Sicherheitsrisiko Sarg

BITBURG. (mkn/har) Der Besuch von Ronald Reagan in Bitburg jährte sich vor wenigen Tagen zum 20. Mal. Für zwei Männer verbinden sich mit dem 8. Mai 1985 ganz eigene, kleine Geschichten am Rand des Ereignisses.

In den Geschichtsbüchern sind die Namen von Hans Karb und Hans-Dieter Müller bisher noch nicht verzeichnet. Dabei hätte der Besuch des US-Präsidenten Ronald Reagan am 8. Mai 1985 in Bitburg ohne die beiden Herren sicher nicht in der bekannten Form stattgefunden. Hans Karb aus Philippsheim war in den 80er Jahren auf der Air-Base Bitburg beschäftigt. "Die Amerikaner brauchten Dolmetscher und kamen da auf mich", erinnert sich Karb. Er wurde dem Sicherheitsbeamten Connely zugeteilt. "Um 8 Uhr sind wir auf die Kolmeshöhe gefahren", erinnert Karb sich an den Morgen des 8. Mai. "Der ganze Friedhof war voll mit Pressevertretern." Die besten Plätze waren belegt, doch es gab ein Problem. "Niemand hatte die Ausweise kontrolliert." Die darauf gedolmetschte Aufforderung stieß auf wenig Gegenliebe. Letztendlich mussten alle runter vom Friedhof und ihre Papiere vorweisen. Das freute die zuerst Kontrollierten, erinnert sich Karb. Denn die suchten sich die besten Plätze auf dem Friedhof aus. "Das gab dann großes Geschrei, als deren Kollegen dazukamen." Im Nachgang eher makaber als lustig war eine weitere Anweisung. "Da kam einer vorbei, der sagte, dass in der Leichenhalle ein Sarg stehe", sagt Karb. Die Reaktion von Sicherheitsmann Conelly war eindeutig: "Dann schauen sie nach, was im Sarg ist." Karb: "Der Mann kam kurze Zeit später zurück und war ganz bleich im Gesicht. Im Sarg hatte wirklich eine Leiche gelegen." Mit solch einer Geschichte nicht aufwarten kann Hans-Dieter Müller. Er hatte während des Besuchs von Ronald Reagan und Helmut Kohl Dienst als Eilbote bei der Post und kann sich noch gut an den Besuch erinnern. "An diesem Tag kamen viele Telegramme für Reagan an. Ich musste mehrmals die Hauptbriefkästen leeren und die Telegramme auf den Flugplatz bringen", sagt Müller, der mittlerweile pensioniert ist. Aber das war gar nicht so einfach: "Morgens standen auf einmal schwer bewaffnete Sicherheitskräfte vor der Post. Die haben sich dann im ersten Stock am Fenster zur Hauptstraße hin postiert. Wenn die einer gesehen hätte, der hätte doch geglaubt, dass die Post überfallen wird", erzählt Hans-Dieter Müller. "Die Sicherheitskräfte haben alles auf mögliche Sprengsätze hin kontrolliert." Auch der Weg von der Post auf den Flugplatz war etwas Besonderes: "Auf der Mötscher-Straße waren Himmel und Menschen versammelt. Die standen alle hinter Zäunen. Die Kanaldeckel waren verschlossen und auf der ganzen Straße war kein ziviles Fahrzeug zu sehen", erinnert sich Müller. "Eigentlich habe ich schon gehofft, dass ich Kohl und Reagan aus der Nähe sehen könnte, doch ich kam gar nicht erst bis zum Tower. Ich wurde von der Air-Police kontrolliert und musste die Telegramme vorm Tower abgeben." Trotzdem: "Es war schon ein außergewöhnlicher Tag für einen Postboten", sagt Müller rückblickend.

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