Spannung bis zum Schluss: Billen schlägt Fink

Gestrauchelt, geschasst und wiedergewählt - Michael Billen (CDU) hat sein Ziel erreicht: Mit knappem Vorsprung hat er das Landtags-Direktmandat geholt. Zusammen mit Monika Fink (SPD) und Dietmar Johnen (Grüne) wird er den Kreis in Mainz vertreten.

Bitburg/Prüm. Obwohl so viele Menschen da sind wie noch nie, ist es still. Alle schauen gebannt auf die Leinwand, wo die Zwischenergebnisse aktualisiert werden. Dann wird es noch stiller. Das SWR-Fernsehen berichtet live aus dem Kreishaus Bitburg-Prüm.

Noch nie war das Interesse an den Ergebnissen der Landtagswahlen im Eifelkreis derart groß. Kein Wunder. Hat doch Michael Billens (CDU) Direktkandidatur landesweit für Aufsehen gesorgt. Über die sogenannte "Schnüffel-Affaire" gestolpert, von den Parteikollegen geschasst, von der Landesliste getilgt hatte er nur eine einzige Chance, erneut in den Landtag einzuziehen: das Direktmandat zu holen. Und obwohl es knapp war, ist ihm dies gelungen. 14 411 Wähler des Kreises (33,1 Prozent) haben Michael Billen ihre Stimme gegeben. In Erwartung seines Siegs hatte er die Wahlparty in seiner Kaschenbacher Schnapsbrennerei bereits vorbereitet. "Mir geht es sehr gut, und ich bin den Eifelern unendlich dankbar, dass sie mir in dieser schwierigen Situation den Rücken gestärkt und das Vertrauen geschenkt haben", sagt Billen, während im Hintergrund etwa 100 seiner CDU-Freunde feiern. Sie dürften sich nicht nur über Billens Ergebnis freuen: Auch wenn die CDU im Vergleich zu 2006 1,5 Prozentpunkte der Landesstimmen eingebüßt hat, ist sie mit 36,2 Prozent nun stärkste Partei im Eifelkreis.

Eine Rolle, die die SPD eingebüßt hat. Sie hat nur noch 29,4 der Landesstimmen im Kreis bekommen - 14,6 Prozentpunkte weniger als 2006. Dennoch steht schon früh fest, dass Monika Fink (SPD, Listenplatz 28) über die Landesliste wieder ins Parlament einziehen wird. Doch bis auch die letzten Stimmbezirke des Kreises ausgezählt sind, hofft sie, - gebannt auf den Bildschirm des Wahlleiters schauend - auch das Direktmandat zu holen. 810 Stimmen oder knapp zwei Prozentpunkte trennen sie am Ende vom Ergebnis Billens. Ein Wermutstropfen für Fink, die sich dennoch über das Ergebnis freut. "Ich sehe darin eine Bestätigung meiner Arbeit", sagt sie. Dass sie rund sieben Prozent weniger Stimmen bekommen hat als 2006, führt sie vor allem darauf zurück, dass die Freien Wähler und die Grünen zugelegt haben.

Und zwar tüchtig. Schon von weitem sieht man dem Grünen-Grüppchen im Kreishaus die große Freude an. Eine Freude, die immer wieder von ungläubigem Kopfschütteln begleitet wird. Denn mit einem derart überragenden Wahlausgang haben sie nicht gerechnet: Über 13 Prozent der Landesstimmen können sich die Grünen im Eifelkreis freuen. Das sind rund zehn Prozent mehr als 2006. Und noch mehr freut sie: Auch sie werden den Eifelkreis künftig in Mainz vertreten. Dietmar Johnen, Biolandwirt aus Großkampenberg, zieht von Platz 16 der Landesliste ins Parlament ein. Das hatte er nicht erwartet. "Das ist ein sensationelles Ergebnis für die Grünen", sagt Johnen, der in Mainz feiert. Natürlich habe Japan dabei eine Rolle gespielt, aber auch die grüne Politik insgesamt. Freude herrscht auch bei Grünen-Direktkandidat Wolfgang Fandel, der beachtliche 13,4 Prozent der Erststimmen im Kreis geholt hat. Dafür, dass ihn vorher niemand kannte, sei das ein "superstarkes Ergebnis".

Ein Ergebnis, mit dem er Rudolf Rinnen (Freie Wähler) knapp schlägt. Der Bitburger findet seine 13,2 Prozent dennoch toll. "Von null auf 13 Prozent - das zeigt, wir Freien haben hier in der Eifel eine Bastion", sagt Rinnen. Und seine Aussage bestätigt sich beim Blick auf die Landesstimmen: 12,3 Prozent gab es für die Freien im Eifelkreis - rund zehn Prozent mehr als im Landesschnitt. Das wolle man bei den nächsten Wahlen als Basis nutzen, sagt der lächelnde Rinnen.

Wenig Grund zum Lächeln haben Günther Eichertz (FDP) und Wolfgang Ferner (Die Linke). Beide sind vom Wahlausgang enttäuscht. "Wir haben unser Ziel nicht erreicht", sagen beide. FDP wie Linke werden nicht in den Landtag einziehen. Auf Kreisebene gab es für die FDP nur 4,1 Prozent der Zweitstimmen, für die Linke 2,6. Der FDP-Direktkandidat hingegen hat 5,7 Prozent bekommen. "Das zeigt mir, es liegt nicht an mir, sondern an Dingen, die wir auf Kreisebene nicht beeinflussen können", sagt Eichertz. Auch Ferners persönliches Ergebnis ist mit 3,3 Prozent besser als das seiner Partei bei den Zweitstimmen.
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