Integration und Soziales Die Neue in Sachen Integration

Bitburg · Geboren und aufgewachsen ist sie in der iranischen Hauptstadt Teheran. Aber Soussan Evers Khazaeli lebt länger in Bitburg als in ihrem Herkunftsland – seit 35 Jahren. Nun möchte sie als Integrationsbeauftragte der Stadt ihre eigenen Erfahrungen und Kenntnise für andere einsetzen.

 Soussan Evers Khazaeli ist die Ansprechpartnerin in Sachen Integration der Stadt Bitburg.

Soussan Evers Khazaeli ist die Ansprechpartnerin in Sachen Integration der Stadt Bitburg.

Foto: TV/Maria Adrian

Es ist ein sperriges technisches Wort: Integrationsbeauftragte. Dabei verbirgt sich dahinter doch sehr viel Menschliches. Denn die Person, die eine solche Aufgabe übernimmt, möchte anderen Menschen helfen.

Und das ist das Ansinnen von Soussan Evers Khazaeli, die nun von Bürgermeister Joachim Kandels zur Integrationsbeauftragten der Stadt Bitburg ernannt wurde, und von ihrer Stellvertreterin Viktoria Becker.

Soussan Evers Khazaeli weiß, was es bedeutet, in einem fremden Land mit fremder Kultur und fremder Sprache anzukommen und sich dort zurechtzufinden. Geboren und aufgewachsen ist sie in der iranischen Hauptstadt Teheran – einer Metropole, in der heute mehr als acht Millionen Menschen leben. Dort hat sie Jura studiert und das Studium in Deutschland wieder aufgenommen und abgeschlossen. Denn sie musste ihre Heimat verlassen, ist geflüchtet und über die damalige DDR nach Westberlin gelangt, hat einen Asylantrag gestellt und ist über Ingelheim schließlich nach Bitburg gekommen, wo sie nun schon 35 Jahre lebt.

Soussan Evers Khazaeli hat nicht nur den juristischen Abschluss Master of Laws (L.L.M.), sie ist auch für Behörden und Gerichte in Rheinland-Pfalz als beeidigte Übersetzerin und Dolmetscherin tätig. Wenn nötig, hilft sie auch schon mal im benachbarten Luxemburg aus. Im TV-Gespräch hebt sie auch die politische und gesetzliche Natur ihres Amtes hervor, für das sie wie geschaffen ist. Sie hat schon jahrelange Erfahrung in der Beratung und Begleitung von Flüchtlingen, arbeitet mit dem Deutschen Roten Kreuz und mit der Caritas zusammen und ist überhaupt gut vernetzt..

Neben Deutsch spricht sie natürlich die persische Sprache, die zur indoeuropäischen Sprachfamilie gehört. Persisch wird im Iran als Farsi bezeichnet und auch in Afghanistan und in Zentralasien gesprochen, wo es Dari genannt wird. Deshalb kann Soussan Evers Khazaeli für viele Menschen aus diesem Raum in Bitburg Ansprechpartnerin sein. Und für die Fälle, in denen eine andere Sprache zur Verständigung benötigt wird, hat sie als Dolmetscherin die nötigen Kontakte zu Menschen mit anderer Muttersprache.

Und überhaupt: die Sprache. „Es gibt drei Dinge, die für die Integration wichtig sind, Sprache, Sprache, Sprache“, sagt Soussan Evers Khazaeli. Sie vermittelt auch Sprachkurse und sagt – auch mit Blick auf ihre eigene Integrationsgeschichte – dass sich bei diesen Kursen und weiteren Hilfsangeboten zur Integration in den vergangenen Jahrzehnten sehr viel getan hat.

„Ich habe selbst hier gute Unterstützung erfahren und fühle mich zu Hause“, sagt Soussan Evers Khazaeli. Dabei hat sie auch unschöne Situationen und Anfeindungen erlebt, das soll nicht verschwiegen werden – auch wenn es zum Schämen ist. Die 61-Jährige glaubt, dass manche Menschen Ausländern und Asylsuchenden die Schuld für viele Dinge geben – einfach weil sie einen Schuldigen suchen. Zudem seien es oft Zeitgenossen, die gar keine Kontakte zu Nichtdeutschen hätten. Soussan Evers Khazaeli sagt, dass es gute und schlechte Menschen in jedem Land gebe – nationale Grenzen hätten nichts mit dem Menschsein zu tun.

Sie möchte nun als Integrationsbeauftragte der Stadt Bitburg vermitteln, unterstützen, zuhören, auch, wenn jemand sein Herz oder seine Seele ausschütten möchte. Dabei sieht sie die Stadt an ihrer Seite: „Herr Kandels und sein Team unterstützen uns ganz toll“, sagt Soussan Evers Khazaeli.

Der Bürgermeister dürfte froh sein, dass diese ehrenamtliche Stelle nun kompetent besetzt ist, da es ja zurzeit auch keinen Migrationsbeirat gibt (der TV berichtete). So wundert es auch nicht, dass die Amtszeit der Integrationsbeauftragten bis 2024 gilt.

Und wenn die Pandemie vorbei ist, was hoffentlich weit vor 2024 der Fall sein wird, freut sich Soussan Evers Khazaeli, dass die Volkshochschule Bitburg Koch- und Sprachkurse anbieten wird und das DRK interkulturelle Feste zur Kontaktaufnahme.

Im Mittelpunkt stehen jedoch die Sorgen, Nöte und Fragen von Menschen mit ausländischen Wurzeln, die nun in Bitburg eine Ansprechpartnerin haben.

Geplant ist, dass sie feste Sprechstunden anbietet und dass die Stadt dazu einen Raum zur Verfügung stellt sowie eine Telefonnummer. Bislang gibt es nur die Mailadresse für die direkte Kontaktaufnahme:
Integrationsbeauftragte@bitburg.de 

(ma)
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