Geschichte Wo der gute Name noch was wert ist

Bitburg-Stahl · Bevor es Hausnummern gab, trug jedes Anwesen einen eigenen Namen. Ein Stahler Verein will Tafeln anbringen, um die Erinnerung am Leben zu halten.

 So sollen die Tafeln aussehen, die bald an den Stahler Fassaden prangen könnten.

So sollen die Tafeln aussehen, die bald an den Stahler Fassaden prangen könnten.

Foto: Willi Heyen

Eine Postkutsche brettert durch Stahl. Rechts und links des Weges liegen Höfe –   ein paar Anwesen auf weitem Ackerland. Nummern sucht der Postbote an den Fassaden vergebens, genau wie Straßenschilder. In den Großstädten sind sie im 18. Jahrhundert längst üblich. Bis sich die Reform auch auf dem Land durchsetzt, dauert es allerdings noch eine Weile. Trotzdem erreichen Briefe fast immer ihre Empfänger. Denn statt einer Zahl tragen die Häuser Namen. Wenn vom „Bielen“ die Rede ist, weiß jeder Stahler, welches Gebäude gemeint ist. Und mit etwas Glück weiß es auch der Briefträger.

Hunderte Jahre später ist Willi Heyen so mancher Hausname noch immer ein Begriff. So kennt der Stahler Ortsvorsteher die  ehemalige Dorfschänke, sein Elternhaus, noch unter dem Namen „Bromessen“. Dieser leite sich wohl vom Familiennamen „Bromess“ ab, meint er. „Die meisten in meinem Jahrgang können mit den Namen  etwas anfangen“, sagt er. Aber mit jeder Generation seien sie weiter in Vergessenheit geraten. Das will der Ortsvorsteher zusammen mit dem Dorf- und Förderverein Stahl verhindern.

An 34 historischen Gebäuden sollen Schilder aus Emaille angebracht werden. Der Entwurf für die Tafeln ist schlicht. Der alte Hausname steht in blauer Schrift auf weißem Schmelzglas – kein Schnickschnack. Die wetterbeständigen Platten werden nicht größer sein als ein Din-A-Blatt.

Trotzdem: Ohne Einverständnis der Hauseigentümer geht nichts. In einem Schreiben will Heyen die Besitzer in den kommenden Tagen daher bitten, dem Anbringen der Tafeln zuzustimmen. Er gehe davon aus, dass niemand etwas dagegen habe, sagt er. Schließlich sei die Idee  vor Monaten bei einer Bürgerversammlung vorgestellt worden.

Wenn alle einverstanden sind, dauert es womöglich noch ein paar Wochen, bis es losgeht. Denn die Stahler warten noch auf einen Zuschuss.

Rund 70 Euro kostet eine Tafel. Bei 34 Schildern macht das etwa 2300 Euro. Dafür soll es – wenn alles gut geht – Fördergeld von der EU geben.

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