"Steffi" lotst Piloten auf der Binz

DAHLEM. "Steffis" Stimme klingt etwas rau und hölzern, aber auf sie ist Verlass: Sie übermittelt ankommenden Flugzeugen die exakten Werte wie Lande-Richtung, Windstärke und Luftdruck. Mehr muss der Pilot für seinen Landeanflug zur Binz nicht wissen.

"Die Stimme soll verfremdet sein, damit der Pilot auch weiß, dass er mit einer Computerstimme gesprochen hat", erklärt Helmut Etten, Geschäftsführerder Flugplatz-Gesellschaft, das automatische Landeinformationssystem namens "Steffi". Auf der Dahlemer Binz läuft zurzeit ein Probebetrieb für die automatische Übermittlung von Lande- und Wetterinformationen an die Piloten. Es ist ein landesweites Pilotprojekt, das sich die Flugplatz GmbH rund 22 000 Euro kosten lässt. Bei Turbulenzen greift Flugleiter ein

"Um den Platz wirtschaftlicher zu gestalten, müssen wir versuchen, Kosten zu senken", so Dahlems Bürgermeister Reinhold Müller. Die Personalkosten für den Flugplatz-Betrieb sind hoch. Wenn im Sommer bis zu 200 Flugzeuge pro Tag starten, wird der Tower in zwei Schichten betrieben. Dagegen ist im Winter oft nichts los, nur ein bis drei Starts sind zu verzeichnen. In dieser Zeit würde sich "Steffi" rentieren. "Steffi", der Computer, übermittelt die Daten, die die Piloten für den Landeanflug benötigen. Gibt es aber Turbulenzen oder tauchen am Eifelhimmel plötzlich mehrere Flugzeuge auf, wird "Steffi" sofort unterbrochen. Dann greift der Flugleiter per Funkgerät ein - was theoretisch auch vom "Rollfeld" aus möglich ist. Ein Flugleiter ist auf der Binz immer anwesend. Und wenn "Steffi"im Einsatz ist, kann er anderen Arbeiten nachgehen. Am Wochenende hat "Steffi" grundsätzlich frei. Das System wird von freitags bis sonntags und bei so genanntem Mischbetrieb (zum Beispiel Segelfliegen und Fallschirmspringen) abgeschaltet. Im Towergebäude steht zudem immer ein (menschlicher) Ansprechpartner bereit. Der Vorsitzende des Flugplatzausschusses, Hans-Josef Schmitt, hat sich für den Einsatz der neuen Technik stark gemacht. Er denkt, dass sich "Steffi" schon in sechs bis zwölf Monaten amortisiert haben könnte. Der Probebetrieb ist von der Deutschen Flugsicherung, der Bundesnetzagentur und der Aufsichtsbehörde auf sechs Monate befristet worden. Etten hofft, die Erprobungsphaseverkürzen zu können, damit"Steffi" in diesem Winter schon zum Einsatz kommen kann. Eine weitere Neuerung gibt es auf der Dahlemer Binz. Zur Flugvorbereitung kann der Pilot den Platz via Internet einsehen. Eine Webcam zeigt das Flugfeld vom Tower aus in Richtung Bärbelkreuz. "Wir haben eine hochwertige Kamera installiert, damit der Pilot auch die Wolkendecke beurteilen kann", so Etten. Auch wenn die Flugplatz-Gesellschaft unterm Strich rote Zahlen schreibt, so rechnet sich der Verkehrslandeplatz für die Gemeinde dennoch. Er lockt Gäste an, nicht selten verschicken Firmen über die Binz Stückgut wie Werkzeugteile. Außerdem schafft die am Platz ansässige Werft Arbeitsplätze. Eine gute Gastronomie wirkt sich zudem positiv aus. Im kommenden Jahr wird der Verkehrslandeplatz 50 Jahre alt. Dann plant die Gesellschaft am 4. und 5. August eine Open-Air-Veranstaltung mit Flugvorführungen. Die Flugplatzgesellschaft bietet den Fliegern Unterstellplätze, betreibt eine Tankstelle mit Flugbenzin und installierte optische Landehilfen wie auf großen Flugplätzen. Sie hat jetzt ein Selfbriefing-System im Towergebäude eingerichtet. Das Programm unterstützt die meteorologische Flugvorbereitung und verschafft dem Piloten einen Überblick über das Flugwetter. Alle Daten des Flugplatzes sind abrufbar im Internet: www.dahlemer-binz.de.

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