"So fährt kein Fremder"

Vertrauen ist gut, Kontrolle besser: Seit September 2008 setzt die Polizei ihr "verstärktes Überwachungs-Konzept" auf der B 51 um. Mehr als 320 Kontrollstunden wurden seither auf der B 51 absolviert. Stunden, die sich lohnen, wie eine Lage-Analyse der Polizeidirektion Wittlich zeigt.

Bitburg/Wittlich. In den vier Monaten vor Jahresende waren Polizisten verschiedener Dienststellen unter Federführung der Polizeidirektion (PD) Wittlich auf der B 51 verstärkt präsent.

Mehr als 1100 Fahrer kassierten wegen Missachtung von Tempo-Limits und Überholverboten Anzeigen und noch mal ebenso viele wurden verwarnt. 54 Führerscheine wurden einkassiert, und bei 55 Fahrern waren "Sicherheitsleistungen" (siehe Extra) fällig. Macht zusammen mehr als 2300 - und damit rund sieben Verstöße pro Kontrollstunde.

Unfallrate bleibt unter Landes-Schnitt



Angesichts der hohen Verkehrsdichte von rund 15 000 Fahrzeugen täglich, liege die Unfallrate auf der B 51 deutlich unter den rheinland-pfälzischen Mittelwerten, sagt Beate Schrader, Pressesprecherin des Mainzer Verkehrsministeriums. Obgleich die B 51 also objektiv betrachtet nicht gefährlicher ist, als andere Straßen ihrer Art, kam es 2008 zu einer tragischen Häufung tödlicher Unfälle, vor deren Hintergrund schließlich die PD Wittlich mit der Umsetzung des "verstärkten Überwachungskonzepts" beauftragt wurde (der TV berichtete). Das wird auch dieses Jahr weitergeführt - werktags wie wochenends, morgens wie abends. Denn so viel steht fest: Es lohnt sich.

Was den Polizisten jenseits der hohen Geschwindigkeiten besonders ein Dorn im Auge ist, sind die haarsträubenden Überhol-Manöver, die sie auf der B 51 jedes Mal beobachten - und teils auch auf Video aufzeichnen. Besonders riskant ist, wenn auch die Sperrfläche (die weiß gestrichelte Linie nach Ende der Überholspur) herhalten muss, um an weiteren Fahrzeugen vorbeizuziehen. Dabei hat mancher Fahrer stolze 130 Sachen und mehr drauf. "Wenn man das sieht, grenzt es an ein Wunder, dass auf der Strecke nicht mehr passiert", sagt Ulrich Müller, Erster Polizeihauptkommissar der PD Wittlich. Er hat die bisherigen Kontroll-Ergebnisse zusammen mit seinen Kollegen ausgewertet und kommt zu dem Ergebnis: "So fährt kein Fremder."

Insbesondere die todgefährlichen Überhol-Manöver über die Sperrfläche gehen laut Müller auf das Konto "Ortskundiger". Zwar seien darunter auch knapp 40 Prozent Autos mit Luxemburger Kennzeichen. "Aber in 70 Prozent dieser Autos sitzen deutsche Fahrer, die im Nachbarland arbeiten und mit dem Dienstwagen unterwegs sind", sagt Müller.

Obgleich es noch kein europaweites Abkommen gibt, dass es den deutschen Beamten ermöglichen würde, auch von Ausländern den Führerschein einzuziehen, kommen diese dennoch nicht ungeschoren davon: In solchen Fällen ist mindestens das doppelte Bußgeld fällig. Müller: "Das kann bis 1000 Euro und mehr gehen."

Meinung

Von Dagmar Schommer

Sekunden, die alles verändern

Die B 51 ist trügerisch: Sie ist keine Autobahn, auch wenn sie mit ihren drei bis vier Spuren so wirkt. Anders als auf Autobahnen sind die Gegenfahrspuren auf der B 51 selten durch Mittelbauwerke getrennt. Da werden Unfälle schnell zu menschlichen Tragödien. Ein Moment der Unaufmerksamkeit endet nicht in den Leitplanken, sondern im Gegenverkehr. Der Millionen teure Ausbau wird die Situation teils entschärfen. Was bleibt, sind achtlose Fahrer, die mit ihren Überhol-Manövern leichtfertig ihr Leben und das der anderen riskieren. Da hilft nur Verkehrs-Erziehung mit der Polizeikelle, um den einsichtslosen "Ortskundigen" bewusst zu machen, dass Sekunden über Leben und Tod entscheiden können. d.schommer@volksfreund.de

EXTRA Ausland schützt nicht: Da es schwer ist, von ausländischen Verkehrssündern Geld einzutreiben, macht die Polizei auf der B 51 Anhalte-Kontrollen statt "nur" Blitzgeräte aufzustellen. Von Ausländern werden "Sicherheitsleistungen" (Geldbuße plus Verwaltungsgebühr) kassiert. Dagegen können sie vor einem deutschen Gericht klagen. Bei Radarkontrollen zahlen laut Polizei die meisten Luxemburger - schließlich wollen sie ja bald wieder "einreisen". Derzeit gibt es Bestrebungen, innerhalb der EU samt Schweiz ein Abkommen zu schließen. (scho)

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