Sie baut Wohnzimmer für Kühe

Bitburg · Selbst ist die Frau - nach diesem Motto lebt die 22-jährige Isabell Dietrich. Sie ist Innenausstatterin von landwirtschaftlichen Ställen. Ein Beruf, in dem das weibliche Geschlecht selten vertreten ist. Dem TV hat sie von typischen Vorurteilen erzählt und wie sie sich durchsetzt.

 Von wegen rosa Gummistiefel: Isabell Dietrich hat ihre Leidenschaft für die Landwirtschaft bereits mit zwölf Jahren entdeckt und ihr Hobby zum Beruf gemacht – sie richtet landwirtschaftliche Ställe ein. Foto: privat

Von wegen rosa Gummistiefel: Isabell Dietrich hat ihre Leidenschaft für die Landwirtschaft bereits mit zwölf Jahren entdeckt und ihr Hobby zum Beruf gemacht – sie richtet landwirtschaftliche Ställe ein. Foto: privat

Bitburg. Wenn die 22-jährige Isabell Dietrich vor den Landwirten steht und sich als die Innenausstatterin für den neuen Stall vorstellt, staunen die Landwirte erst mal nicht schlecht. "Wie alt sind Sie denn?" und "Sind Sie noch in der Ausbildung", bekommt die junge Frau oft zu hören. Doch die Frohnatur bleibt weiter freundlich und selbstbewusst: Sie hat schon einiges an Erfahrung gesammelt. Seit sie 16 Jahre alt ist, arbeitet sie in diesem Berufsfeld.
Aber nicht nur das Alter lässt viele Landwirte an Dietrichs Kompetenz zweifeln: Auch ihr Geschlecht ist für viele zunächst ein Problem. "Ziehen Sie jetzt Ihre rosa Gummistiefel an?" musste sie sich beispielsweise schon anhören.
Doch Isabell Dietrich nimmt es gelassen. "Während der Arbeit trage ich nur dezent Make-up und immer Jeans", sagt Dietrich. Statt zu Röcken greift sie auch gerne mal zu Gummistiefeln und Latzhose. Das schindet Eindruck bei den Landwirten. Aber nicht nur damit schafft Isabell Dietrich eine Vertrauensbasis: "Wenn die bestellten Geräte im neuen Stall sind, verschwinde ich nicht einfach und lasse mich nie mehr blicken", sagt Dietrich. Sie bleibe so lange, bis auch alles einwandfrei funktioniere. Das spricht sich herum, und so beauftragen sie zahlreiche Bauern mit der Stalleinrichtung. Fünf Ställe im Eifelkreis werden zurzeit von Dietrich eingerichtet.
Bei der Stalleinrichtung gibt es einige Dinge, die sie beachten muss: So braucht jede Kuh einen Liege- und Fressplatz. Auch ein Güllelager darf auf einem Hof nicht fehlen. Doch das darf Isabell Dietrich nicht einfach irgendwo auf dem Grundstück einplanen, sondern nur dorthin, wo die Geruchsbelästigung für Nachbarn am geringsten ist. Ein Jahr dauert es mindestens, bis ein Stall rundum geplant ist. Mit einer Million Euro Ausgaben für den Stall müssen die Landwirte dabei rechnen. "Je nachdem, welche Dimensionen der Bau annimmt, auch mehr", sagt Dietrich.
Die gebürtige Hessin entwickelte ihre Leidenschaft zur Landwirtschaft mit zwölf Jahren auf dem Hof ihrer Großeltern. Als sie eines Tages mit einem Cousin auf dem Traktor saß, legte dieser den ersten Gang ein und sagte bloß: "Jetzt bist du dran." Nachdem sie sich vom ersten Schrecken erholt hatte, machte ihr die Arbeit Spaß. Sie packte regelmäßig bei den Hofarbeiten mit an. Als sie mit 16 Jahren ihren Schulabschluss machte, begann sie ihre Ausbildung im Melktechnikbereich zur Groß- und Außenhandelskauffrau. Anschließend wechselte sie die Firma und wurde Projektmanagerin. Die Liebe zu ihrem Freund zog sie vergangenes Jahr in die Eifel.
Der Umzug brachte ihr nicht nur die Stelle bei der Firma Alff ein, sondern auch die Werksvertretung für eine Firma, die unter anderem sogenannte Güllemixer vertreibt, mit denen die Gülle zu einer fließfähigen Masse aufgerührt wird.
Von vielen ihrer Kunden wird Dietrich deshalb auch liebevoll "Güllekönigin" genannt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort