"So werdet ihr Ruhe finden"

Stunde um Stunde heult die Motorfräse auf und ab. Das Geräusch zerrt an den Nerven; das durchdringende Schleifen des Metalls auf den Steinen wird allmählich zu einem Zustand, der alles beherrscht.Keinen einzigen Gedanken kann man noch verfolgen.

Man ist gefangen, ausgeliefert, wehrlos. Man spürt nur noch Schmerz.

Ist so etwas nicht Gleichnis für unsere Hilflosigkeit gegenüber den Zwängen dieser Zeit? Uns überfluten Riesenwellen an tendenziösen Informationen, sich gegenseitig ausschließende Reformvorschläge auf allen Ebenen der Politik, der Wirtschaft, der Kultur und auch der Kirche. Aufzubegehren hat wenig Erfolg, wir sind gar nicht wirklich gefragt.

"Was willst DU, dass ich DIR tun soll?", fragt Jesus, wie das Markusevangelium berichtet, einen, der zu ihm um Hilfe schreit (Markus 10,51). Bei ihm geht es wirklich um uns. Er zwingt uns nichts auf. Er begleitet uns, wenn wir ihn als Weggefährten haben wollen. Er lädt uns ein, wenn wir, wie die Johannesjünger, wissen wollen, wo er wohnt: "Kommt und seht" (Johannes 1,39).

Er hört uns zu, auch wenn unser Beten voller Vorwürfe steckt oder nur ein unzusammenhängendes Gestammel ist. In ihm können wir die Ruhe finden, die uns der alltägliche Stress nicht gönnt.

Es gibt Menschen, die seinem einfühlsamen Wort vertrauen: "Ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen" (Matthäus 11,29). no/col

Karl Kneißl, Pfarrer

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