Sonnige Geschäfte am Bauhof

Bitburg · Nachdem die Stadtwerke bereits auf dem Dach des Betriebsgebäudes der Kläranlage Ost eine Photovoltaikanlage installiert haben, soll nun auch das Dach des städtischen Bauhofs zum Sonnenfeld werden. Für 200 000 Euro sollen darauf noch dieses Jahr 416 Solarmodule installiert werden.

Bitburg. Ein Jahr ist es her, dass die Grünen im Bitburger Stadtrat darauf drängten, dass die Stadt überprüfen möge, welche Dächer öffentlicher Gebäude grundsätzlich für Photovoltaikanlagen geeignet sind. Damals noch belächelt, zieht die Idee auch in Bitburg inzwischen Kreise. Spätestens seit der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima wurde das Ergebnis der Untersuchung (siehe Extra) unter verschärften Vorzeichen diskutiert. Das Reaktorunglück hat erneut ins Bewusstsein gerufen, dass die Frage, ob sich grüner Strom rechnet, nicht ausschließlich unter finanziellen Gesichtspunkten zu betrachten ist.
85 000 Kilowattstunden Strom


Dennoch hat der Bauausschuss im Frühjahr - damals machte in Japan gerade verseuchtes Wasser Sorgen - eine Entscheidung darüber, ob die Stadt Geschäfte mit der Sonne machen soll, vertagt (der TV berichtete). Aktiv geworden sind hingegen die Stadtwerke, die im Sommer die zweite Photovoltaikanlage bei der Kläranlage Ost in Betrieb genommen haben.
Dass die Stadtwerke einmal in Sonnenstrom investieren, hätte sich Werkeleiter Rolf Hecke manns vor 15 Jahren noch nicht vorstellen können. Er sieht das Ganze eher nüchtern. "Es ist ein reines Subventionsgeschäft. Und nur deshalb rechnet sich das", sagt Heckemanns. Aber: Es rechnet sich - auch jenseits aller ideologischen Grundsatzfragen. So kalkulieren die Stadtwerke nach Abzug der Leasingraten mit einem Gewinn von rund 5000 Euro pro Jahr für die beiden Photovoltaikanlagen auf dem Betriebsgebäude der Kläranlage Ost. Ein anderes Modell soll nun beim Bauhof verwirklicht werden. Das hat der Werksausschuss in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen. Diesmal kaufen die Werke eine Anlage.
"Für die Kosten von rund 200 000 Euro brauchen wir keinen Kredit aufzunehmen", sagt Heckemanns. Die Dachfläche von knapp 700 Quadratmetern wird mit 416 Solarmodulen bestückt, die eine geschätzte Jahresleistung von rund 85 000 Kilowattstunden Strom bringen. Das würde etwa den Bedarf von 20 Vier-Personen-Haushalten decken. Bei einer Einspeisevergütung von rund 24 000 Euro im Jahr ist die Anlage in neun Jahren bezahlt.
Werke rechnen mit Gewinn


Der Auftrag ist bereits vergeben, aufgebaut werden die Module noch dieses Jahr. Bleibt noch die Frage, warum die Werke das Sonnenfeld auf dem städtischen Bauhof bauen und nicht die Stadt: "Das hat steuerliche Vorteile, wenn wir das als städtischer Betrieb machen", sagt Heckemanns, der auf Details dieser Vorteile aber nicht eingehen will. Hintergrund ist, dass der Bauhof zu einem Viertel zum Besitz der Werke zählt, die diesen als Lagerstätte für ihr Wasserwerk mitbenutzen, und zu drei Vierteln der Stadt gehört.
Deshalb bekommt die Stadt auch eine kleine Pacht von den Werken, die die Photovoltaikanlage betreiben werden. Aber auch zur Pachthöhe will Heckemanns keine Einzelheiten aus der nichtöffentlichen Sitzung preisgeben. Für ihn zählt: "Bei einer Laufzeit von 20 Jahren gehen wir bei der Photovoltaikanlage von einem Gewinn von rund 150 000 Euro für die Werke aus."Meinung

Es geht also doch
Während die Verbandsgemeinde Arzfeld längst Nägel mit Köpfen gemacht und einen eigenen Energiebetrieb gegründet hat, wird in Bitburg immer noch am Sinn und Nutzen grünen Stroms gezweifelt. Das Engagement der Stadtwerke, die inzwischen zwei Photovoltaikanlagen bei der Kläranlage sowie demnächst auch noch eine auf dem Dach des Bauhofs betreiben, müsste auch letzte Skeptiker überzeugen. Die Werke machen damit im Laufe von Jahren ordentliche Gewinne. Auch wenn grüner Strom erst realistisch wurde, seit er sich wirtschaftlich rechnet, geht es vor dem Hintergrund der Gefahren von Kernenergie und der Endlichkeit fossiler Brennstoffe eigentlich um mehr. Bitburg sollte den Sprung auf den rollenden Zug alternativer Energien nicht verpassen. d.schommer@volksfreund.deExtra

Geeignete Gebäude der Stadt: Von 41 Gebäuden der Stadt Bitburg sind nach einer Untersuchung der Stadtverwaltung elf für Photovoltaikanlagen geeignet (in Klammern die Dachfläche in Quadratmetern): Eissporthalle (1200), städtischer Bauhof (700), Halle 300 (600), Depotlager der Feuerwehr (350), Kita Zuckerborn (250), Jugendheim Mötsch (230), Umkleidegebäude Stadion Ost (200), Grundschule Nord (200), Friedhofsgebäude Kolmeshöhe (200), Dorfgemeinschaftshäuser in Erdorf (150) und in Matzen (84) sowie die Grundschule Süd (70). Macht zusammen eine Dachfläche von rund 4200 Quadratmetern. scho

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