"Sie waren nicht unwissend" - Landgericht: Sechs Jahre Freiheitsstrafe für letzten Panzerknacker

Trier/Badem/Wittlich · Schwerer räuberischer Diebstahl: Das Landgericht Trier hat am Mittwoch den letzten Angeklagten aus einer Gruppe von vier Männern, die mehrere Geldautomaten in der Eifel aufgebrochen hatten, zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren verurteilt. Auf der Flucht nach einem Geldautomatenaufbruch in Badem hatte der 33-Jährige einen Polizisten mit dem Auto angefahren.

"Schutzbehauptungen" nennt Armin Hardt, Vorsitzender Richter der dritten großen Strafkammer am Landgericht Trier, gestern bei seiner Urteilsbegründung die Aussagen des vierten Angeklagten im Mammutprozess um die Bankautomatenaufbrüche in der Eifel zum Jahreswechsel von 2013 auf 2014. Er sei in der Nacht, als das Quartett nach einer Verfolgungsjagd mit der Polizei letztlich in Daun gefasst wurde, nicht mit den anderen in der Bank in Badem gewesen, um den Geldautomaten aus der Wand zu hebeln. Stattdessen habe er auf dem nahegelegenen Sportplatz gewartet, hatte der 33-Jährige bereits am vorletzten Prozesstag in der vergangenen Woche behauptet. Er sei in der Nacht mit der Gruppe bloß zu einer Vergnügungsfahrt aufgebrochen - ohne zu wissen, was passieren würd. Geglaubt hat ihm dies die dritte große Strafkammer jedoch nicht: "Sie waren nicht unwissend, sondern von Anfang an eingeweiht und involviert", sagt Richter Hardt, "Wir haben auf Ihrem Tablet-Computer Bilder von hydraulischen Spreizgeräten gefunden, nach denen Sie recherchiert haben. Im Kofferraum des Fluchtwagens, den Sie fuhren, lagen neben den Spreizgeräten auch 77.000 Euro Beute - das ist ebenso ein wesentlicher Aspekt."

Insgesamt 180.000 Euro Beute

Erwiesen ist, dass der 33-Jährige in jener Nacht im Januar 2014 einen der beiden Fluchtwagen fuhr und an einer Straßensperre der Polizei bei Daun einen Beamten auf die Motorhaube hob, der sich dabei eine leichte Knieprellung zuzog. Das Gericht konnte dem Mann jedoch keine Tatbeteiligung für die weiteren Geldautomatenaufbrüche der Gruppe in Wittlich, Daun und Gerolstein nachweisen, bei denen mindestens 180.000 Euro erbeutet wurden. Deswegen sprach das Gericht den Mann in diesen Punkten der Anklage frei.

Nach insgesamt 20 Verhandlungstagen und 59 Zeugenbefragungen verurteilt ihn Richter Hardt an Mittwoch wegen schweren räuberischen Diebstahls zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren. Damit ist der Mammutprozess um die Bankautomatenaufbrüche in der Eifel am Landgerichtabgeschlossen (siehe Extra). Da der Angeklagte vor Gericht glaubhaft seine Kokainsucht darlegt, wird er zwei der sechs Haftjahre in einer Entziehungsanstalt verbringen. Mit ihrem Urteil blieb die Strafkammer unter den sieben Jahren, welche die Staatsanwaltschaft für den Täter gefordert hatte. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.Extra Urteil


Die vier Männer im Alter zwischen 29 und 33 Jahren standen seit Juni 2014 vor Gericht. Den Hauptakteur der Gruppe verurteilte das Landgericht im November 2014 zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren, einen anderen Komplizen zu vier Jahren und neun Monaten. Gegen den weiteren Angeklagten verhängte die dritte große Strafkammer eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten, deren Vollstreckung zur Bewährung ausgesetzt wurde. neb

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