Meyer appellierte, von der Niederreißung abzusehen.

Der Amtsbürgermeister hatte ein Einsehen und beantragte beim Landrat, von einem Abriss abzusehen. Zudem sei das Gebäude so alt, dass es alsbald abgerissen oder komplett renoviert werden müsse. Der Landrat antwortete am 2. September 1844, dass "von der Niederreißung Abstand genommen werde".

Das war eine Ausnahme. Im Laufe der Jahrzehnte stieg die Zahl feuerfester Dacheindeckungen, vor allem mit Schiefer, Metall sowie Ziegeln. ger

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