Sie bleiben lieber weiter alleine

Arzfeld/Irrel · Groß, größer, neue Volksbank Eifel: Geht alles wie geplant, fusionieren im Frühjahr die Volksbanken Bitburg und Eifel Mitte. Die Vorstände der Raiffeisenbanken in Arzfeld und Irrel sehen der neuen Großbank gelassen entgegen. Für sie ist eine Fusion zunächst noch kein Thema.

 Die beiden Vorstandsmitglieder Manfred Weiland (links) und Werner Kemmer von der Raiffeisenbank Irrel. Foto: Raiffeisenbank

Die beiden Vorstandsmitglieder Manfred Weiland (links) und Werner Kemmer von der Raiffeisenbank Irrel. Foto: Raiffeisenbank

Foto: Charly Schleder (e_eifel )

Arzfeld/Irrel. Mit dem Zusammenschluss der Volksbanken Bitburg und Eifel Mitte entsteht im kommenden Jahr eine neue Großbank (der TV berichtete). Die Raiffeisenbanken in Irrel und Arzfeld haben zurzeit keine Fusionsgedanken. Das bestätigen sowohl die Vorstandsmitglieder Franz-Rudolf Hermes und Klaus Peters von der Raiffeisenbank Westeifel als auch Manfred Weiland und Werner Kemmer von der Raiffeisenbank Irrel. Mit den Vorständen beider Banken sprach unsere Redakteurin Stefanie Glandien über mögliche Zusammenschlüsse, das anhaltende Zinstief und die Zukunft kleinerer Banken im zunehmend härteren Überlebenskampf.

Es gab die Idee, alle Volks- und Raiffeisenbanken der Eifel unter ein Dach zu bringen. Warum haben Sie da nicht mitgemacht?
Raiba Westeifel: Im Zusammenhang mit der jetzt veröffentlichten Absicht zur Fusion der beiden Banken wurden wir nie mit der Zielsetzung konfrontiert, alle Genossenschaftsbanken im Eifelkreis unter ein Dach zu bringen. Ein Zusammenschluss ist dann sinnvoll, wenn das einzelne Haus nicht mehr alle Mitglieder- und Kundenbedürfnisse befriedigen kann, die wirtschaftliche Entwicklung das erforderlich macht oder die überbordende Regulatorik einen Zusammenschluss sinnvoll erscheinen lässt.

Raiba Irrel: Es liegt in der besonderen Verantwortung des Leitungsorganes, die Vorteilhaftigkeit einer Fusion für Mitglieder und Kunden, aber auch für die Mitarbeiter sorgfältig zu bewerten. Mit der Entscheidung, mich mit Wirkung zum 1. Januar 2015 in den Vorstand zu berufen, hat unsere Genossenschaft ihre Wertung abgeschlossen und die Entscheidung und Weichen für eine weitere Eigenständigkeit getroffen.

Ist das ein "Nein" für immer?
Raiba Westeifel: Für unser Haus treffen die vorgenannten Gründe nicht zu. Wir können aber nicht ausschließen, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, Bundesbank, Europäische Bankenaufsichtsbehörde und die europäischen Aufsichtsgremien in den nächsten Jahren weitere verschärfende Auflagen erlassen und uns weiter belastende Regulatorik verordnen, die dann eine andere pragmatische und lösungsorientierte Umsetzung erforderlich machen.

Raiba Irrel: Banken bewegen sich wie alle Unternehmen oder unsere Kunden in einem sich ständig verändernden Umfeld. Neben der Annahme neuer Herausforderungen und der Fähigkeit zur Anpassung gehört auch das Offenhalten aller Optionen zum Selbstverständnis einer professionellen Geschäftsführung. Der Erfolg einer Bank ist nicht von ihrer Größe abhängig.

Oder könnten Sie sich vorstellen, miteinander zu fusionieren?
Raiba Westeifel: Bei einer Fusion müssen immer die Bedürfnisse und Vorteile der Mitglieder im Vordergrund stehen und nicht der Drang nach Größe. Es gibt in unserem Verbandsgebiet genügend Beispiele, dass auch noch kleinere Banken selbstständig überlebensfähig sein können. Das gilt sowohl für uns als auch für die Kollegen in Irrel.

Raiba Irrel: Da wir uns für die weitere Selbstständigkeit entschieden haben, sind solche Gedanken bei uns derzeit nicht präsent.

Wie werden Sie mit dem anhaltenden Zinstief umgehen? Wird nun an der Gebührenschraube gedreht oder werden Filialen geschlossen?
Raiba Westeifel: An der Gebührenschraube zu drehen oder Filialen zu schließen ist keine alleinige Möglichkeit, das Problem zu lösen. Unsere Präsenz in der Kundenbeziehung muss dazu führen, dass wir mit hoher Beratungsqualität der Beziehungsmanager zur Lösung der Kundenanforderungen sind und dadurch dann auch Geschäfte akquirieren. Diese qualitativ hochwertige Leistung in regionaler Nähe darf dann auch ihren Preis haben. Aber auch die digitale Geschäftsstelle im Internet wird zukünftig noch eine größere Rolle spielen. Die zurückliegenden großen Umbauinvestitionen in den Standorten Waxweiler, Arzfeld und in 2016 in Schönecken sind ein klares Bekenntnis in unsere Kundennähe und damit auch zum unverzichtbaren Filialkonzept.

