Sitzbank-Gedanken

Wenn es irgendwie geht, weil ich Zeit habe und das Wetter es zulässt, schwinge ich mich gerne aufs Rad und fahre allein oder mit anderen in die schöne Eifellandschaft hinaus oder besser gesagt hinauf.

Denn gerade die Steigungen und sanften Anstiege haben es mir angetan. Sie fordern meine Kondition und Kräfte heraus.

Oben angekommen mache ich eine Verschnaufpause, besonders wenn da eine Sitzbank steht. Oft genug bietet sich mir dann ein wunderschöner Blick auf einen kleinen Ort oder die herrliche Natur. Vor kurzem durchfuhr mich dabei blitzartig der Gedanke, dass das meiste von dem, was sich mir da zeigt, mich glatt und um Längen überlebt: die mächtigen Bäume, die fein abgezirkelten Fluren und Felder, die Burgruine da hinten, die Kirche unten im Tal.

Mein Gott, dachte ich, ich bin nur Gast und kurz auf Erden und wandre ohne Ruh mit Freuden und Beschwerden der ewigen Heimat zu. So heißt es in leichter Abwandlung in einem etwas älteren bekannten Kirchenlied. Es überkam mich tiefe Dankbarkeit, dass ich da bin und lebe, Menschen kenne und Liebe erfahren durfte und darf. Das Leben war für viele vielleicht noch nie so schön wie heute, die Welt noch nie so lustvoll.

Mach, worauf du Lust hast, bis dir was Besseres einfällt - so könnte das Motto lauten. Aber das meine ich nicht. Ich meine die Dankbarkeit und Freude über etwas, das an die Wurzeln meiner Existenz reicht und sie nährt - die Botschaft vor langer, langer Zeit erstmalig gesprochen: Gott ist. Gott liebt. Gott liebt mich. Gott liebt die anderen. Glaube mit ihnen und tu' was dafür. Das ist zweifellos das größte Geschenk meines Lebens. Eine unsterbliche Hoffnung, denke ich und schwing mich wieder aufs Rad.

Michael Schlüter ist Dekanatsreferent im Dekanat Gerolstein-Hillesheim

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort