Selbstbewusst ins Leben

Bitburg/Prüm · Jedes fünfte Kind in Rheinland-Pfalz ist von Armut bedroht. Diese Zahl geht aus dem Armuts- und Reichtumsbericht der Landesregierung für 2015 hervor. Mit einem Präventionsprojekt und gezielten Angeboten will der DRK-Kreisverband Bitburg-Prüm Kinder aus einkommensschwachen Familien stärken.

 Kinder aus einkommensschwachen Familien haben es schwer, an organisierten Sport- und Freizeitaktivitäten teilzunehmen, wie das Symbolfoto darstellen soll. TV-Foto: Wilma Werle

Kinder aus einkommensschwachen Familien haben es schwer, an organisierten Sport- und Freizeitaktivitäten teilzunehmen, wie das Symbolfoto darstellen soll. TV-Foto: Wilma Werle

Foto: Wilma Werle (wiw) ("TV-Upload Werle"

Bitburg/Prüm. "Starke Kinderherzen - glücklich und selbstbewusst ins Leben" - so lautet das Programm, das im Mai mit Unterstützung der Stiftung "Herzenssache" angelaufen ist. Das auf zwei Jahre angelegte und auf die Stadt Bitburg konzentrierte Projekt will mit bedarfsorientierten Angeboten betroffene Kinder unterstützen und stark machen.
"Armut betrifft nicht nur ausländische Familien, sondern auch deutsche. Grundsätzlich haben Alleinerziehende, Familien mit mehr als zwei Kindern und Familien mit Migrationshintergrund ein höheres Armutsrisiko. Die Sprachkenntnisse der Eltern sind ebenfalls ein entscheidender Faktor", sagt Ulrike Meul, Leiterin des Referats Kinder, Jugend und Familie beim DRK-Kreisverband Bitburg-Prüm. Meul war viele Jahre Schulsozialarbeiterin an einer Bitburger Grundschule und kennt die Probleme.
Auf diesen Erfahrungen will Bettina Rother, die das neue Projekt betreut, aufbauen. In der Anfangsphase sucht sie das Gespräch mit den verschiedenen Einrichtungen, um dann zielorientiert ihre Angebote zu erarbeiten. "Ein Kind ist nie isoliert zu betrachten, sondern innerhalb seiner Familie. Deshalb ist es wichtig, die ganze Familie in die Angebote einzubinden, um Lebensbedingungen nachhaltig ändern zu können", betont Rother. Meul ergänzt: "Wir wollen mit den Ressourcen innerhalb der Familie arbeiten, vorhandene Stärken fördern und ausbauen." Rother denkt an Sportangebote speziell für Mädchen im Grundschulalter oder an einen Kurs zum Thema gesunde Ernährung. "Denkbar wären auch Besuche bei der Feuerwehr, im Krankenhaus oder in der Stadtbücherei."
All das kann nur funktionieren, wenn die Angebote die Familien auch wirklich erreichen. "Darum ist es wichtig, persönliche Kontakte zu den Einrichtungen zu nutzen und die Kooperationen auszubauen. Die Angebote erreichen die Kinder besser, wenn die Einladungen über vertraute Bezugspersonen stattfinden", ist Rother überzeugt. "Dabei geht es nicht nur um Bildungsangebote. Die Kinder sollen auch auf emotionaler und sozialer Ebene gestärkt werden", ergänzt Meul. Das Stichwort lautet Resilienz-Förderung, ein viel beachteter Ansatz in der Psychologie. Resilienz meint die seelische Widerstandskraft, die Fähigkeit, sich von Lebenskrisen, widrigen Lebensumständen oder Schicksalsschlägen nicht unterkriegen zu lassen. Ein Ausflug von etwa zehn betroffenen Familien zu einem Erlebnisbauernhof in Wißmannsdorf mit Tieren streicheln, einer Planwagenfahrt und einem gemeinsamen Picknick hat Meul und Rother in ihrem Ansatz bestätigt.
"Alle haben viel gelernt über die Erzeugung von Lebensmitteln, ihren räumlichen Radius erweitert, neue Erfahrungswelten mit allen Sinnen erlebt und eine Gemeinschaft zwischen Gleichaltrigen, Geschwistern und Eltern gespürt. Von diesem glücksspendenden Erlebnis kann die ganze Familie zehren", erzählt Rother.
Ziel sei nicht das Ereignis als solches, sondern durch die Gemeinschaft das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken. Denn starke Kinderherzen können besser mit Krisen umgehen. wiw

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort