Kunst Schöner Stahl aus Schönecken

Schönecken · Die Plastiken des Lünebacher Bildhauers Christoph Mancke zieren viele öffentliche Plätze. Das jüngste Werk steht seit gestern in Alzey. Gebaut wurde es aber in Schönecken. Einen Tag vor der Übergabe stellte man es hier zur Probe auf.

 Auch der Künstler Christoph Mancke sieht sein Werk erstmals aufrecht stehen.

Auch der Künstler Christoph Mancke sieht sein Werk erstmals aufrecht stehen.

Foto: Frank Auffenberg

Ein letztes Mal beugt sich Christoph Mancke über sein Werk, kontrolliert den Sitz der Seile, rückt hier etwas nach, verschiebt dort ein bisschen die Halterung und dann kommt der große Moment. Erst zentimeterweise, dann doch überraschend schnell zieht ein Kran die knapp sechs Meter hohe Großplastik in die Senkrechte. Endlich steht Mancke vor seinem jüngsten Werk. Er blickt nach oben, begutachtet die etwa eine Tonne schwere Konstruktion aus Cortenstahl genau und beginnt zu lächeln. „Ich stehe gerade ja auch zum ersten Mal vor der fertigen Arbeit. Es ist immer wieder ein ganz besonderes Gefühl und erstaunlich, wie monumental sowas wirkt, sobald es aufgerichtet ist.“

Knapp ein Jahr habe die Arbeit an der Skulptur „Schreitend“ gedauert. „Bevor sie vor der neuen Kreisverwaltung in Alzey aufgestellt wird, wollte ich die Chance nutzen, das Werk einmal stehend zu sehen“, sagt er. Diese „Probehängung“ sei für ihn die letzte Chance, um noch einmal zu schauen, ob alles stimmt. „Dann gibt es vor der versammelten Festgemeinschaft keine bösen Überraschungen“, sagt Mancke.

Schon seit 21 Jahren arbeitet er mit dem Schönecker Stahlbau-Unternehmen Görres zusammen. „Nicht nur, weil Matthias Görres und ich wohl mit die letzten sind, die im ehemaligen Schönecker Kloster geboren wurden. Wir lernten uns in all den Jahren der Zusammenarbeit gut kennen, wissen, was machbar ist, und haben eine enge Vertrauensbasis“, sagt der Künstler. Auch Manckes wohl bekanntestes Werk „Windspiel“ auf dem Gipfel des Erbeskopfs wurde gemeinsam realisiert (der TV berichtete). „Görres war damals Generalunternehmer, ich der planende Künstler.“

„Eigentlich unterscheidet sich für uns die Arbeit an einer Skulptur kaum von unseren anderen Aufgaben – sieht man davon ab, dass wir sonst kaum mit Cortenstahl umgehen müssen“, sagt Matthias Görres. Dieser häufig für Skulpturen genutzte Stahl ließe sich aber ebenso gut verarbeiten, wie andere Legierungen. „Der große Unterschied ist nur die Art der Verwitterung“, sagt Mancke. Cortenstahl habe einen hohen Chromanteil: „Dadurch rostet er zwar an der Oberfläche ziemlich schnell, wenn die aber einmal satt rot ist, stoppt der Prozess und der Stahl wird wetterfest“, sagt Mancke. Ursprünglich sei das Material für den Brückenbau entwickelt worden, weil Schutzanstriche unnötig seien.

Wichtig sei bei der Arbeit auch die Genauigkeit der Umsetzenden – also der Handwerker. „Der Weg zu einer solchen Skulptur beginnt mit der Wettbewerbsausschreibung.“ Meist seien die Vorgaben dabei recht offen gehalten: „Größe, Umgebung und Kosten stehen fest und müssen im Blick gehalten werden.“ Ansonsten sei der Künstler aber recht frei und müsse nur hoffen, dass der Entwurf und das Modell bei der Jury gut ankommen.

Bekomme man schließlich den Zuschlag – im Fall von „Schreitend“ musste sich Mancke gegen fünf Mitbewerber durchsetzen –, werde dem ausführenden Unternehmen das Modell gezeigt, die genauen Maße mitgeteilt und schon beginne in der Werkstatt der Bau des Auftrags.

 Als Werkstattteam posieren Leo Vertinski (rechtes Bild; von rechts), Oreste Cento und Michael Esch nach getaner Arbeit gern mit dem Künstler Christoph Mancke und ihrem Chef Matthias Görres für ein Erinnerungsbild.

Als Werkstattteam posieren Leo Vertinski (rechtes Bild; von rechts), Oreste Cento und Michael Esch nach getaner Arbeit gern mit dem Künstler Christoph Mancke und ihrem Chef Matthias Görres für ein Erinnerungsbild.

Foto: Frank Auffenberg
 Bevor die Großplastik steht, dauert es nicht nur lange, auch der Künstler und das Team sind aufgeregt. Foto: Frank Auffenberg

Bevor die Großplastik steht, dauert es nicht nur lange, auch der Künstler und das Team sind aufgeregt. Foto: Frank Auffenberg

Foto: Frank Auffenberg
 Bevor die Großplastik steht, dauert es nicht nur lange, auch der Künstler und das Team sind aufgeregt. Foto: Frank Auffenberg

Bevor die Großplastik steht, dauert es nicht nur lange, auch der Künstler und das Team sind aufgeregt. Foto: Frank Auffenberg

Foto: Frank Auffenberg
 Bevor die Großplastik steht, dauert es nicht nur lange, auch der Künstler und das Team sind aufgeregt. Foto: Frank Auffenberg

Bevor die Großplastik steht, dauert es nicht nur lange, auch der Künstler und das Team sind aufgeregt. Foto: Frank Auffenberg

Foto: Frank Auffenberg
 Noch bevor das Werk vor der neuen Kreisverwaltung in Alzey errichtet wird, stellen der Künstler Christoph Mancke und das Team von Stahlbau Görres die Monumentalplastik in Schönecken erstmals auf. Foto: Frank Auffenberg

Noch bevor das Werk vor der neuen Kreisverwaltung in Alzey errichtet wird, stellen der Künstler Christoph Mancke und das Team von Stahlbau Görres die Monumentalplastik in Schönecken erstmals auf. Foto: Frank Auffenberg

Foto: Frank Auffenberg

„Das Handwerkerteam geht in der Regel sehr selbstständig an die Arbeit und setzt im Idealfall wie hier genau das um, was man haben möchte“; sagt Mancke. Leo Vertinski, Oreste Cento und Michael Esch hielten sich wie erwartet exakt an die Vorgaben des Künstlers: „Besser geht es nicht.“ Dass viele seiner Werke ausgerechnet in seinem Geburtsort entstünden, sei zwar Zufall, zeuge aber ja auch von einer gewissen Heimatverbundenheit.

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