"...sonst schneide ich dir das Ohr ab"

TRIER/PRÜM. Wegen schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung hat das Landgericht Trier gestern drei junge Männer aus der Eifel zu Gefängnisstrafen zwischen zweieinhalb und dreieinhalb Jahren verurteilt. Hintergrund waren zwei Überfälle in Prüm.

Wie es dazu kam, dass die drei Kumpels an einem Donnerstagnachmittag im August bei einem Nachbar klopften, den Mann schlugen, nachdem er die Wohnungstür geöffnet hatte, und ihn schließlich ausraubten, weiß heute keiner der Angeklagten mehr so genau zu sagen. Es waren Gerüchte über die vermeintliche Homosexualität des Mannes, die zuvor die Runde gemacht hatten; Gerüchte, die das von einer durchzechten Nacht noch bierselige Trio immer weiter aufbauschte, bis aus dem Nachbar letztlich ein angeblich im ganzen Haus bekannter Kinderschänder wurde. "Klar war das Schwachsinn"

"Wir wollten ihn deshalb zur Rede stellen und ihm einen Denkzettel verpassen", sagt am Mittwoch vor dem Trierer Landgericht der mit 18 Jahren Jüngste des Trios. Der aus Üttfeld (Kreis Bitburg-Prüm) stammende Mann mit kurz geschnittenem Haar sieht aus wie ein braver Schüler, der noch rot wird, wenn er beim Abschreiben ertappt wird. Im nächsten Monat hätte der 18-Jährige eigentlich seine dreijährige Schlosser-Lehre abschließen sollen; statt dessen sitzt er jetzt seit 14 Wochen in Untersuchungshaft - Zeit genug, ins Grübeln zu kommen. "Klar war das Schwachsinn", sagt er heute. Der Üttfelder war an beiden Überfällen beteiligt, bei denen letztlich nicht mehr erbeutet wurde als ein paar hundert Euro und ein wenig Krimskrams. Beim zweiten Überfall hat er so oft zugeschlagen, dass ihm anschließend die Faust weh tat. "Meine Hand war ziemlich geschwollen." Es ist ein Kumpel aus Prüm, dem sie dieses Mal zu viert an einem Sonntagmorgen im August einen "Besuch" abstatten. Der junge Mann schuldet einem aus dem Quartett angeblich noch ein paar Euro aus einem Drogengeschäft. Kaum hat der Mieter an jenem Morgen die Wohnungstür aufgemacht, wird er schon mit Schlägen und Tritten malträtiert. Leeres Portemonnaie und falsche Geheimzahl

Weil sein Portemonnaie leer ist, nehmen die Angreifer die EC-Karte. Um an die Geheimzahl zu kommen, hält einer der jungen Männer (ihm wird erst zu einem späteren Zeitpunkt der Prozess gemacht) dem Opfer ein Küchenmesser an den Hals. "Wenn du uns die Geheimzahl nicht nennst, schneide ich dir ein Ohr ab", soll er gesagt haben. Der Überfallene nennt eine PIN-Nummer. Es ist die falsche, wie sich herausstellt, als einer der Angeklagten versucht, mit der Karte Geld abzuheben. Als der "nur" an dieser Straftat beteiligte 21-Jährige aus Schalkenmehren (Kreis Daun) dies den in der Wohnung wartenden Kumpels mitteilt, sieht der Jüngste rot, wie er selbst einräumt. "Da habe ich erst mit der Faust zugehauen", sagt er gestern, "dann die Gitarre von der Wand genommen und damit noch zweimal zugeschlagen." Das Räuber-Quartett begnügt sich schließlich mit einem Handy, etwas Schmuck, zwei Päckchen Zigaretten und einigen DVDs. Die Quittung dafür gibt's am Mittwoch: Dreieinhalb Jahre Gefängnis lautet schließlich das Urteil für den 18-jährigen Üttfelder und einen 20-jährigen Angeklagten aus Prüm, die an beiden Überfällen beteiligt waren. Zweieinhalb Jahre Haft muss der 21-Jährige aus Schalkenmehren absitzen. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

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