"Sie reden hier nicht mit einem Idioten!"

Bitburg · Weil sie mit dubiosen Renditeversprechen das Geld anderer Leute veruntreut hat, musste sich gestern eine 33-Jährige aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich vor dem Amtsgericht Bitburg verantworten. Die Frau, die sich während der Verhandlung fast um Kopf und Kragen redete, kam mit zwei Jahren Haft auf Bewährung davon.

Bitburg. "Jetzt mal etwas ganz anderes: Waren Sie in Florida?" Als Richter Udo May diese Frage stellt, hat er sich bereits einiges anhören müssen. Davon, wie sich die heute 33-jährige und früher in Bitburg lebende gelernte Kauffrau 2007 dazu hat "breitschlagen lassen", das Geld von Bekannten (insgesamt 62 200 Euro) anzunehmen, um dieses dann mit bis zu 20 Prozent monatlicher Rendite anzulegen. Davon, wie sie das Geld dieser Bekannten auf mehrere Depots im Internet verteilt hat und diese Depots dann nach und nach alle verschwunden sind. Und auch davon, wie sie auf der Suche nach den Depots im Netz auf eine gesperrte Internetseite mit FBI-Warnung gestoßen ist. Sie selbst habe über die ganze Aktion einen Nervenzusammenbruch erlitten, sagt die Angeklagte.
Auch der Richter scheint genervt. Er ist von einem Zusammenbruch zwar noch weit entfernt, macht aber deutlich, dass seine "gute Laune" so langsam schwinde. "Sie reden hier nicht mit einem Idioten!", sagt May, der offenkundig Zweifel an der Version der heute im Kreis Bernkastel-Wittlich lebenden Frau hat. "Den Quatsch, den Sie hier erzählen, können Sie den Leuten da draußen erzählen, aber nicht mir."
Die "Leute da draußen" das sind zwei der Geschädigten, die der 33-Jährigen ihr Geld anvertraut haben. Sie warten als Zeugen vor der Tür und werfen der Angeklagten unter anderem vor, mit dem von ihr veruntreuten Geld eine Reise nach Florida finanziert zu haben. Dass sie in Florida war, räumt die seit Jahren arbeitslose und bereits vorbestrafte Frau ein, beteuert aber, dass die Reise nicht auf Kosten der geschädigten Geldanleger unternommen worden sei. "Ich habe es nur gemacht, weil es so günstig war."
Neue Strategie


Vom sonnigen Florida zurück in den weniger gemütlichen Saal des Bitburger Amtsgerichts, in dem Richter May die Sitzung für eine halbe Stunde unterbrechen lässt und der Angeklagten empfiehlt, diese Zeit für die Neuausrichtung ihrer Verteidigungsstrategie zu nutzen. "Sie wären vor lauter Blödsinn, den Sie hier verzapfen, nicht der Erste, der im Gefängnis landet", sagt May.
Der Empfehlung des Richters kommt die Angeklagte auch nach, die nach einem Gespräch mit ihrem Anwalt den ihr vorgeworfenen gewerbsmäßigen Betrug in drei Fällen schließlich auch ohne weitere Erklärungsversuche einräumt.
Mit zwei Jahren Haft auf Bewährung sowie 150 Stunden gemeinnütziger Arbeit entspricht das Gericht mit seinem Urteil dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Auf die Befragung der Zeugen konnte verzichtet werden. Dass diese der 33-Jährigen ihr Geld aber überhaupt anvertraut haben, ist für den Richter nicht nachvollziehbar. "Diese Renditeversprechungen sind doch so lebensfremd - da hätten doch die Alarmglocken läuten müssen." uhe

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