Sie sind kein Freiwild

Wenn's ums Geld geht, sind die beruflichen Standesvertretungen alle gleich. Sie jammern drauflos und tun so, als ob die Welt untergeht, wenn an Privilegien gekratzt wird. Dabei müsste jedem Funktionär klar sein, dass wir uns nicht mehr im Schlaraffenland bewegen.

Die Basis weiß oft besser einzuschätzen, dass harte Zeiten Opfer verlangen. Das gilt auch für Beamte. Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit, die immer noch gerne den Staatsdienern einen lauen und gut bezahlten Job nachsagt, hat sich das Berufsbild der Beamten geändert. Dienstleister-Qualitäten werden eingefordert, unbezahlte Überstunden sind keine Seltenheit und der Leistungsdruck wächst. Alles richtig, doch: Die Beamten dürfen in Zeiten leerer öffentlicher Kassen nicht zum Freiwild der Sparkommissare werden, nur weil sie sich am wenigsten von allen wehren können. Selbst wenn Beamte nicht streiken dürfen, reisst auch bei ihnen irgendwann der Geduldsfaden. Der Frust entlädt sich dann womöglich nicht in Protesten auf der Straße, sondern in einer Dienst-nach-Vorschrift-Mentalität. Die Kürzung der Jubiläumszuwendung wird die wenigsten Beamten auf die Palme bringen. Doch zusammen mit anderen "Grausamkeiten" kann es dazu führen, dass der Job immer unattraktiver wird. Treue Staatsdiener werden auch künftig gebraucht; sie sind einer der Stabilitätsfaktoren unserer Gesellschaft. a.follmann@volksfreund.de

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