Siebenschläfer: Glaube und Aberglaube

Prüm/Daun/Bitburg · Ein Tag wie alle anderen? Beim Siebenschläfertag - in diesem Jahr am Montag, 27. Juni, scheiden sich die Geister. An diesem Tag oder um diesen Tag herum soll sich angeblich entscheiden, wie der Sommer wird: sonnig, regnerisch oder unbeständig.

Prüm/Daun/Bitburg. Viele kennen die Bauernregeln: "Ist\'s an Siebenschläfer nass, regnet\'s ohne Unterlass" oder "Wenn die Siebenschläfer Regen kochen, dann regnet\'s ganze sieben Wochen".
Ob das stimmt? Dafür spricht die Beobachtungsgabe unserer Vorfahren, die durch all die Jahrhunderte gut war. Das bestätigt ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes: "Der Witterungscharakter des Hochsommers wird mit 70- bis 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit in der letzten Junidekade und in der ersten Juliwoche entschieden. Das kann in der Tat wochenlang warmes Hochdruckwetter aus den Azoren oder auch ungemütliches Regenwetter sein." Und ergänzt, dass das Datum des 27. Juni nicht als der genaue Stichtag gilt.
Denn nach der gregorianischen Kalenderreform von 1582 wurden nämlich 10 Tage gestrichen. Dadurch verschob sich der Zeitraum, auf den sich die Regel bezieht, in die erste Woche des Monats Juli. Experten sagen, dass sich diese Bauernregel in Süddeutschland in acht von zehn Sommern bewahrheitet und in Deutschlands Norden noch zu rund 70 Prozent zutrifft.
STADT GESCHICHTE(N)



Der Siebenschläfertag hat allerdings nichts mit dem gleichnamigen Tierchen zu tun - gleich wie wetterfühlig oder verschlafen es sein mag - sondern er bezieht sich auf eine fromme Legende.
In Rotthof (Bayern) werden die Siebenschläfer noch immer sehr verehrt. Die Kirche ist den heiligen Siebenschläfern geweiht und dürfte damit vermutlich die einzige Kirche in Deutschland sein.
Wer aber nun im liturgischen Kalender nach dem Tag der "heiligen Siebenschläfer" sucht, muss schon in sehr alten nachschauen, mindestens in solchen vor 1955. Danach wurden bei mehreren Kalenderreformen sehr viele "alte Heilige" und "ungewöhnliche Gedenktage" ersatzlos gestrichen. Heute findet man das Fest Siebenschläfer in keinem Kalender mehr. Mag die Legende der Siebenschläfer auch fast vergessen sein: Die Wetterregeln halten den Namen wach. Und manche Gläubige rufen sie auch noch als Patrone gegen Schlaflosigkeit und Fieber an.
Nach der Legende flüchteten sieben junge christliche Männer im Jahr 251 während der Christenverfolgung unter Kaiser Decius (249 bis 251) in eine Höhle bei Ephesus (Türkei). Sie hatten sich geweigert, den heidnischen Götterbildern zu opfern. Sie wurden entdeckt und lebendig eingemauert. Doch sie fielen in einen tiefen Schlaf, aus dem sie auf wundersame Weise nach 195 Jahren wieder erwachten. Das war am 27. Juni 446, der seitdem als Gedenktag dieser sieben schlafenden Jünglinge gilt. Sie gingen hinab in die Stadt, bezeugten den Glauben an die Auferstehung der Toten und starben wenig später. Die Legende, die erstmals im sechsten Jahrhundert schriftlich dokumentiert wurde, findet man nicht in der katholischen, syrischen und griechischen Literatur. Wer das heutige Ephesus besucht, entdeckt zahlreiche Wegweiser und geführte Ausflüge hin zu der Höhle der Siebenschläfer. Der islamische Führer erzählt die Legende jener Siebenschläfer. Sie steht im Koran.

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