Sommerloch wo bist du hin?

Bitburg · Früher war alles besser, sagen viele, die sich nie Gedanken darüber gemacht haben, dass ihre Erinnerung selektiv arbeitet. Denn ganz sicher waren die Sommer früher nicht sonniger als in den vergangenen Jahren, sondern immer schon mal so mal so. Und die Arbeit war auch nicht weniger anstrengend, sondern nur an anderen Stellen. Und, und, und

Bei genauer Betrachtung käme man bei allem, was in der ersten Erinnerung schöner, beschaulicher, besser wirkt, auf eine Menge Aspekte, die auch früher gar nicht so schön, beschaulich und gut waren. Es sind nur heute andere Aspekte als früher. Das gilt auch für unsere Arbeit im Sommer. Denn bis vor einigen Jahren, haben wir in der Redaktion jedes Jahr Pläne für lange Serien gemacht, um sicher zu gehen, dass wir nicht im sogenannten Sommerloch untergehen. Vor sieben oder acht Jahren passierte es dann zum ersten Mal, dass die Ferien zu Ende gingen, und wir noch einige unveröffentlichte Serienteile übrig hatten. Im Jahr darauf hatten wir noch mehr übrig, ja, eine Serie noch nicht einmal angefangen zu publizieren, als der Sommer schon vorbei war. Das Sommerloch hat aufgehört zu sein. Anders als früher stellen Menschen nicht mehr mehrheitlich für sechs Wochen ihr öffentliches Tun ein. Das liegt nicht an einem erhöhten Aktivitätsniveau, sondern daran, dass es immer weniger Kinder gibt und damit auch immer weniger Erwachsene, für die Ferien als wichtigster zeitlicher Orientierungsrahmen dienen. Für die Menschen, die mit Nachrichten zu tun haben, ist das gut, für die Gesellschaft insgesamt langfristig ein Problem.

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