Klima Zwischen großer Hitze und kleiner Abkühlung

Bitburg · In Deutschland werden gerade Hitzerekorde geknackt. Vielleicht erleben wir gerade den neuen Jahrhundert-Sommer. In Bitburg sieht man die langanhaltende Wärme noch mit Gelassenheit. Die Bitburger Brauerei und die Eisverkäufer freuen sich über die gute Nachfrage.

 Anna Krämer aus Neidenbach (links) und ihre Kollegin Sarah Bonefas aus Körperich genießen nach ihrem Dienst im Krankenhaus einen kühlen Milchshake und ein Eis.

Anna Krämer aus Neidenbach (links) und ihre Kollegin Sarah Bonefas aus Körperich genießen nach ihrem Dienst im Krankenhaus einen kühlen Milchshake und ein Eis.

Foto: TV/Stefanie Glandien

Kind müsste man nochmal sein. Denn dann könnte man wie Alexander und Nick in Badehosen Am Spittel durch die Wasserfontänen laufen. Zusammen mit ihrer Mutter Jessica haben sie sich aus Nastätten bei Koblenz auf den Weg nach Bitburg gemacht, um Freunde zu besuchen. Auf den Bänken Am Spittel sitzen Menschen, die Cafés in der Innenstadt sind gut besetzt. Und fast überall stehen kühle Getränke auf den Tischen.

„Auch bei Bitburger macht sich das anhaltend schöne Sommerwetter – wie in der gesamten Branche – in einer verstärkten Nachfrage für unsere Produkte bemerkbar. Vor allem klassische Sommergetränke wie Radler, alkoholfreie Produkte, aber auch unsere Neuheiten profitieren von den durstverstärkenden Temperaturen. Das Thema Leergut haben wir derzeit noch gut im Griff“, sagt

Angelika Thielen, Leiterin Unternehmenskommunikation Bitburger Braugruppe.

Man sollte meinen, dass auch Eisverkäufer mit steigenden Temperaturen höhere Einnahmen erzielen. Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn wenn die Mittagssonne den Beton zum Glühen bringt, trauen sich viele Menschen gar nicht mehr außer Haus und warten den Abend ab. Das ist zumindest die Beobachtung von Manh Cuong Vu, Inhaber des Eiscafés am Spittel. Mit der aktuellen Saison ist er trotz Rekordtemperaturen, die das Geschäft in den Abend verlagern, zufrieden. „Wir hatten in diesem Jahr bereits einen super April.“ Bevor die Gäste kommen, macht Cuong Vu jeden Morgen frisches Eis. „Der Klassiker Vanille verkauft sich hier am besten.“ Doch gerade der Bestseller stellt Eisdielen derzeit vor Probleme. Denn die Preise für Rohvanille sind explodiert: 700 Euro zahle Cuong Vu inzwischen für ein Kilo. Vor wenigen Jahren habe er dafür nur 50 Euro ausgeben müssen. Die Bitburger bekommen davon nicht viel mit. Sie bestellen weiterhin Berge an Vanille-Eis, um der Hitze mit Genuss zu begegnen.

Anna Krämer aus Neidenbach und ihre Kollegin Sarah Bonefas aus Körperich genießen nach Feierabend erstmal einen Milchshake und ein Eis. Die beiden haben gerade ihren Dienst im Bitburger Krankenhaus beendet. Auch dort leiden die Mitarbeiter und Patienten unter der langanhaltenden Hitze. „Wir haben bei den Patienten Ventilatoren aufgestellt“, sagt Anna Krämer.

Prof. Dr. Rainer Zotz vom Marienhaus Klinikum Eifel behandelt derzeit viele Herz-Kreislauf-Patienten. Es seien mehr als im vergangenen Sommer – „insbesondere alte Menschen“. Viele Leute klagen über Kopfschmerzen, Schwindelgefühle oder werden bewusstlos ins Krankenhaus gebracht. Zotz empfiehlt, ausreichend zu trinken und vor allem darauf zu achten, dass genug Mineralstoffe wie Natrium enthalten sind. Außerdem sei Betätigung besonders wichtig.

