"Sie brauchen mir nichts zu erzählen"

BITBURG. Mit leidenschaftlichen Plädoyers gegen die fliegerische Nutzung des Flugplatzes Bitburg beherrschte am Freitag der Hüttinger Bürgermeister Leo Maus die TV-Brennpunkte-Diskussion auf der früheren US-Air-Base. Überraschend skeptisch zeigte sich auch Monika Fink (SPD).

Gleich mit zwei Paukenschlägen endete am Freitag die TV-Brennpunkte-Tour mit den fünf Landtags-Direktkandidaten durch den Kreis Bitburg-Prüm. Im Tower-Restaurant auf dem Bitburger Flugplatz zog Hüttingens Ortsbürgermeister Leo Maus ebenso vehement wie lautstark gegen die Pläne zur fliegerischen Nutzung zu Felde und warf den Betreibern Verschwendung von Steuergeldern vor. Moderiert von TV-Redakteur Marcus Hormes hatten die Landtagskandidaten zunächst in Kurz-Statements ihre Einschätzungen zu dem Vorhaben abgegeben. Andrea Emonts (WASG) lobte zunächst die bisherigen Bemühungen um die Ansiedlung von Unternehmen und warb dafür, weiter in die Infrastruktur zu investieren. Gleichwohl sprach sie sich deutlich gegen die Ausweitung des Flugbetriebs aus. In die gleiche Kerbe schlug Georg Högner (Bündnis 90/Die Grünen). Zwar lobte auch er die "gelungene Konversion", an der viele gute Geister mitgewirkt hätten. Doch auch er erteilte den Plänen zum Flugbetrieb eine klare Absage. Viele Orte, die auf Tourismus setzten, seien durch die drohende Lärmentwicklung betroffen. Dies widerspreche den Bemühungen, die Infrastruktur in diesem Bereich zu verstärken, in eklatanter Weise. "Ein klares Ja von uns" hatte Hermann Marx (FDP) mitgebracht. Der Flugplatz berge Entwicklungspotenziale, die genutzt werden müssten. Marx: "Wir sehen hier eine Zukunft für die ganze Region.""Unsere Region ist durch Air-Base genug belastet"

Von der Erfolgsgeschichte des "Modells Bitburg" sprach Michael Billen (CDU). Da die Infrastruktur vorhanden sei, habe seine Partei von Beginn an erklärt, das Areal zu einem Industrieflughafen ausbauen zu wollen. Er rechne mit einer Genehmigung zur so genannten großen fliegerischen Nutzung "spätestens noch in diesem Jahr". Für die Angst der betroffenen Gemeinden zeigte Billen Verständnis. Aber: "Der Lärm der zu erwartenden Flugzeuge kann mit dem der Kampf-Jets von früher nicht verglichen werden." Überraschend zurückhaltend zeigte sich Monika Fink (SPD). Ihre Partei habe zugesagt, dem Ansinnen bis 2007 zuzustimmen, danach stehe eine Überprüfung an. Fink: "Zur Zeit diskutiert die Partei ernsthaft, ob wir die große Genehmigung wollen." Denn: Die Wünsche der vielen Ortsgemeinden dürfe man nicht außer Acht lassen. Sie selbst sei weniger euphorisch als früher: "Ich habe Bauchgrimmen", gestand Monika Fink. Dann schlug die Stunde von Leo Maus. Viele Hüttinger, die in den vergangenen Jahren ein Haus gebaut hätten, bedauerten inzwischen ihre Entscheidung - aus Angst vor der drohenden Lärmbelastung. Wenn es zu Nachtflügen und dem ernsthaften Betrieb flugaffiner Betriebe komme, "dann sterben unsere Dörfer aus", schimpfte Maus. Zudem prognostizierte er dem Flugplatz in Bitburg neben Hahn und Luxemburg alles andere als eine rosige Zukunft. Maus: "Unsere Region ist durch Spangdahlem schon genug belastet." Nach vergeblichen Versuchen von Michael Billen und Hermann Marx vermochte es auch Axel Simon nicht, Leo Maus umzustimmen. "Von der kleinen Fliegerei haben wir nichts", betonte Simon. Zudem sei auf der Lärm-Karte deutlich sichtbar, dass die Belästigung "nicht in die Dörfer reinkommt". Auch der Hinweis von Flugplatz-Geschäftsführer Helmut Berscheid, wonach der Lärm einer Boeing 747 lediglich dem eines Lastwagens entspreche, der durch Hüttingen rolle, prallte bei Bürgermeister Maus ab. Er sprach von Millionen von Steuergeldern, die bislang in das Projekt investiert worden seien. "Und was ist hier gelaufen? Nichts!", echauffierte sich der Orts-Chef. Zudem beklagte er sich über mangelnde Mitsprachemöglichkeiten. Dem Argument Michael Billens, der von der Beteiligung der Ortsgemeinden sprach, schmetterte Maus entgegen: "Sie brauchen mir nichts zu erzählen. Ich weiß, wer hier entscheidet."

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