Sie haben ein offenes Ohr für die Sorgen der Patienten

Prüm · Einfach nur ein wenig Zeit haben, zuhören oder mal eine kleine Besorgung machen, das ist Aufgabe der Grünen Damen. Im St.-Joseph-Krankenhaus in Prüm tun diese Ehrenamtlichen jetzt seit 20 Jahren ihren Dienst. Der TV hat die Damen einen Vormittag bei ihrer Arbeit begleitet.

 Eine paar aufmunternde Worte von Helene Hofmann lassen Agnes Marx wieder lächeln. TV-Foto: Nora John

Eine paar aufmunternde Worte von Helene Hofmann lassen Agnes Marx wieder lächeln. TV-Foto: Nora John

Prüm. Agnes Marx lächelt. Sie sitzt in ihrem Bett im Prümer St.-Joseph-Krankenhaus. Auf ihrer Hand klebt ein Pflaster, sie trägt einen Verband am rechten Arm und eine Manschette eines Blutdruckgerätes am linken Arm. Immer wieder muss sie husten. Neben ihr sitzt Helene Hofmann von den Grünen Damen und hält ihre Hand. Noch wenige Minuten vorher ging es Agnes Marx schlechter. Doch Helene Hofmann hat das gemacht, was sie gut kann. Sie hat zugehört.
Agnes Marx ist eine von vielen Patienten, die die Grünen Damen an diesem Morgen besuchen. Obwohl es, wie Hofmann versichert, ein sehr ruhiger Vormittag ist. Noch wenige Wochen vorher, auf dem Höhepunkt der Grippewelle, gab es für alle im Krankenhaus viel mehr zu tun.
Entlastung für die Schwestern


An diesem Tag sind die Grünen Damen zu dritt unterwegs, normalerweise sind sie nur zu zweit. Am Empfang im Foyer des Krankenhauses hat Helene Hofmann die Liste mit den Patienten bekommen und zwei Pieper. Letztere sind wichtig, damit die Schwestern die Hilfe der Grünen Damen anfordern können, wenn zum Beispiel ein Patient zur Physiotherapie oder zu einer Behandlung gebracht werden muss. Mit solchen Gängen können die Damen des Besuchsdienstes die Schwestern, die meist viel zu tun haben, entlasten.
In einem kleinen schlichten Raum mit vielen Kleiderspinden ziehen Helene Hofmann und ihre zwei Kolleginnen Monika Kewes und Gertrud Klein ihre weißen Kittel mit den grünen Rändern an, sozusagen ihre Berufskleidung. Sie schauen, welche Patienten für diesen Tag auf der Liste stehen und wer welchen Besuch übernimmt. Wie Gertrud Klein versichert, werden die Patientenlisten nach den Besuchen geschreddert, damit der Datenschutz gewährleistet ist.
Für Helene Hofmann steht zunächst der Besuch bei zwei Herren an. Die beiden freuen sich über die Abwechslung im Klinik alltag und erzählen aus ihrem Leben, von ihrer Krankheit und wann es wieder nach Hause geht. "Das ist ganz toll, was die hier machen", sagt Felix Müller. Er wird heute entlassen, ist aber mit dem Aufenthalt in Prüm zufrieden. Auch sein Zimmergenosse Peter Dunkel findet es gut, dass es so einen Besuchsdienst gibt.
Für Helene Hofmann geht es weiter. Der nächste Besuch in einem Krankenzimmer ist kurz. Die Patientin möchte keinen Besuch. Auch das gibt es und ist für die Grünen Damen vollkommen in Ordnung. "Das ist auch eine Sache der Erfahrung", sagt Hofmann. Meist spüre man, ob ein Patient ein Gespräch brauche oder lieber alleine bleibt. Deshalb sieht sie es auch als Vorteil an, dass ihre Kolleginnen meist schon etwas älter sind und ausreichend Lebenserfahrungen mitbringen. Sie selbst ist 60 Jahre alt und schon seit 17 Jahren dabei. Junge Frauen zu finden sei schwierig, weil die meisten eben berufstätig seien. Sie hofft aber trotzdem, dass sich noch weitere Grüne Damen melden. Und auch Herren sind sehr erwünscht, haben sich bisher aber noch nicht gemeldet.
Im nächsten Zimmer wird die Leiterin des Besuchsdienstes wieder freudig begrüßt. Martha Matz bezeichnet sich selber als Stammgast im St.-Joseph-Krankenhaus. Deshalb kennt sie den Besuchsdienst schon seit langem und freut sich über das Interesse.
Auch ihre Zimmernachbarin Elke Schneider nutzt die Gelegenheit und erzählt von ihrem Unfall beim Putzen, bei dem sie sich das Bein gebrochen hat. Doch jetzt gehe es ihr schon wieder viel besser. Die dritte Patientin im Zimmer ist ein junges Mädchen. Sie steht aber nicht auf der Liste der Grünen Damen. "Die jungen Frauen wollen das meist gar nicht, dass wir alten sie besuchen", erzählt Hofmann.
Besuch bei der Kurzzeitpflege