Sind es im Herbst und Winter die Grippemittel, die gut laufen, verzeichnet Apotheker Helmut Kropp von der Flora-Apotheke in Bitburg zurzeit eine erhöhte Nachfrage nach Mückenabwehrmitteln und auch nach Produkten, die nach einem Insektenstich den Juckreiz dämpfen. „Zum Anfang des Sommers haben wir noch vermehrt etwas gegen Sonnenbrand verkauft, aber das ist jetzt kein Thema mehr“, sagt Kropp. Die Haut habe sich mittlerweile an die Sonne gewöhnt und die Menschen würden mehr aufpassen.

Auch die Pflanzen haben mit der Hitze und vor allem der Dürre zu kämpfen. „Die Gärtnerkolonne des städtischen Bauhofes gießt momentan sehr intensiv, insbesondere die Beete mit Blühpflanzen“, sagt Werner Krämer, Sprecher der Stadt Bitburg. Dies sei in einem trockenen Sommer wie dieses Jahr natürlich aufwendiger als in anderen Jahren. „Werden normalerweise rund 35 Kubikmeter an Gießwasser in der Woche benötigt, so sind es derzeit 70 Kubikmeter wöchentlich“, sagt Krämer. „In vielen Anlagen stehen aber Strauchbepflanzungen, die keiner besonderen Pflege bedürfen, auch nicht bei einer Trockenphase.“ Das gelte überwiegend auch für die Bäume im Stadtgebiet.

Wasser ist nicht nur für Gärtner ein Thema. Ein Sprung ins kühle Nass hilft zumindest kurzzeitig gegen das Hitzegefühl. Nicht nur gut, sondern „super, super, super“ verlaufe die Saison im Cascade Erlebnisbad, wie Chefin Elfriede Grewe erzählt. Es gebe circa ein Drittel mehr Besucher als im vergangenen Jahr. Ab Montag, 6. August, schließt der Innenbereich wegen Renovierungsarbeiten bis voraussichtlich 31. Oktober. Das Freibad bleibt geöffnet und empfängt die Gäste bereits ab 8 Uhr.

 Das hilft bei der Hitze: Nick und Alexander flitzen durch die Wasserfontänen Am Spittel. Foto: Stefanie Glandien

Das hilft bei der Hitze: Nick und Alexander flitzen durch die Wasserfontänen Am Spittel. Foto: Stefanie Glandien

Foto: TV/Stefanie Glandien
  Das hilft bei der Hitze: Nick und Alexander flitzen durch die Wasserfontänen Am Spittel.

Das hilft bei der Hitze: Nick und Alexander flitzen durch die Wasserfontänen Am Spittel.

Foto: TV/Stefanie Glandien
 Der essbare Schneemann ist mit einem Sahnehut vor der Sonne geschützt.

Der essbare Schneemann ist mit einem Sahnehut vor der Sonne geschützt.

Foto: TV/Nathalie Hartl

 Vorsicht Waldbrandgefahr: Auch das Forstamt Trier appelliert angesichts der Trockenheit an die Bürger: „Die Waldbrandgefahr steigt deutlich“, sagt Forstdirektor Gundolf Bartmann. Noch sei zwar für Hunsrück, Eifel und Mosel lediglich die mittlere Gefahrenstufe ausgerufen. In den kommenden Tagen werde die Einstufung allerdings steigen. „Unsere Wälder, Tiere und Pflanzen können im Brandfall nicht in Sicherheit gebracht werden. Sie sind schutzlos dem Feuer ausgeliefert“, warnt Bartmann. Großflächige Brände, wie derzeit in Schweden, seien allerdings nicht zu befürchten – insbesondere weil der hohe Laubholzanteil und die Vielfalt in den hiesigen Wäldern für einen natürlichen Brandschutz sorgen würden.

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