Sprechblasen "opp Platt"

"Der kleine Bauer" ist die Hauptfigur in Bernhard und Benedikt Heinemanns Mundartcomic in Moselfränkisch. Der TV besuchte die kreativen Köpfe in ihrem Heimatdorf, um mehr über die Entstehungsgeschichte des komischen Helden und ihren neuesten Comic zu erfahren, der im September erscheinen soll.

Herforst. Treffpunkt: "Herbischd". Der Ort im Eifelkreis heißt auf Hochdeutsch Herforst und ist der Mittelpunkt der Welt - zumindest, wenn es nach dem "kleinen Bauern" geht. Um ihn dreht sich alles in der Mundart Comic-Werkstatt von Bernhard und Benedikt Heinemann. Vater und Sohn arbeiten aktuell am zweiten Band der kleinen Bildgeschichten mit Sprechblasen "opp Platt", deren Hauptfigur liebenswert naiv und zugleich ironisch ist.

Trifft er in der Stadt wie im Comic-Streifen "Frisör" auf zwei Punker, fragt er arglos: "Wäst dir, wu hei an d'Staadt e goode Frisör ass?" Dass das Pärchen mit Irokesenschnitt und kahl rasiertem Frauenkopf die Aufgeschlossenheit des bodenständigen Eifelers gegenüber dem Neuen als Provokation interpretiert, bringt dem kleinen Bauern eine Abreibung ein, und dem Leser unterhaltsam-hintergründige Lektüre. "Well soat dir mir nummen noch, waat oon der Froach vakärt ass", beendet der komische Held den Dialog. "Der kleine Bauer ist einer, der seine Klappe nicht halten kann", charakterisiert ihn sein Schöpfer Benedikt Heinemann.

Geboren wurde das Original, das die Welt meist mit einer Hand in der Hosentasche erlebt, 1999. Mit viel Fantasie, einem Gespür für Situationskomik und Selbsterlebtes komme er auf die Ideen, sagt der Diplom-Pädagoge. Im neuesten Streifen inspirierte den Zeichner, der seine Diplomarbeit über Kunsttherapie geschrieben hat, ein Gespräch mit seinem Schwager Edwin über Moderne Kunst. Man sieht den kleinen Bauern, der eine Freikarte für einen Besuch im Museum Moderner Kunst gewonnen hat, während einer Führung. Gerade erklärt der Museumsführer: "Hier hat der Künstler das Portrait seiner Frau gemalt." Das kann der kleine Bauer so nicht stehen lassen. Benedikt Heinemann hat ihm einen Kommentar auf Hochdeutsch in den Mund gelegt, ist damit zu seinem Vater gegangen und hat gesagt: "Übersetz mir das mal." Nicht, dass Benedikt kein Platt sprechen könnte, aber Feinheiten des Moselfränkischen und ein Wortschatz, der vielen Jungen verloren gegangen ist, liegen Heinemann Senior einfach im Blut. Und so hat der gebürtige Herforster den Kommentar des Eifelbauern zu dem modernen Frauenportrait, mit ein paar abstrakten Strichen, folgendermaßen übersetzt: "Doar fier hott hän äwer gewass guat Kamedi mat senger Aaler kreat." Die Pointe über die erboste Reaktion der Ehefrau funktioniere nur im Platt, meint Bernhard Heinemann - allein schon, weil es für "Kamedi" mit Ärger oder Unannehmlichkeit keine wirkliche Entsprechung gibt. "Auf Dialekt kann man vieles Gefühlsmäßige besser rüberbringen", sagen die beiden.

Tatsächlich bieten sich Dialekte aufgrund ihrer emotionalen Komponente für das Medium des Comics an. Asterix etwa ist in 22 Dialekte übersetzt worden. So hat auch "der kleine Bauer"-Comic in Moselfränkisch seit seiner ersten Veröffentlichung in der Herforster Heimatschriftenreihe "De Beschkläpper" immer mehr Zulauf. Aus 30 im Dorf verkauften Comic-Heftchen vor neun Jahren ist Ende 2009 ein erster Sammelband mit einer Auflage von 500 Stück geworden. An dem Buch verdienen die Autoren des Mundartcomics nichts. Darum geht es ihnen auch gar nicht: "Das Buch soll die Mundart erhalten." Und wenn man "Herbischd" schon nicht auf der "Wäeltkurel" findet, mit seinem Comic "opp Platt" hat es sich einen festen Platz auf der Landkarte seiner Fangemeinde gesichert.

Der neue Band des Mundartcomic "Der kleine Bauer" soll im September erscheinen. Der erste Band ist im regionalen Buchhandel Scharff/Speicher, Logos/Bitburg und Interbook/Trier erhältlich.

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