Helene Hofmann besucht auch die Kurzzeitpflege. Hier sind Menschen untergebracht, deren Angehörige sie für eine begrenzte Zeit nicht versorgen können. Dort trifft sie auch auf ihre beiden Kolleginnen, die dort ebenfalls Besuche machen. Die Dame, die Hofmann aufsucht, möchte keinen Besuch einer Reporterin. Aber sie möchte Instant-Zitronentee.
Doch der ist im Krankenhaus nicht vorrätig. Hofmann verspricht, das gewünschte Granulat am Nachmittag zu kaufen und noch einen Spaziergang zum Krankenhaus zu machen, damit sich die Dame das Getränk zubereiten kann.
Inzwischen sind schon zwei Stunden vergangen und das Besuchsteam trifft sich in der Cafeteria zum Frühstück. Dort erzählen sie von ihren Besuchen, aber auch von vielen anderen Dingen. "Wir verstehen uns alle gut", sagen die drei übereinstimmend. Und das ist auch ein Grund, warum sie immer noch dabei sind. Monika Kewes hat vor einiger Zeit selber im Krankenhaus gelegen. Dabei hat sie gespürt, dass die ehrenamtliche Arbeit wichtig ist. Die Schwestern hätten für längere Gespräche oft keine Zeit.
Nach dem Frühstück machen sich die Damen wieder auf den Weg zu den Patienten.
Im nächsten Zimmer verschwindet Helene Hofmann zunächst alleine. Die Frau weine, und da ist ein Reporterbesuch natürlich nicht angebracht. Eine viertel Stunde später öffnet sich die Tür zum Krankenzimmer dann doch noch. Helene Hofmann hält die Hand von Agnes Marx und die Patientin erzählt von ihrem hartnäckigen Husten. Und von der Zeit, als sie noch viel lachen konnte und im Karneval auf der Bühne stand. Immerhin kann sie jetzt wieder lächeln. Und dazu haben die Grünen Damen beigetragen.

Extra

 Monika Kewes (links) und Gertrud Klein halten nach ihren Besuchen schriftlich fest, was sie an diesem Vormittag gemacht haben. TV-Foto: Nora John

Monika Kewes (links) und Gertrud Klein halten nach ihren Besuchen schriftlich fest, was sie an diesem Vormittag gemacht haben. TV-Foto: Nora John

Der Besuchsdienst der Grünen Damen wurde vor 20 Jahren in Prüm gegründet von der Katholischen Frauengemeinschaft. Mit dabei waren damals Heike Biermann und Ursula Holzhäuser. Auch Gertrud Klein ist von Anfang an dabei. Die Prümer Damen führen Gespräche am Krankenbett, sie begleiten die Patienten zu Untersuchungen und Therapiemaßnahmen, begleiten bei Spaziergängen und besorgen Dinge des täglichen Bedarfs. In einzelnen Fällen unterstützen sie die Patienten auch bei Telefonaten oder besorgen Bücher aus der Krankenhausbücherei. Sie übernehmen aber keine medizinischen oder pflegerischen Maßnahmen. noj

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