Statt Wisenten oder Urpferden nun Blumen

Das Nationalparkforstamt in Gemünd plant, 30 Hektar Flächen nahe der Abtei Mariawald in ursprüngliche Eifeler Blumenwiesen zu verwandeln. Außerdem sollen Rinder wie in früherer Zeit gemächlich im Umfeld der Abtei grasen dürfen.

 Kein Platz ist in Zukunft für Wisente oder Urpferde bei Mariawald. Der Nationalpark favorisiert nun Blumen. Fotos: Christian Frahnert

Kein Platz ist in Zukunft für Wisente oder Urpferde bei Mariawald. Der Nationalpark favorisiert nun Blumen. Fotos: Christian Frahnert

Gemünd. Nachdem mit Naturschützern heftig über das Für und Wider der zunächst beabsichtigten Ansiedlung von Wisenten gestritten wurde, nachdem eine beabsichtigte Kooperation mit dem Kölner Zoo über die Ansiedlung von seltenen Przewalski-Urpferden nicht realisiert werden konnte, hat das Forstamt des Nationalparks Eifel nun offensichtlich bodenständigere Pläne. Auf 30 Hektar Fläche sollen Blumenwiesen entstehen, erläuterte Henning Walter, Leiter des Nationalpark-Forstamts.

Es geht dabei um Flächen, die nicht auf dem Gebiet des Nationalparks Eifel liegen, sondern von diesem von der Abtei Mariawald hinzugepachtet wurden. Laut Walter sind von diesen 100 Hektar 50 Prozent Waldgebiet und 20 Prozent werden künftig als Weideland für Vieh genutzt.

Ausbreitung der Wiesen dauert mehrere Jahre



Der Biologe Dr. Andreas Pardey schätzt, dass die Wiesen in zwei bis fünf Jahren ihre endgültige Vielfalt erreicht haben. Sie müssen allerdings eingezäunt werden, damit Wildschweine nicht wieder "alles auf links drehen". Natürlich entstehen dem Nationalpark auch Kosten: Erfahrungsgemäß koste ein Hektar solcher Flächen, so Pardey, zwischen 500 und 1000 Euro.

Außerdem seien Flächen an einen Landwirt aus dem Mechernicher Raum verpachtet, informiert Walter. Dieser züchtet die robusten Rinderrassen Charolais und Blonde d'Aquitaine. Die Tiere werden in Mutterkuhhaltung in artgerechter Aufzucht nur zur Fleischproduktion gehalten. Wohl um die 50 Tiere wird der Landwirt demnächst rund um die Abtei Mariawald weiden lassen.

"Das passt zum Umfeld dieses Klosters und stellt einen Zustand wieder her, der dort vor 20 bis 30 Jahren geherrscht hat", sagt Walter.

Anknüpfen an die Zeit vor 20 bis 30 Jahren



Die früher üblichen Blumenwiesen seien in Nordrhein-Westfalen in weiten Bereichen verlorengegangen, insofern sei ein solcher Bereich auch für auswärtige Besucher attraktiv. Man habe sich von der Wisent-Idee verabschiedet wegen des Konfliktpotenzials mit den Umweltverbänden.

Und die danach favorisierten Przewalski-Urpferde werden nicht mehr in den Fokus genommen, weil die zunächst sehr seltenen Tiere sich gut vermehrt haben. Der Kölner Zoo führt das Herdbuch für die Pferde und sorgt für die Wiederausgliederung in der Mongolei.

Volker Hoffmann, einer der Gründer des Nationalparks und scharfer Kritiker mancher Entwicklungen, erklärte: "Der Sinn eines Nationalparks ist, dass man die Natur sich selber überlässt." Ihn ärgert beispielsweise, dass in der ursprünglichen Nationalparkverordnung zwar festgelegt war, dass die Schafbeweidung auf der Dreiborner Hochfläche "sozialverträglich auslaufen sollte". Der Vertrag mit den Schäfern sei aber verlängert worden, kritisiert Hoffmann: "Die einzigen, die nun mit Autos auf der Dreiborner Hochfläche rumgurken, sind die Schäfer." Auch gepflegte Blumenwiesen, sofern sie sich auf dem Terrain des Nationalparks befinden, liefen dessen Intention zuwider.

cw 1 499.7761m;hr 0;fr 0;fc 0;lc 0; ExtraSo entstehen die Wildblumenwiesen: Die artenarmen Flächen müssen zuerst "geimpft" werden, damit die Entwicklung hin zu artenreichen Eifeler Wildblumenwiesen schneller ablaufen kann. Man nimmt dazu Schnittgut von anderen artenreichen Wiesen im Nationalpark, die gemäht werden, wenn die Samen reif sind. Dieses Mähgut wird laut Henning Walter, Forstamtsleiter des Naturparks, dann mit einem Miststreuer locker über die Wiesen verteilt. Zu den typischen Arten auf solchen Flächen gehört laut Biologe Dr. Andreas Pardey die Wiesenflockenblume. Diese sieht ein bisschen aus wie die Kornblume, ist aber nicht blau, sondern violett. Zu finden sein dürfte künftig auch das Echte Labkraut, ein Verwandter des Waldmeisters, das gelb blüht.

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