Stadtbürgermeisterin: Wir müssen reden

Prüm · Das kommt früher als erwartet: Die Prümer Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy ruft die Einwohner zum Gespräch, und zwar nur drei Wochen nach Beginn des Testlaufs mit geänderter Verkehrsführung rund um den Hahnplatz.

 Eine harmlose Kreuzung? Nein, ein offensichtlicher Zankapfel: der Hahnplatz in Prüm. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Eine harmlose Kreuzung? Nein, ein offensichtlicher Zankapfel: der Hahnplatz in Prüm. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Prüm. "Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy lädt zu einem Bürgergespräch ein." - Diese Ankündigung aus dem Büro der Stadtchefin im Haus des Gastes klingt unspektakulär. Und auch das Thema reißt auf den ersten Blick nicht vom Hocker: Informationen "über die anstehenden Projekte in der Stadt".
Diese Projekte aber haben es in sich. Bei der Runde mit den Bürgern geht es nämlich vor allem um das, was viele im Moment bewegt: die Frage nach dem zukünftigen Aussehen des Hahnplatzes - und selbstverständlich um die seit drei Wochen laufende Testphase mit einer geänderten Verkehrsführung durch das Prümer Zentrum (der TV berichtete).
Die geänderte Regelung erregt die Gemüter, wie auch die bereits im TV veröffentlichten Leserzuschriften und ersten Erfahrungen zeigen: Sie verringert die Wartezeiten, führt aber zu Umwegen. Sie verursacht im Gerberweg Probleme, weil viele wegen des erhöhten Verkehrsaufkommens nicht mehr so flott wie gewohnt vom Aldi-Parkplatz kommen - während andere munkeln, der Discounter habe diese Verkehrsführung verlangt, damit mehr Autofahrer am Geschäft vorbei müssen. Sie bringt aber auch mehr Ruhe in den Fuhrweg: Das Anliegersträßchen, das von der Kalvarienbergstraße zum Hahnplatz herabführt, kann jetzt nicht mehr als unerlaubte Abkürzung zum Hahnplatz genutzt werden, denn wer dort herunterfährt, muss ebenfalls über Bahnhofstraße und Gerberweg fahren. Den Anwohnern dürfte es gefallen. Dafür aber schimpfen die Gewerbetreibenden: Es komme weniger Kundschaft, die Einbahnregelung sei schuld.
Viele glauben außerdem, diese Regelung sei bereits beschlossene Sache - stimmt nicht, sagt Mathilde Weinandy, es bleibe zunächst bei der Erprobung. Es sei keinesfalls so, dass "zwei, drei Leute im Stadtrat" solche Dinge beschlössen, "um die Prümer und die Auswärtigen zu ärgern". Weder bei der Verkehrsführung noch bei der Hahnplatz-Änderung: Denn die, sagt Mathilde Weinandy, wollen alle: "Dass diese Mauern da weg kommen, dass die Toilette weg kommt, und dass der Platz schön gestaltet wird."
Nur Gegner melden sich zu Wort


Bislang haben sich vor allem Gegner der Einbahnregelung und Befürworter eines Kreisverkehrs öffentlich geäußert. Andere melden sich kaum zu Wort: "Die Öffentlichkeit besteht nur aus Gegnern", sagt die Bürgermeisterin. "Die Leute, die mit der Regelung leben können, gehen nicht in die Öffentlichkeit."
Im direkten Gespräch erlebe sie auch andere Meinungen. "Ich habe eine Frau getroffen, die gesagt hat: Jetzt gehe ich auch mal zu Fuß durch Prüm." Und das bringt Mathilde Weinandy zum nächsten Punkt: "Das Ziel der Planer ist das Miteinander von Verkehr und Fußgängern. Und das bedeutet, dass ich als Autofahrer auch mal anhalten muss."
So ähnlich sieht es auch Christine Kausen, Stadtratsmitglied für die Liste Kleis und Chefin des Gewerbevereins: "Ich finde, der Verkehr soll in allen Richtungen durch die Stadt fließen. Aber er soll langsam fließen." (mehr dazu siehe Extra)
Es dürfe deshalb auch bei der Neugestaltung des Hahnplatzes nicht allein darum gehen, dass die Autofahrer schneller durchkommen, sagt Mathilde Weinandy: "Alle reden vom Autoverkehr. Wer redet von den Fußgängern?"
Genug Gesprächsstoff also für die Bürgerversammlung. Sie ist am Donnerstag, 18. August, 19 Uhr, im Ratssaal im Haus des Gastes am Hahnplatz.Meinung

Runde Sache mit Kanten
Wer sein Kind morgens am Klosterhof vor dem Gymnasium abgeliefert hat und anschließend von dort nach links in die Ritzstraße einbiegen will, hat kaum eine Chance: Denn von rechts schleudert der Kreisverkehr am Stadtausgang die Fahrzeuge nur so heraus. Zum Einmünden bietet sich in Stoßzeiten kaum eine Gelegenheit. Das sei allen ans Autofahrerherz gelegt, die die Diskussion um den Hahnplatz allein auf die Frage reduzieren: Kreisverkehr oder nicht. Es stimmt: Ein solcher Kreisel lässt den Verkehr schneller fließen. Aber will man das in Prüms bester Stube? Und darf man nur als Autofahrer denken, der möglichst nicht warten, sondern durchkrachen will? Wenn ein Kreisel kommt, dann müssen zwei Dinge gelten: Er darf erstens den Platz nicht dominieren. Und zweitens darf er dem motorisierten Verkehr nicht Vorrang vor den Fußgängern geben. Sonst machen sich die Prümer den - theoretisch - schönsten Platz der Eifel wieder so kaputt, wie es vor 40 Jahren schon einmal passiert ist. Die Bürgermeisterin will am Donnerstag informieren und diskutieren. Man sollte sie beim Wort nehmen und diese Gelegenheit nutzen. Fritz-Peter Linden Christine Kausen, Vorsitzende von "Prüm eifelstark" - Stadtmarketing und Gewerbeverein und Stadtratsmitglied für die Liste Kleis, beschäftigt die Probephase des Einbahnrings seit Tagen. Die Kunden und Prümer Geschäftsleute sehen die neue Verkehrsregelung eher kritisch. Bemängelt wird hauptsächlich, dass man Umwege fahren müsse, um ans Ziel zu kommen. Christine Kausen möchte sich jedoch nicht vorschnell ein Urteil erlauben: "Ich finde es wichtig, die Testphase von maximal drei Monaten abzuwarten. Mit dieser Erfahrung können wir viel besser darüber diskutieren, was gut und was schlecht ist." Sie könne sich vorstellen, dass Fußgänger durch die neue Regelung mehr Raum gewinnen und auch neue Kurzzeitparkplätze entstehen. Wünschenswert fände sie, wenn ein Kreisel am Hahnplatz ebenfalls getestet werden könnte. Ganz entschieden wehrt sie sich gegen die These, dass der Hahnplatz nur schöner gestaltet werden kann, wenn es einen Einbahnring durch die Stadt gibt. Überhaupt ist sie der Meinung, dass die Verkehrsplanung nicht zwingend im Zusammenhang mit der Platzgestaltung gesehen werden darf. sn

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort