Sie sind Feuer und Flamme für altes Eisen

Hüttingen/Lahr · Die wahren Schätze liegen oft im Verborgenen. Das gilt auch für das Ofen- und Eisenmuseum in Hüttingen/Lahr in der Südeifel. In dem 130-Seelen-Dorf haben Brigitte und Theo Lukas in ihrem ehemaligen Bauernhof ein Museum aufgebaut, das vielen Besuchern auf ihrer Reise in die Vergangenheit das Herz wärmt.

 In diesen fahrbaren Hausbackofen aus dem Jahr 1870 hatte während des Krieges eine Granate ein Loch eingeschlagen. Theo Lukas entdeckte das total verrostete Stück und arbeitete es wieder auf. TV-Fotos (3): Wilma Werle

In diesen fahrbaren Hausbackofen aus dem Jahr 1870 hatte während des Krieges eine Granate ein Loch eingeschlagen. Theo Lukas entdeckte das total verrostete Stück und arbeitete es wieder auf. TV-Fotos (3): Wilma Werle

Foto: (e_bit )

Hüttingen/Lahr. Ob Brigitte aus Bollendorf vor 40 Jahren wusste, was sie erwartet, als sie sich in den Jungbauern Theo aus Hüttingen verliebte, der schon als Kind von einem emsigen Sammeleifer getrieben war? "Der Schrotthändler hat bei uns immer mehr abgeladen als aufgeladen", sagt Theo Lukas. Als er seiner späteren Ehefrau eines Tages einen verrosteten, gusseisernen Ofen schenkt, hält sich ihre Freude zunächst in Grenzen. "Aber als er den dann restauriert hat, dachte ich: Das ist ja richtig schön. Von da an habe ich mitgemacht", erzählt Brigitte Lukas.
Stücke aus dem 16. Jahrhundert


Seitdem sind die beiden Feuer und Flamme für alles, was aus Eisen ist: Mehr als 100 Gussöfen, die ältesten aus dem 16. Jahrhundert, Takenplatten mit biblischen Motiven, Waffeleisen mit herrlichen Ornamenten, Hostieneisen, Waagen und Gewichte, Gugelhupf-Formen, nicht zu vergessen die unzähligen Bügeleisen: Knopfbügeleisen für stoffüberzogene Knöpfe, Plissier-Eisen für den rechten Faltenwurf oder mit Petroleum betriebene Reisebügeleisen. "Wir ziehen den Hut vor den Ideen, die unsere Vorfahren hatten", sagt Brigitte Lukas.
Die beiden sind ein eingespieltes Team. Brigitte plant, Theo führt aus. "Wenn man etwas gerne macht, ist Arbeit keine Arbeit", sagt er. "Und wenn man das dann noch zusammen macht, dann fluppt die Sache", ergänzt sie. Was zunächst nur als private Sammlung gedacht war, ist seit 2002 ein Museum - anfangs auf 50 Quadratmetern Ausstellungsfläche, heute sind es 400.
Für das Museum sind die einst landwirtschaftlich genutzten Räume und Stallungen nach und nach umgebaut worden. Mittlerweile können in Hüttingen auch eine komplett erhaltene Schusterwerkstatt, eine Schulklasse und eine alte Waschküche besichtigt werden. "Ältere Besucher schwelgen oft in Erinnerungen. Meine Ohren werden dann so groß wie Rhabarberblätter, und abends schreibe ich das alles auf", erzählt Brigitte Lukas. Irgendwann, so träumt sie, soll daraus ein Buch entstehen.
Immer im Einsatz: de Stebblump

 Theo und Brigitte Lukas mit der Ofendame Notburga (Foto links), die zuweilen ordentlich Feuer unterm Hintern hat. Mit dem Waffeleisen (Foto rechts) wurden Hostien gebacken – kleine für die Gläubigen und große für die Priester.

Theo und Brigitte Lukas mit der Ofendame Notburga (Foto links), die zuweilen ordentlich Feuer unterm Hintern hat. Mit dem Waffeleisen (Foto rechts) wurden Hostien gebacken – kleine für die Gläubigen und große für die Priester.

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Sie sind Feuer und Flamme für altes Eisen
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Ihr Mann schreibt nie etwas auf. Sein Gedächtnis ist eine schier unerschöpfliche Quelle von Erinnerungen: Er weiß von jedem der mittlerweile 25 000 Exponate, wo und von wem er es erstanden, abgekauft, übernommen oder geschenkt bekommen hat. Genauso aufgeräumt ist seine Werkstatt - von der Drahtbürste bis zur Grammophon-Nadel für die Schellack-Platten. Das wichtigste Utensil hat Theo Lukas aber immer in seiner Hosentasche: "de Stebblump". Alles muss sauber sein und funktionstüchtig. Das gilt auch für ihr Lieblingsstück: die Notburga.
Die Tiroler Volksheilige ziert fast lebensgroß einen gusseisernen Ofen aus dem Jahr 1830. Drei Exemplare gibt es weltweit, eines davon wird in Hüttingen regelmäßig geheizt. "Da haben sich schon viele Männer die Finger dran verbrannt - die müssen ja auch nicht überall dran gehen", amüsiert sich Brigitte Lukas. Wer glaubt, dass Brigitte und Theo Lukas sich auf ihrem Werk ausruhen oder gar in die Eisen treten wollen, irrt. Sie sind sich einig: "Solange man Pläne schmiedet, gehört man noch nicht zum alten Eisen." Ihr Feuereifer ist noch lange nicht erloschen.
Das Ofen- und Eisenmuseum ist bis zum 31. Oktober von mittwochs bis sonntags, 14 bis 18 Uhr, geöffnet; für Gruppen nach Absprache auch den Winter über. Weitere Infos gibt es auch unter <%LINK auto="true" href="http://www.ofen-und-eisenmuseum.de" class="more" text="www.ofen-und-eisenmuseum.de"%> oder Telefon 06566/8542. Das SWR-Fernsehen zeigt morgen, 9. Oktober, um 18.15 Uhr in seiner Reihe "Fahr mal hin" Impressionen aus dem Museum.

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