Raiba Irrel: Die Besonderheit unserer Genossenschaft besteht darin, dass wir neben dem Bankgeschäft auch das Warengeschäft betreiben. Wir führen damit den Beweis, dass man Bewährtes auch in Zukunft erfolgreich weiterentwickeln kann. Die Niedrigzinsphase belastet zwar unser Zinsergebnis, wirkt sich jedoch positiv auf die Entwicklung unseres Warengeschäftes aus. So führt die rege Investitionstätigkeit im privaten Wohnungsbau zu einer Ergebnisverbesserung im Baustoffhandel, um nur ein Beispiel zu nennen.

Klaus Beckmann, Abteilungspräsident im Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen, behauptet, dass Volks- und Raiffeisenbanken die eindeutigen Verlierer eines in Zukunft noch härteren Überlebenskampfes sein werden. Grund seien der Wandel im Kundenverhalten und strukturbedingte Kosten. Was sagen Sie dazu?
Raiba Westeifel: Die uns auferlegten strukturbedingten Kosten sind sicherlich ein Problem, welches uns bereits erheblich belastet hat und auch zukünftig weiter belasten wird. Die Genossenschaftsbanken haben die Finanzkrise nicht verursacht, waren immer lösungsorientiert Partner des Mittelstandes und ihrer Mitglieder und Kunden und haben diese mit Krediten versorgt, wo andernorts von Kreditklemme geredet wurde. Die aus der Finanzkrise entstandene Regulatorik und Überwachung ist aber genauso groß und umfangreich wie für eine Großbank, obwohl die Genobanken nicht ursächlich für diese Misere sind.

Raiba Irrel: Wer den Kampf ums Überleben gewinnen will, sollte zumindest nicht an seinen Fähigkeiten zweifeln. Wir gehen die zukünftigen Aufgaben mit einer optimistischen Grundhaltung an, dazu gehören auch flexible Anpassungen an ein verändertes Kundenverhalten und die weitere Digitalisierung des Bankgeschäftes.

Wir Volksbanken - und Raiffeisenbanken haben sicher auch immer Hausaufgaben zu erledigen. Unser Geschäftsmodell hat aber oft genug bewiesen, dass wir uns, wo nötig, weiterentwickeln. Viele Wettbewerber gibt es schon nicht mehr und viele derer Namen sind auch schon vergessen.

Wie machen Sie Ihre Bank fit für die Zukunft?
Raiba Westeifel:Unsere gut ausgebildeten Mitarbeiter sind der Garant für eine selbstbewusste und positive Einstellung zur Zukunft. Dieses wichtige Fundament, verbunden mit einem Geschäftsmodell, welches von 18 Millionen Mitgliedern getragen wird, und "handwerklicher Qualitätsarbeit" ist Grundlage, uns bereits jetzt fit für die Zukunft zu fühlen.

Raiba Irrel: Mein Vorstandskollege Manfred Weiland und ich halten sehr viel von einer modernen Interpretation der altbewährten genossenschaftlichen Prinzipien Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung.
Wenn der Wind stürmischer und heftiger wird, kann man sich verbarrikadieren oder aber Windmühlen bauen. Wir beide werden hier klug und weitsichtig abwägen, was jeweils zu tun ist.

Wird es in zwanzig Jahren noch eine Raiba Irrel/Raiba Westeifel geben?
Raiba Westeifel: Eine Vorhersage auf 20 Jahre ist in dieser schnelllebigen, digitalen und globalen Welt nicht möglich.

Raiba Irrel: Ich kann Ihre Frage nicht mit Ja beantworten. Wir sehen aber optimistisch in die Zunkunft. sn
Das vollständige Interview lesen Sie:



volksfreund.de/bitburgExtra

 Die beiden Vorstandsmitglieder der Raiffeisenbank Westeifel: Franz-Rudolf Hermes (rechts) und Klaus Peters. Foto: Raiffeisenbank Westeifel

Die beiden Vorstandsmitglieder der Raiffeisenbank Westeifel: Franz-Rudolf Hermes (rechts) und Klaus Peters. Foto: Raiffeisenbank Westeifel

Foto: (e_eifel )

Die Raiffeisenbank Westeifel hat sieben Geschäftsstellen und drei Automatenstellen, an denen nur ein Geldausgabeautomat steht. Die Bank beschäftigt zum 30. September 2015 insgesamt 104 Mitarbeiter und neun Auszubildende. Die Bank hat eine Bilanzsumme von 400 Millionen Euro. Die Raiffeisenbank Irrel hat drei Filialen, 53 Mitarbeiter und einen Warenumsatz von 26 Millionen Euro. Die Bilanzsumme liegt bei 114,4 Millionen Euro (Stand: 31. Dezember 2014). Die Volksbank Eifel Mitte hat elf Geschäftsstellen und eine Bilanzsumme von knapp 590 Millionen Euro. Bei der Volksbank Bitburg sind es 670 Millionen Euro und 19 Filialen. Zusammen hätten beide Banken knapp 73 000 Kunden, 36 000 Mitglieder und 350 Mitarbeiter. Ein Filialkonzept ist noch nicht erarbeitet. Die neue Bank wäre mit einer addierten Bilanzsumme vom 1,2 Milliarden Euro in ihrer Größe vergleichbar mit der Volksbank Trier. Voraussetzung für die Fusion ist, dass die Vertreter der beiden Genossenschaftsbanken bei den Versammlungen im April 2016 zustimmen. sn

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