Sparen macht Freude

JÜNKERATH. Seltene Harmonie: Der Rat der Verbandsgemeinde (VG) Obere Kyll hat am Donnerstag alle Entscheidungen im Eiltempo abgehakt. Vor allem in Geldfragen herrschte Einigkeit. Die Devise: sparen, wo es geht.

Keine zwei Stunden dauerte die Sitzung im Ratssaal der Verbandsgemeinde. Dabei hatte Bürgermeister Werner Arenz vorneweg eine Reihe von Mitteilungen unters Volk zu bringen. Die erste davon war vollkommen unpolitisch: Der erkältete VG-Chef bat um Nachsicht, wenn er zwischendurch Luft holen müsse. Verschnupft reagierte Arenz auch auf die Nachmeldung des Landes von Fauna-Flora-Habitaten (FFH-Gebiete) in der VG. Die neuen Schutzflächen seien zwar "nach unserer Auffassung unbedenklich", die Informationspolitik des Landes aber nicht: "Man wird nicht gefragt, nicht informiert und kriegt hinterher einfach ein Ergebnis. Dieses Gehabe von oben nach unten gefällt mir überhaupt nicht."Absage für Draisinen-Projekt

Ähnlich ärgerlich das Verhalten der Bahn: Die baut nämlich Schwellen und Schienen auf der Strecke Jünkerath-Losheim ab und versilbert das Alteisen. Eine Initiative des Dahlemer Bürgermeisters Reinhold Müller, auf der Strecke eine Draisinenbahn einzurichten, scheiterte indessen an den DB-Forderungen: Bei 20 000 Euro Pachtzahlung im Jahr würde man "vom Abbau Abstand nehmen", sagte Arenz. Das war eindeutig zu teuer für die Kommunen. Arenz: "Also wird jetzt der Schrott weiter abgefahren und richtig Geld verdient." Immerhin spült das Waldfreibad Stadtkyll dafür ein paar Euros in die Kommunalkasse: Das bestbesuchte Bad im Kreis Daun ( TV vom 1. Oktober) zählte trotz des durchwachsenen Sommers insgesamt gut 21 000 Gäste. Macht unterm Strich Einnahmen von 38 000 Euro. Für alle kommunalen Bäder beschloss der Rat außerdem eine neue Hausordnung. Weiteres Geld gibt es für die "Aktion Blau": Zwei Projekte zur Renaturierung von Bachläufen in Steffeln und Stadtkyll werden mit 5600 und 20 000 Euro gefördert. Nächste Mitteilung: Die Beprobung des Steffeler Eichholzmaars (der TV berichtete) ist abgelaufen, die Ergebnisse werden derzeit ausgewertet. Arenz teilte jedoch mit, dass die Wissenschaftler der Frankfurter Universität davon ausgehen, dass es sich "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" um ein Maar handelt. Falls sich die Experten-Vermutung bestätige, sei für die geplante Rück-Umwandlung in einen See weiteres Fördergeld zu erwarten. Ausgebucht ist inzwischen das interkommunale Gewerbegebiet "Auf Zimmers" bei Stadtkyll: Die dortigen Unternehmen Backes und PalNet haben alle restlichen Flächen gekauft oder Optionen erworben. Letzte Mitteilung: Für die RTL-Show "Der große Deutschland-Test" am Samstag, 22. Oktober, sucht Hape Kerkeling noch Kandidaten - auch Bürgermeister. Arenz: "Ich auf jeden Fall kann am 22. Oktober nicht." Dann ging es ans Eingemachte, unter anderem den Nachtragshaushalt für 2004. Da dieser günstiger ausfällt als ursprünglich vorgesehen, wurde er ohne Diskussion abgesegnet. Ein Grund für die etwas besseren Zahlen: Eine Bedarfszuweisung des Landes zum Ausgleich der Miesen im Jahr 2002 ist bereits Ende 2003 geflossen, die Ausgaben im Verwaltungshaushalt verringern sich dadurch um rund 500 000 Euro. Sparen kann die VG auch bei der Archivierung von Alt-Akten: Da die Dokumente in Jünkerath problemlos gelagert werden können, müssen sie nicht ins Koblenzer Landes-Hauptarchiv. Das hätte pro Jahr 5000 Euro gekostet. Die Beschlussvorlage wurde selbstverständlich von allen abgenickt. Allerdings nicht ohne eine Anmerkung von Stefan Barth: Die Vorlage, fand der Grünen-Vertreter, gehöre ebenfalls ins Archiv. Grund: Sie war versehentlich auf das Jahr 1004 datiert. Arenz zeichnete außerdem die Alt-Kommunalen Peter Fischbach und Karl-Heinz Köber aus. Mehr dazu in unserer Montag-Ausgabe.

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