Stärken erkennen, Schwächen bekämpfen

Prüm/Arzfeld/Bleialf · Beim Projekt "Zukunfts-Check Dorf" sollen Bürger die Schwächen und Stärken ihrer Orte analysieren. Auch in den Verbandsgemeinden Prüm und Arzfeld machen sich nun die Einwohner an die Arbeit.

 Der Marktplatz in Bleialf mit dem farbenfrohen Brunnen von Werner Bitzigeio ist als Treffpunkt bei den Bürgern beliebt. TV-Foto: Archiv/Fritz-Peter Linden

Der Marktplatz in Bleialf mit dem farbenfrohen Brunnen von Werner Bitzigeio ist als Treffpunkt bei den Bürgern beliebt. TV-Foto: Archiv/Fritz-Peter Linden

Foto: (e_bit )

Prüm/Arzfeld/Bleialf. "Sie wohnen dort, wo andere Urlaub machen - die Grundvoraussetzungen in Bleialf stimmen, aber im Detail gibt es immer viel zu tun", sagt Andreas Heiseler. Er ist zuständig für die Umsetzung des Zukunfts-Checks des Eifelkreises Bitburg-Prüm. In Bleialf stellt er bei einer Auftaktveranstaltung das Konzept der Entwicklungsinitiative vor. Etwa 30 Gäste folgen der Einladung und machen sich gleich an die Arbeit. "Ich habe jetzt viel erzählt, nun sind Sie dran. Wir sammeln einfach mal alles, was Sie in Ihrem Ort gut finden und was nicht", sagt Heiseler - und auf geht's.
Tolle Plätze, schlechte Busse


Eine halbe Stunde haben die Bürger Zeit. Die ersten Ergebnisse: In Sachen Einkaufsmöglichkeiten ist man zufrieden, auch das Vereinsleben stimmt. Beliebt bei den Bleialfern sind der Dorfplatz und die Spielplätze. Sorgen bereiten aber unter anderem Leerstände, das Nahverkehrskonzept und zu wenig Angebote für Jugendliche und Senioren.
Der Workshop zum Beginn habe sich bewährt, sagt Heiseler. "In der Pilotphase entwickelten wir unsere Vorgehensweise. Die Dorfbewohner sollen ja möglichst eng in den Check eingebunden werden." Zusammen mit dem Dorferneuerungsbeauftragten des Kreises, Edgar Kiewel, wurde das Konzept zunächst in acht Pilotkommunen erprobt und ausgearbeitet. Im September startete die eigentliche Umsetzung (der TV berichtete).
Mehr als 100 Mal wird sich nun das gleiche Prozedere in Orten im gesamten Eifelkreis abspielen (siehe Extra). Die Idee dahinter: In einem ersten Schritt analysieren die Bewohner selber ihre Heimat und decken im Gespräch mögliche Schwächen auf. Dann werden Arbeitskreise gegründet, die wiederum einen standardisierten Erfassungsbogen ausfüllen. Abgefragt werden Leerstände, Freizeitangebote, der Zustand der Gebäude, Senioren- oder Jugendangebote, aber auch die Qualität der Infrastruktur und die Zahl von Sehenswürdigkeiten.
Ausgehend von dieser Bestandsaufnahme sollen die Arbeitskreise dann möglichst eng auf ihr Dorf zugeschnittene Ideen zur Weiterentwicklung erarbeiten. "Auch wenn die Ortsgemeinden vorwiegend in Eigenverantwortung arbeiten sollen, ist die weitestgehend einheitliche Darstellung der Erhebung ein wichtiges Ziel, um nach Abschluss der Ersterhebung aller Dörfer auch ein verwertbares Ergebnis für das Kreisentwicklungskonzept zu erhalten", erklärt Kiewel.
Bürger werden eng eingebunden


"Ich halte die Zukunfts-Checks für das umkomplizierteste Instrument zur Entwicklung eines Orts", sagt Andreas Kruppert, Bürgermeister der VG Arzfeld. Im Gegensatz zum Dorferneuerungsprogramm, das sicherlich auch seine Vorzüge habe, binde der Check die Einwohner einfach besser ein. Hautnah habe er begeistert den Pilotdurchgang in Arzfeld beobachtet. "Er hatte einen sehr guten Effekt auf den Ort und hat wirklich Schwung in die Entwicklung gebracht", sagt Kruppert.
Auch Amtskollege Aloysius Söhngen, Bürgermeister der VG Prüm, schätzt die enge Einbindung der Bürger. "Der Check ist eine sehr vernünftige und schöne Form, sich zu vergewissern, wo man im Dorf steht." Diese Art der Kommunikation im Dorf sei ein guter Weg, um zu erkennen, was zur Verbesserung notwendig ist: "Oft liegen Probleme ja nicht in den großen Dingen dieser Welt. Mit Kleinigkeiten kann häufig viel erreicht werden", sagt Söhngen. In Feuerscheid, der Ort gehörte zu den acht Pilotgemeinden, habe man einige Erfolge in der Entwicklung erreicht.
Kruppert setzt darauf, dass demnächst noch mehr Gemeinden an der Initiative teilnehmen können. "Der Kreis hat derzeit die Bewilligung für 100 Orte. Es haben sich aber ja schon mehr gemeldet, und es werden auch weiter Anmeldungen angenommen", sagt er. Man spreche auch bereits mit kleinen Gemeinden, ob sie sich nicht mit Nachbarorten zusammentun könnten. Durch die eh bestehende enge Verbindung zwischen den Orten seien gemeinsame Checks sicher denkbar: "Viele Dörfer, besonders die kleinen unter 100 Einwohnern, haben zum Beispiel gemeinsame Vereinsstrukturen."
Die nächste Auftaktveranstaltung des Zukunfts-Checks Dorf findet am Mittwoch, 25. November, in Krautscheid statt. Sie beginnt um 19.30 Uhr im Gasthaus Krautscheider Hof.
Extra

Nach einer ersten Pilotphase mit acht Ortsgemeinden hat im Eifelkreis Bitburg-Prüm der eigentliche Umsetzungsprozess des "Zukunfts-Check Dorf"-Projekts begonnen. 100 Orte nehmen im ersten Durchgang teil. Das Innenministerium für Sport und Infrastruktur fördert die Initiative mit 238 000 Euro. Die Laufzeit ist auf zunächst zwei Jahre angesetzt. Die teilnehmenden Gemeinden müssen je nach Größe einen Eigenanteil von 1000 bis 2000 Euro übernehmen. Das Entwicklungsprogramm wird zentral von Bitburg aus durch den Dorferneuerungsbeauftragten des Eifelkreises Bitburg-Prüm und von Andreas Heiseler betreut. Er wurde eigens für das Projekt eingestellt. aff

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