Sonne aufs Dach, Geld in die Kasse

Arzfeld · Als erste Verbandsgemeinde (VG) in der Region Trier gründet die VG Arzfeld eine Anstalt öffentlichen Rechts, um Photovoltaikanlagen auf Dächern von Gemeindegebäuden zu errichten und zu betreiben. Das bringt den klammen Kommunen zusätzliche Einnahmen.

 Die Verbandsgemeinde Arzfeld will in Zukunft Strom aus Photovoltaikanlagen gewinnen. Foto: dpa

Die Verbandsgemeinde Arzfeld will in Zukunft Strom aus Photovoltaikanlagen gewinnen. Foto: dpa

Ein Pilotprojekt im Islek: Auf den Dächern von Bürgerhäusern, Schulen, Kindergärten oder Feuerwehrgerätehäusern in der Verbandsgemeinde Arzfeld sollen bis Ende Juni Fotovoltaikanlagen installiert werden. Der erzeugte Strom soll den beteiligten Gemeinden zusätzliche Einnahmen bescheren.

In den vergangenen Wochen hat die Verbandsgemeinde zusammen mit der Bürgerservice Trier GmbH alle öffentlichen Dachflächen begutachtet und geprüft, ob sie sich für Photovoltaik anlagen eignen. Das Ergebnis: Insgesamt kommen 20 Dächer infrage. Würden dort überall Paneele installiert, ergäbe das nach einer Berechnung des Bürgerservice eine Spitzenleistung von 350 Kilowattstunden (kWp, siehe Extra). Die Kosten für die Investition werden auf rund 870 000 Euro geschätzt.

Allerdings, sagt VG-Bürgermeister Andreas Kruppert, habe man sich lange Gedanken gemacht, wie man einen "gemeinsamen Mantel um das Ganze" legen könne. In der Region Trier gebe es dafür noch keine Vorbilder. Nach Gesprächen mit dem Deutschen Gemeinde- und Städtebund (DGStB) und einem Besuch in der Verbandsgemeinde Winnweiler in der Pfalz, wo es ein ähnliches Projekt gibt, sei man schließlich auf die "Anstalt öffentlichen Rechts (AöR)" (siehe Extra) gekommen.

Eine solche wird nun mit dem Namen Islek Energie gegründet, um die Photovoltaikanlagen zu bauen und zu betreiben. In seiner jüngsten Sitzung hat der VG-Rat die Satzung einstimmig beschlossen. Nun müssen noch die Ortsgemeinden mit geeigneten Dachflächen ebenfalls zustimmen. Dahnen, Euscheid, Hargarten, Harspelt, Plütscheid und Reiff haben diesen Beschluss bereits gefasst. In den nächsten Tagen und Wochen könnten noch Arzfeld, Kesfeld, Lünebach, Mauel, Niederpierscheid und Roscheid dazukommen.

Dabei ist durchaus Eile geboten: Nach dem Willen der Verwaltung sollen die Anlagen bis zum 30. Juni gebaut und am Netz sein, um noch von der Einspeisevergütung in Höhe von 28,74 Cent pro Kilowattstunde zu profitieren. Nach diesem Stichtag wird sie sinken und es gibt weniger Geld für den Solarstrom. Das Projekt soll aber nicht auf Fotovoltaikanlagen beschränkt bleiben, sagt Kruppert. Grundsätzlich seien sämtliche regenerativen Energien denkbar.

Die Einnahmen fließen zunächst an die "Islek Energie", die davon die Zinsen und die Tilgung für den Investitionskredit sowie die Betriebskosten bezahlt. Was übrig bleibt, wird an die beteiligten Kommunen ausgeschüttet, sagt Klaus Theis, der das Projekt bei der VG Arzfeld betreut. "Es kann aber sein, dass wir auch noch eine Rücklage bilden." Diese soll dazu dienen, einen Puffer für Jahre mit weniger Sonnenstunden zu haben. Man könne aber davon ausgehen, dass schon im ersten Jahr Geld bei den Gemeinden ankomme.

"Wir begrüßen das Projekt ausdrücklich", sagt Gerhard Kauth, Fraktionssprecher der CDU im VG-Rat. Es sei sehr sinnvoll und bringe überdies Geld in die Kasse. "Das ist eine gute Sache für die Verbandsgemeinde Arzfeld und unseren Raum und daher nur zu begrüßen", sagt Rainer Hoffmann (SPD).

"Damit tun wir was sowohl für die Umwelt", sagt Bürgermeister Kruppert, "als auch für unsere klammen Kassen."

Anstalten öffentlichen Rechts (AöR) sind Institutionen, die eine Aufgabe für einen öffentlichen Zweck erfüllen und dafür Personal und Sachmittel (Gebäude, Fahrzeuge) in einer Organisation bündeln. Sie werden von den Verwaltungen oder Kommunen errichtet. Die kommunalen Sparkassen sind ebenfalls AöR. Sie haben einen größeren Handlungsspielraum als zum Beispiel Eigenbetriebe wie VG-Werke. Im Gegensatz zu den Eigenbetrieben können sie rechtlich selbstständig sein. Auf der anderen Seite besteht nicht die Gefahr wie bei einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung , dass sie sich verselbstständigen und dem öffentlichen Einfluss entziehen. Spitzenleistung: Die Größe einer Photovoltaikanlage wird in Kilowattstunden peak, kWp, angegeben. Dieser Wert drückt die Leistungsfähigkeit der Anlage unter optimalen Bedingungen aus. Die Anlagen in Arzfeld würden bis zu 315 000 Kilowattstunden erzeugen. Damit könnten rund 70 Haushalte versorgt werden.

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