Souverän und wachsam gegen Panik und Hysterie

Prüm · Terrorismus-Fachmann Rolf Top-hoven ist morgen auf Einladung des Geschichtsvereins Prümer Land in der Abteistadt: Um 19.30 Uhr beginnt der Abend im Konvikt. Der TV hat vorab mit dem Experten und Leiter des Essener Instituts für Terrorismusforschung und Sicherheitspolitik gesprochen.

 Rolf Tophoven. Foto: Privat

Rolf Tophoven. Foto: Privat

Foto: Institut für Krisenprävention (e_eifel )

Prüm. Passender kann ein Thema kaum sein, wenn es um eine Vortragsreihe mit dem Namen "Brennpunkt Geschichte" geht: Rolf Tophoven spricht am Freitag auf Einladung des Geschichtsvereins. im Prümer Konvikt über die Eskalation des Terrors und die weltweite Gefahr durch den militanten Islamismus,
Der TV hat vorab mit ihm telefoniert. Und den Fachmann gefragt, was ihm durch den Kopf geht, wenn er hört, dass in Berlin ein Auto explodiert und ein Mensch getötet wird - wie am Dienstag geschehen: Ja, bekennt er, "nach Paris denkt man: Jetzt passiert es auch bei uns."
Auch wenn sich in Berlin inzwischen ein offenbar anderer Hintergrund abzeichne. Dennoch stelle er sich bei solchen Nachrichten gleich die Frage, "in welche terroristische Konstellation das einzuordnen ist, wer dahinterstecken könnte. Auch angesichts der jüngsten Warnungen der Sicherheitsbehörden."
Man muss Klartext reden


Wobei ihm die Wendung von der "hohen abstrakten Anschlagsgefahr" nicht gefällt: "Darunter kann sich der Bürger nichts vorstellen." Klartext sei besser: "Wir müssen angesichts der Eskalation des Terrors damit rechnen, dass Anschläge nach dem Muster Charlie Hebdo oder wie im November in Paris auch bei uns passieren. Oder wie der Anschlag auf deutsche Touristen mit den zehn Toten in Istanbul." Der Umstand, dass in Deutschland bisher noch kein solcher Akt begangen worden sei, dürfe niemanden in falscher Sicherheit wiegen.
Aber wie soll mit der Bedrohung umgegangen werden? So wie an Silvester in München, sagt Tophoven: Da bescheinigt er der Polizei eine "souveräne Handhabung" der Lage. "Die haben nichts abgesagt, aber einen offenen Dialog mit den Bürgern geführt." Man habe informiert, man habe Wachsamkeit signalisiert, kurz: "Ein sehr gutes Krisenmanagement."
Krisenmanagement - da wird Tophoven am Freitag auch auf ein weiteres, aktuelles Thema eingehen: Die Flüchtlingssituation, die nicht zuletzt wesentlich zum Ausgang der drei Landtagswahlen von Sonntag beigetragen hat. "Flüchtlinge und Terror dürfen nicht vermischt werden", sagt Tophoven. Sollte es in diesem Kontext zu einem Anschlag im Land kommen, "wäre das sehr schlimm für die ganzen Bemühungen um die Flüchtlinge." Zugleich müsse die Integration funktionieren: Denn andernfalls sei "absolut zu befürchten", dass sich Menschen, die mit hohen Erwartungen aus dem syrischen Kriegsgebiet nach Deutschland gekommen seien, radikalisieren ließen und zur leichten Beute für Salafisten würden.
Was ist zu tun, um dem Terrorismus die Stirn zu bieten? "Vor Panik und Hysterie ist zu warnen", sagt Tophoven. "Denn dann würden wir einknicken und das Spiel der Terroristen spielen. Wir müssen souverän unseren Lebensstil durchsetzen und wachsam sein." Verschärfte Gesetze und ähnliche Reaktionen brächten da nichts - das sehe man auch an restriktiveren Gesellschaften: "Auch in Polizeistaaten bekommt man das Phänomen nicht so in den Griff, dass nicht immer wieder Bomben hochgehen und Menschen getötet werden."
Auch wenn die Strategie der Terroristen inzwischen eine andere sei: Große Anschläge wie im September 2001 in New York blieben meist aufgrund der aufwändigen Vorbereitungen im Sicherheitsnetz hängen. Die nahezu gleiche Schockwirkung erziele man bereits, wenn man mit einer Kalaschnikow in ein Pariser Café eindringen und zahlreiche Menschen umbringen könne. "Dann habe ich den Hype."
Mehr wird er morgen im Konvikt zu sagen haben: "Ich war ja vor acht Jahren schon mal beim Geschichtsverein", sagt Rolf Top-hoven. "Daran habe ich sehr gute Erinnerungen. Und als jetzt die Anfrage kam, habe ich sofort zugesagt." fpl
Karten im Vorverkauf für sechs Euro (Vereinsmitglieder, Schüler, Studenten) und acht Euro (Erwachsene) erhält man in den Prümer Buchhandlungen Behme und Hildesheim und unter Telefon 06551/2489.

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