Slow-Food für den Kopf

Slow-Food ist in. Verständlich! Denn wenn man Einkaufen ernst nimmt, gute Produkte kauft, sich beim Kochen und Essen Zeit lässt, ist das Ergebnis besser und gesünder, als wenn man schnell billigen Schrott isst. Während sich diese Erkenntnis verbreitet, sind wir unseren Hirnen oft weniger vorsichtig als mit unseren Mägen.

Das liegt teilweise an der Informationsflut des Internets. Es liegt allerdings nicht am Internet selbst. Denn was und wie ungefiltert man da konsumiert und was man davon glaubt, bleibt eine Entscheidung des einzelnen Nutzers. Das Problem ist weniger der Weg der Verbreitung als vielmehr die Qualität. Auch bei Slow-Food ist es egal ob auf einem Gas-, Elektro- oder Holzherd gekocht wird, auf den Inhalt kommt es an. Die Qualität mancher "Neuigkeit" - vor allem in sozialen Netzwerken hat eher Fastfood-Niveau. Das gab schon immer, früher nannte man das Tratsch oder Stammtisch-Geschwätz. Nun scheint aber die neue, in der Regel schriftliche Form der Verbreitung dazu zu führen, dass die Konsumenten stärker als am Gartenzaun oder in der Kneipe gewillt sind, die Inhalte ohne Prüfung zu glauben. Ein Beispiel: Ein Leser beklagt sich via Facebook darüber, dass der Volksfreund nicht über eine Kleidersammlung in der Eifel berichtet, bei der angeblich Hauskatzen gefangen werden sollen. Während schon mancher Katzenbesitzer sein Tier einsperrt, fragt die Redaktion nach. Die Polizei kann den Sachverhalt nicht bestätigen. Ein Experte, der Kreisveterinär, sagt, dass seine Behörde - obwohl es solche Gerüchte schon häufiger gab - nie ein massenhaftes Verschwinden von Katzen registriert habe - und stellt die entscheidende Frage: "Was sollte man mit Hauskatzen auch anfangen?" Der Handel mit ihren Fellen ist in der ganzen EU verboten. Auch für Tierversuche seien unbekannte, zufällig aufgelesene Haustiere völlig ungeeignet. Zudem ist im Gegensatz zu umständlicher Tierfängerei das Sammeln alter Kleidung sehr lukrativ. Was bleibt: Es gibt keine seriöse Nachricht, deshalb wird auch keine verbreitet - weder auf Volksfreund.de noch in der Zeitung. Denn wir arbeiten immer so schnell wie möglich, das Ergebnis muss aber fundiert und tragfähig sein: Das ist Slow-Food für den Kopf!

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