Ausgleich für Versiegelung des Kylltalradwegs Speicherer geben der Natur etwas zurück

Speicher/Auw an der Kyll · Weil beim Ausbau des Kylltalradwegs Flächen versiegelt wurden, musste die Verbandsgemeinde ein Ausgleichsgelände suchen. Entschieden hat man sich für ein vernachlässigtes Biotop am Rande der Stadt.

 Neuer Asphalt, neue Kosten: Wegen des neuen Straßenbelags auf dem Kylltalradweg muss sich die VG Speicher jetzt um ein Biotop kümmern.

Neuer Asphalt, neue Kosten: Wegen des neuen Straßenbelags auf dem Kylltalradweg muss sich die VG Speicher jetzt um ein Biotop kümmern.

Foto: TV/Christian Altmayer

 Wer etwas kaputt macht, muss es ersetzen. Das ist eine Regel, die Kinder schon in jungen Jahren lernen. Sie gilt aber auch im Rahmen des Bundesnaturschutzgesetzes. Denn dies fordert von Bauherren sogenannte Kompensationsflächen ein. Das heißt: Jeder Quadratmeter Lebensraum, der versiegelt wird, muss entsprechend ausgeglichen werden. So soll dem Landverbrauch durch Neubaugebiete, Straßen und dergleichen entgegengewirkt werden.

Mit einem solchen Ausgleich muss sich nun auch die Verbandsgemeinde Speicher befassen. Der Grund dafür ist der Ausbau des Kylltalradwegs zwischen Auw an der Kyll und dem Zemmerer Ortsteil Daufenbach.

Seit Winter 2019 hat dieser nämlich einen neuen Asphaltbelag. Was zwingend nötig war, da die frühere Deckschicht aus rauem Mineralbeton derart marode war, dass die Fahrt an der Kyll entlang zur harten Zerreißprobe für Stoßdämpfer und Nerven wurde.

Die Asphaltierung des Radweges hat aber einen Haken. Denn durch die neue Schicht gelten die 5,5 Kilometer zwischen Eifelkreis und Kreis Trier-Saarburg als versiegelte Fläche. Gemäß Bundesnaturschutzgesetz muss die Verbandsgemeinde also ein naturbelassenes Ausgleichsgebiet ausweisen und pflegen, um den Schaden an der Umwelt zu kompensieren. Und zwar in einer Größe von rund 15 200 Quadratmetern.

Die muss man aber erstmal finden. Worin denn auch die Schwierigkeit bei dieser Maßnahme bestand, wie die Speicherer Bauamtsleiterin Annette Becker sagt. Denn das Angebot an geeigneten Flächen ist gering. Abseits vielleicht der beiden großen städtischen Industriebrachen der stillgelegten Plewa-Werke? Doch beide befinden sich in privater Hand und stehen daher nicht zur Verfügung.

Letztlich ist die Verbandsgemeinde dann aber doch fündig geworden. Und zwar am Staudengraben, zwischen Speicher und Philippsheim, wo eine landwirtschaftliche Fläche liegt, die wie gemacht für ein solches Ausgleichsprojekt zu sein scheint. Ein Biotop aus Magerwiesen, Halbtrockenrasen, Gebüschen und Streuobst, das in den vergangenen Jahren brach lag.

Die Kommune will nun, gestützt durch ein einstimmiges Votum des Verbandsgemeinderates Speicher, dafür sorgen, dass dieses Gelände gepflegt wird. Büsche sollen wegkommen, das Gras regelmäßig gemäht oder von Schafen oder Ziegen beweidet werden. Der Verzicht auf Dünger und Pflanzenschutz versteht sich bei einer ökologischen Maßnahme von selbst.

Die genauen Bestimmungen werden aber auch im städtebaulichen Vertrag zwischen der Kommune und der Stiftung Kulturlandschaft Rheinland-Pfalz festgehalten. Denn die soll in den nächsten zehn Jahren die Pflege des Biotops übernehmen. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 37 000 Euro.

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