Sprungtuch oder Klappstuhl

ECHTERNACH. Alle Jahre wieder pilgern Tausende, zu der immer gleichen, lieblichen Melodie wippend, zu Willibrords Grab in der Echternacher Basilika. In diesem Jahr wurden die Pilger mit Sonnenschein verwöhnt.

Dass gestern die Sonne mit von der Partie war, freute nicht nur die Pilger, sondern auch die Tausenden von Zuschauern, die die knapp zwei Kilometer lange Rundstrecke säumten. Und natürlich auch die Gaststättenbetreiber mit ihren "ausverkauften" Terrassen. Rund 12 000 Teilnehmer, inklusive der Musikkapellen, begaben sich in diesem Jahr auf den fast gänzlich gepflasterten Parcours und waren mehr oder weniger 90 Minuten unterwegs. So war es vom Willibrordus-Bauverein, der das Großereignis jährlich organisiert und koordiniert, jedenfalls geplant gewesen. Um 13 Uhr sollten laut Planung die letzten Springergruppen in der Basilika eintreffen, doch dem war nicht so. Um exakt 13 Uhr hatte sich Gruppe 33 bis zur Basilika getänzelt. Zu diesem Zeitpunkt waren aber noch zehn Gruppen im "Stop and go"-Verfahren unterwegs, etwa ein Viertel der gesamten Prozession also.Schilder bitten um Taktgefühl

"Keinen Beifall, bitte!""Procession dansante", also tanzende Prozession, besagten die Schilder an den Straßensperren um das Echternacher Zentrum. Und Tanz hat bekanntlich etwas mit Takt und Taktgefühl zu tun. Manche bewiesen gestern Taktgefühl, anderen sollte das nicht so glücken. Vor allem einige der ganz jungen Pilger hatten so ihre liebe Mühe mit dem rhythmischen Hin und Her zur Musik. Um ein ganz anderes Taktgefühl baten aber eindringlich die Organisatoren. "Sie wohnen einer Prozession bei und nicht einer Folklore-Show. Verhalten Sie sich entsprechend!", war als Fußnote auf dem Programm zu lesen. Der allgemein guten Stimmung sollte dieser Hinweis auf die Ernsthaftigkeit der Veranstaltung jedoch keinen Abbruch tun. Applaudiert wurde dennoch, und zwar von den Pilgern selbst, als sie am Morgen an der Basilika vor Prozessionsbeginn die bischöflichen Grüße entgegennahmen. Währenddessen suchte sich das zum Nicht-Klatschen aufgeforderte Publikum ein gemütliches Plätzchen in der Sonne und wartete entlang der Strecke gelassen auf die Tanzenden. Viele prozessionserprobte Zuschauer hatten sogar Klappstühle dabei und nahmen in der ersten Reihe Platz. Als begehrte Logenplätze gelten aber auch stets die Fenster der Häuser, von denen man das Spektakel auch bei widrigeren Wetterverhältnissen bequem verfolgen kann. Dann gibt es allerdings weniger zu sehen, denn, wie ein Mitglied des Willibrordus-Bauvereins bestätigte, ist die Anzahl der Teilnehmer bei schlechtem Wetter geringer. Gestern entsprach die Teilnehmerzahl in etwa der des vergangenen Jahres, einer eher bewölkten Auflage.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort