Unwetter in Neidenbach „So etwas habe ich hier noch nie erlebt“

Neidenbach · Diesen Tag werden die Neidenbacher so schnell nicht vergessen. Ein verheerendes Unwetter mit Hagel und Überschwemmungen überraschte die Einwohner am Mittwochabend. Nun laufen die Aufräumarbeiten.

Unwetter in der Region III - Land unter in Neidenbach
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Unwetter in der Region III - Land unter in Neidenbach

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Foto: TV/Agentur Siko

Willi Schlöder kann es heute noch kaum fassen. Den Neidenbacher und stellvertretenden Wehrleiter der VG Bitburger Land hat das Ausmaß der Fluten, die den Ort am gestrigen Abend verwüstet haben, trotz Unwetterwarnung überrascht. „So etwas habe ich  hier noch nie erlebt“, sagt der 57-Jährige und berichtet von drei Zentimeter dicken Hagelkörnern, braunen Wassermassen und überfluteten Kellern.

Nun, einen Tag nach dem schweren Unwetter, haben die Aufräumarbeiten im Dorf begonnen. Zahlreiche zerstörte Gegenstände und Möbel müssen aus den Kellern geholt und entsorgt werden. Schlöder selbst kann sich jetzt, nachdem die Pumpen fortgeräumt sind und das Wasser wieder abfließt, um seinen Keller kümmern, in dem die Fluten  einen Teil der eingelagerten Holzpellets zerstört haben. Aber er klagt nicht. Schließlich musste er mit ansehen, wie es am Mittwochabend, als das Unwetter mit extremem Starkregen tobte, den anderen Betroffenen im Dorf erging.

Und er packte mit an. Zusammen mit etwa 60 Einsatzkräften der Feuerwehren Neidenbach, Malberg, Kyllburg und Rittersdorf sowie des THW Bitburg  pumpte er Wasser aus etwa 15 Kellern, nachdem dieses endlich wieder durch den zuvor völlig überlasteten Kanal abfließen konnte. Denn das sei auch die Ursache der Katastrophe gewesen. „Die Kanäle waren so voll, dass sogar die Deckel herausgedrückt wurden“, berichtet Schlöder. Dann sei der Neidenbach über die Ufer getreten, über die Wiese eines Grundstücks geschwappt und in ein Haus gelaufen. Das war unsere größte Einsatzstelle“, erklärt Schlöder. Daneben gab es viele andere Notfälle im Dorf, so dass die Helfer bis in den späten Abend hinein mit der Verhinderung schwerer  Schäden und Abpumpen beschäftigt waren.

Kein Wunder, dass Neidenbach im Eifelkreis an diesem Tag  am weitaus stärksten betroffen war. Denn aus dem Rest des Kreises wurden laut Kreisfeuerwehrinspekteur Jürgen Larisch nur vereinzelt Schäden, vor allem im Bitburger Land, gemeldet. Ruhiger verlief der Abend im Prümer Land. Bei Seiwerath stürzte ein Baum auf die Straße, wobei aber niemand verletzt wurde.

Verletzt wurde zum Glück auch in Neidenbach niemand. Aber der Schreck steckt den Betroffenen noch in den Knochen. Nicole Armpriester und ihrer Familie, in deren Keller die braune Brühe ebenfalls eindrang. Dennoch kann Armpriester dem Ganzen etwas Positives abgewinnen: „Die Feuerwehrleute haben einen Superjob gemacht. Sie waren schnell hier und haben ohne viel zu reden genau das Richtige getan.“ Umgekehrt lobt Kreisfeuerwehrinspekteur Jürgen Larisch die Nachbarschaftshilfe im Eifelkreis, die vorbildlich sei. Auch die Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung und den  Behörden klappe gut. Allerdings seien die Feuerwehrleute durch die ständigen Unwetter an der Belastungsgrenze. „Man darf nicht vergessen, dass das alles Ehrenamtler sind, die Job und Familie haben“, sagt er. Und manchmal auch selbst Schäden am eigenen Haus - wie zum Beispiel Willi Schlöder. Wie hoch dieser sowie die anderen  Schäden insgesamt sind, kann  derzeit noch keiner abschätzen. Auch der Schaden im Haus der Familie Armpriester ist noch nicht abgeschätzt. „Der Gutachter wird erst in ein paar Tagen kommen können. Die haben ja im Moment alle Hände voll zu tun“, sagt Nicole Armpriester, die sich glück­lich schätzt, eine Elementarversicherung zu haben.

Sie hofft wie alle Neidenbacher, dass sich diese Katastrophe nicht wiederholt. Trotz einer weiteren Unwetterwarnung für Donnerstag und die Nacht auf Freitag sah es bis Donnerstagabend so aus, als würde dieser Wunsch in Erfüllung gehen.  Es blieb ruhig im Eifelkreis.

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