Sparen und Kunden binden

PRÜM. Forstwirtschaft zwischen Baum und Borke: Bei der Jahresversammlung des Waldbauvereins Prüm wurde deutlich, dass sich die Mitglieder auf einen immer schwierigeren Markt einstellen müssen.

Eigentum verpflichtet - und zwar zu Veränderungen. Das gilt zumindest für die rund 3000 Mitglieder des Waldbauvereins Prüm. Der größte Zusammenschluss von Forstbesitzern in Rheinland-Pfalz muss etwas tun, um seine Zukunft zu sichern. Zu diesem Schluss kam bei der Mitgliederversammlung am Freitag in der Prümer Hauptschul-Aula Norbert Heidingsfeld, Gastredner von der Landes-Zentralstelle der Forstverwaltung bei der Neustädter Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd.Die wichtigste Frage am Freitag: ob auch Kleinbesitzer ihren Wald in Zeiten der Globalisierung und liberalisierter, internationaler Märkte überhaupt noch gewinn bringend bewirtschaften können. Heidingsfelds Antwort: Sie können, und das trotz vieler Probleme. Immer weniger Sägewerke in der Nähe, immer weniger Einkäufer, die noch kleine Holzmengen abnehmen, immer strengere Naturschutzauflagen, dazu ein stetiger Preisverfall bei weltweiter Konkurrenz. Das Gegenmittel: Rationalisieren und Ausrichtung am Kunden. Die Maßnahmen: Größere Einschläge, Einsatz von Erntemaschinen, bessere Logistik, Frei-Werk-Lieferungen, vereinfachte Zahlung - und das alles gemeinsam, damit man nennenswerte Mengen anbieten und mit den "Großen" konkurrieren kann."Da müssen sie hin", sagte Heidingsfeld. "Jeder Kaufmann um die Ecke kennt das." Dabei gelte es Stammkunden zu halten, Neukunden aufzutun und gelegentliche Laufkundschaft mitzunehmen. Einen "Applaus wert" nannte Heidingsfeld deshalb die Einführung der Holz-Meldezettel beim Waldbauverein Prüm. Damit könne jeder der Geschäftsstelle ein Signal geben, wann er wie viel Holz einzuschlagen vorhabe. Für die Verkaufsplanung sei das genau die richtige Taktik. Außerdem empfahl er den Mitgliedern die Einrichtung eines regelmäßigen Markt-Stammtischs, an dem künftige Strategien besprochen werden können. Denn immerhin sei der Markt groß genug: "Die Zellstoffindustrie schreit händeringend nach Holz", sagte Heidingsfeld. Wer dort Großmengen anbieten könne, sollte auch ins Geschäft kommen. Fazit des Fachmanns: "Tut euch zusammen, das ist der Weg der Zukunft!""Wie kann ich mich noch besser organisieren?", fragte auch der Kaschenbacher Landtagsabgeordnete, Bauer und zugleich Waldbesitzer Michael Billen in seiner Ansprache. Zumal noch weiteres "Ungemach" drohe, und zwar aus der Politik. Thema: Die Erneuerung des Wald- und des Jagdgesetzes. Dort sind unter anderem höhere Natur- und Tierschutzauflagen vorgesehen. "Da müssen wir höllisch aufpassen. Wenn man ein neues Waldgesetz machen will, will man an unser Eigentum."Ein Beispiel: Die vorgesehenen Jagd-Einschränkungen. Wenn dadurch die Weidleute weniger Geld brächten, sei unter anderem der Waldwegebau in Gefahr. Billens Fazit: "Das alles sind Auflagen, die die Bewirtschaftung unmöglich machen. Und der Wald ist zur Bewirtschaftung da, sonst würden wir hier nicht auf Holzbänken sitzen, sondern auf Steinen."Der Waldbauverein wählte außerdem einen neuen Vorstand - und der blieb nahezu der Alte, mit Hans-Heinrich Thome aus Dingdorf an seiner Spitze. Bis auf eine Änderung: Nach rund vier Jahrzehnten im Führungsgremium trat der stellvertretende Vorsitzende Peter Kockelmann (Heilhausen) nicht mehr an, in den Posten gewählt wurde Reinhold Zwicker, ebenfalls aus Heilhausen. Weitere Mitglieder: Peter Backes, Auw bei Prüm, Josef Cremer, Niederprüm, Rudolf Ehleringer, Winterspelt, Heinz-Peter Johanns, Weinsheim, Stefan Kewes, Hersdorf, Heinz Kirst, Olzheim, Helmut Kremer, Dasburg, Heinrich Meier, Schwirzheim, Willy Meyers, Üttfeld-Binscheid, Josef Schwalen, Leidenborn.

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