Städte müssen beim Feiern sparen

Sparen, sparen, sparen: Die Stadt Bitburg rechnet mit Schulden von knapp 23 Millionen Euro. In Wittlich sieht es mit einem Loch von knapp 17 Millionen Euro nicht viel besser aus. Nach einem dem TV vorliegenden Papier der Initiative der Region Trier (IRT) sollen die beiden Kommunen zur Zusammenarbeit gezwungen werden.

 Gibt es die Säubrennerkirmes bald auch in Bitburg? TV-Foto: Klaus Kimmling

Gibt es die Säubrennerkirmes bald auch in Bitburg? TV-Foto: Klaus Kimmling

Bitburg/Wittlich/Trier. (lars/scho) Die goldenen Zeiten sind vorbei. Die klammen Städte müssen den Gürtel enger schnallen. Luxus ist nicht mehr drin. "Feste feiern gehört nicht zu den kommunalen Pflichtaufgaben von Städten und Gemeinden", steht in einem Konzeptpapier der Initiative der Region Trier (IRT), das dem TV vorliegt. In dem Gremium, in dem sich die vier Landkreise der Region und die Stadt Trier sowie die beiden Wirtschaftskammern und die Brauerei zusammengeschlossen haben, ist ein Experten-Team seit den jüngsten Haushaltssitzungen damit beschäftigt, Sparvorschläge zu erarbeiten.

Doch wo lässt sich angesichts des riesigen Pflichtprogramms noch sparen? "Muss es wirklich sein, dass in Bitburg ein Folklore-Festival geplant wird, in Wittlich eine Säubrennerkirmes? Die einen machen Beda-Markt, die anderen Wirtschaftswoche", fragt ein IRT-Fachmann, der aber namentlich nicht genannt werden will. Die Sache sei zu heiß. Insbesondere Bitburg und Wittlich, die keiner Verbandsgemeinde angehören, sind ins Visier der Sparfüchse geraten.

Die Vorschläge bergen sozialen Sprengstoff: Es geht um das Überleben des Stärkeren, die erfolgreichere Veranstaltung setzt sich durch. Heißt konkret: Wer braucht ein Folklore-Festival, wenn er eine Säubrennerkirmes haben könnte? Auch zeitlich hätten die beiden Großfeste sonst zu nah beieinander gelegen.

Hinter den Kulissen stehen die IRT-Fachleute bereits in schwierigen Verhandlungen mit den Städten. Damit Bitburg nicht zickt, ist weiter angedacht, dass der Beda-Markt die Wittlicher Wirtschaftswoche ersetzt. Weitere Kooperationsmöglichkeiten sind in der Planung: Das Weinfest der Mittelmosel soll die Dauner Laurentiuskirmes ersetzen. In Bitburg gibt es, wie aus gewöhnlich gut informierten Kreisen zu erfahren war, aber Interesse, die dann frei werdende Laurentiuskirmes aus Daun zu übernehmen, um die eigene, eher magere Novemberkirmes zu ersetzen. Trier hat indes schon Interesse an einer Übernahme des dann entfallenen Bitburger Folklore-Festivals angemeldet. Das einstige Bitburger Großereignis könnte das mangels Interesse am 2009 ausgefallene Europavolksfest beleben. Zudem hat das Oberzentrum ein Auge auf die frei werdende Wirtschaftswoche geworfen, da diese immerhin erfolgreicher ist, als alles, was Trier derzeit an Messen zu bieten hat. Im Gegenzug würden die Trierer mit "Zur Lauben" und dem Altstadtfest auch Wittlich und Bitburg beglücken. Ziel ist es, dass die Städte mit den Besuchermassen dann Eintritt verdienen können.

Leser-Echo: Was halten Sie von der Fest-Kooperation? Endlich mal eine Idee, die sich rechnet, oder braucht jede Stadt und jedes Dorf ihr eigenes Fest? Schreiben Sie uns Ihre Meinung in wenigen Sätzen an eifel-echovolksfreund.de (Name und Wohnort nicht vergessen).

Meinung

Hin zur Kooperation

Ein Geschäft, bei dem beide Seiten profitieren, ist ein gutes Geschäft. Nichts anderes als ein gutes Geschäft ist es, wenn die Wittlicher Säubrennerkirmes in Bitburg stattfindet und der Beda-Markt auch in Wittlich. Beide Veranstaltungen haben Renommee und ziehen jährlich Tausende Gäste an. Die Konzeptionen beider Veranstaltungen stimmen also. Da ist es doch logisch, wenn die beiden Alleinstellungsmerkmale sozusagen auf Tournee gehen. Mit der Entscheidung für den Austausch der Veranstaltungen haben die Verantwortlichen in Bitburg und Wittlich einen entscheidenden Schritt in der Zusammenarbeit gemacht. Weg vom Konkurrenzdenken, hin zur Kooperation. Weiter so! h.jansen@volksfreund.de

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