So klingt Bitburg: dramatisch, traurig und stolz

Bitburg · Wenn heute Abend in der Stadthalle der Festakt zur 1300-Jahr-Feier der Stadt Bitburg und der Festakt "50 Jahre Folklore-Festival" anstehen, werden die Gäste Zeugen einer Premiere: Der Musikverein Bitburg bringt das Werk "Beda - Tagebuch einer Stadt" zur Uraufführung. Der TV war bei der Generalprobe dabei.

 Der Komponist Rainer Serwe dirigiert selbst: Musiker des Städtischen Orchesters studieren das Werk „Beda – Tagebuch einer Stadt“ ein. TV-Foto: Wilma Werle

Der Komponist Rainer Serwe dirigiert selbst: Musiker des Städtischen Orchesters studieren das Werk „Beda – Tagebuch einer Stadt“ ein. TV-Foto: Wilma Werle

Foto: (e_bit )

Bitburg. Noch hallen sie einsam durch die fast menschenleere Stadthalle, die mächtigen Fanfarenklänge, die der musikalischen Erzählung der Bitburger Geschichte den Rahmen geben. Die etwa 50 Musiker des Städtischen Musikvereins Bitburg sind hoch konzentriert bei der Sache, der Schweiß läuft. Und das nicht nur wegen der tropischen Temperaturen an diesem Abend."Haut den Ton raus. Traut euch!"


Rainer Serwe, der das Werk im Auftrag der Stadt komponiert hat und selbst am Dirigentenpult steht, schleift an jeder Nuance. "Es klingt an vielen Stellen so, wie ich es mir vorgestellt hatte", sagt er zufrieden und ermutigt die Musiker, die seit zehn Wochen die Komposition einstudieren.
"Haut den Ton raus. Traut euch", ruft Serwe den Hornisten zu und ergänzt humorvoll: "Wenn es falsch ist, ist es falsch. Es kennt keiner das Stück. Und wenn hinterher einer fragt, dann sag ich: Das soll so sein."
Für die Musiker ist es ungewohnt, direkt mit dem Komponisten eines Werkes zusammenzuarbeiten: "Das Stück hat seine Tücken, ist aber spielbar. Man will ja auch dem Komponisten gerecht werden", meint Claudia Thielgen, die ein Flötensolo spielt. Und vor allem die sechs Musiker, die mehr als zwölf verschiedene Schlagwerke bedienen, haben viel Verantwortung in ihren Parts. "Da kann man sich nicht verstecken", ist sich Tobias Rippinger seiner Aufgabe an den Röhrenglocken bewusst.
Schlagzeug, Pauke, Becken, Trommel, Tamburin und die anderen Schlaginstrumente prägen dieses besondere Werk: Serwe nutzt sie, um die Bomben über Bitburg hörbar werden zu lassen.
"Da stellen sich bei mir die Haare zu Berge", beschreibt Patricia Hoffmann ihre Gefühle. Auch das anschließende Feuer, das große Teile der Stadt zerstört hat, wird hörbar sein - mit einem ungewöhnlichen Instrument: Backpapier hängt an den Notenständern und wird an dieser Stelle mit Hilfe der Finger zum Knistern gebracht. Im anschließenden Trauermarsch der Bläser, nur unterbrochen vom regelmäßigen Glockenschlag, werden das Ausmaß der Verwüstung und das Leid der Menschen spürbar.
Serwe hat in seinem Werk die wechselhafte Geschichte Bitburgs verarbeitet und dies den Musikern im Vorfeld genau erklärt. Auch heute Abend wird er eine Hinführung zum Werk geben. Neben der Tonfolge b-e-d-a, die sich wie ein roter Faden durch das Stück zieht, haben auch Sequenzen verschiedener Nationalhymnen Einfluss: Luxemburger, Spanier, Österreicher, Franzosen - sie alle herrschten einst über Bitburg. Es gab Zerstörung und Neuanfang. Wenn dann die einsame Trompete an den amerikanischen Soldaten auf seinem Wachturm in einem Westernfilm erinnert, wird klar: Die Amerikaner kommen. Das Schlagzeug wirbelt, die Trompete erschallt, die Soloflöte intoniert die amerikanische Nationalhymne, bevor sich das ganze Orchester zum furiosen Finale vereint: Die Stadt hat es geschafft, den Wiederaufbau, und blickt mit Stolz auf die Gegenwart. Ein letzter Hinweis von Serwe an die Musiker: "Ihr müsst den letzten Ton nicht nachdrücken. Der steht, der strahlt." Wohl wahr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort