Staunenswertes aus Ton

SPEICHER. Nicht ohne Grund bezeichnet man Speicher als Töpferort schlechthin. Dass sich schon die Römer in und um den Ort herum mit diesem Handwerk beschäftigten, beweisen die Gemeinde und das Heimatmuseum in einer Ausstellung mit dem Titel "Römische Meile II", die mit einem Festakt im Rathaussaal offiziell eröffnet wurde.

"Ein Traum von mir ging in Erfüllung", schwärmte Werner Streit von der Ausstellung "Römische Meile II", die nach intensiver Vorbereitungen mit dem Rheinischen Landesmuseum Trier (der Trierische Volksfreund berichtete) nun eröffnet wurde. Und das "trotz schwieriger finanzieller Rahmenbedingungen", wie Rudolf Becker, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Speicher, feststellte. Die finanzielle Unterstützung des Gemeinderats und die Hilfe von Sponsoren hätten die Ausstellung und die notwendigen Untersuchungen der Fundstellen an der Langmauer im Speicherer Wald letztlich möglich gemacht. "Es gibt kaum einen Raum - außer Trier -, der auf eine solche Vielzahl von römischen Funden hinweisen kann wie Speicher", erklärte Becker. Meist seien es Töpferwaren gewesen. Sein Dank richtete sich besonders an den Archäologen Bernd Bienert, der sehr engagiert und mit großem Fachwissen für die Gemeinde gewirkt habe. Auch ohne die Mitwirkung von Katrin Goethert vom Rheinischen Landesmuseum in Trier wäre die Ausstellung nicht möglich gewesen, sagte Becker. Große Anerkennung erfuhr der "Spiritus rectus", wie Becker Werner Streit bezeichnete. Er sei das "Synonym für das Heimatmuseum" und in der Lage, als "Multiplikator" viele Menschen dafür zu begeistern, ehrenamtlich am Wirken des Heimatmuseums teilzunehmen. Eine gute Zusammenarbeit bescheinigte Katrin Goethert der Verbandsgemeinde Speicher. Mit dieser Ausstellung sei eine Aufwertung der Gemeinde und des Heimatmuseums erreicht worden. Die breit angelegte Ausstellung sei Anziehungspunkt nicht nur für die Region. Eine ausführliche Reise in die Historie unternahm der Archäologe Bernd Bienert am Eröffnungstag und erläuterte detailliert das Ausstellungskonzept vom Rohstoff bis zur Baukeramik und Dacheindeckung. Als Keramikgattung lässt sich die rot-geflammte Ware auf Speicher zurückführen, die von Südbelgien bis zum Saarland, von Luxemburg bis an den Rhein zu finden war. Zum Abschluss seiner informativen Ausführung überreichte er Museumsleiter Streit einen historischen Ausstellungskatalog.Beliebt bei römischen Legionären

"Staunen ist der erste Weg zur Erkenntnis", zitierte Ortsbürgermeister Erhard Hirschberg Louis Pasteur. Die Ausstellung biete Staunenswertes, betonte er. "Unsere Blicke zu weiten" und "Geschichte konkret und greifbar" zu machen, sei das Ziel. Schließlich verwies der Ortschef auf die Nachbildungen der Speicherer Faltenbecher, aus denen sogar römische Legionäre am Limes gerne getrunken hätten. Derartige Becher warteten, gefüllt mit Viez, im Heimatmuseum auf die zahlreichen Gäste, die im Anschluss an den Festakt die fast 350 Exponate der gallo-römischen Töpfer bewundern konnten. Die Ausstellung ist montags und mittwochs von zehn bis 12.30 Uhr, sonntags von 14 bis 17 Uhr und an anderen Tagen sowie für Gruppen nach Vereinbarung geöffnet; Telefon 06562/2023.

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