Steiniger Weg zum historischen Bewusstsein

Kundige Führung, verantwortungsbewusster Umgang: Zehn Westwall-Anlagen im Oberen Kylltal können ab Samstag, 1. September, entdeckt und erforscht werden. Das "Westwallzentrum Eifel" (WZE, der TV berichtete) ist dann von der Idee eines einzelnen zur Anlaufstelle für viele geworden.

Dahlem/Ormont. "Anstrengend, entbehrungsreich für die Familie, steinig und lange" sei der Weg gewesen, berichtet Peter Drespa aus Dahlem (Nordrhein-Westfalen). Aber der 39-jährige Initiator hat es geschafft: Am 1. September wird das Westwallzentrum Eifel eröffnet.Geschichte und Umweltbewusstsein in Einklang bringen - das war Drespas Ziel, als er dem TV erstmals im Januar 2006 von seiner Idee des WZE berichtete. Es gehe um einen verantwortungsbewussten Umgang mit der deutschen Geschichte, und das im Einklang mit der Natur. Denn geführte Touren zu ausgewählten Relikten seien auf jeden Fall besser, als Touristen ziellos durch die Gegend stiefeln zu lassen.

550 Stunden zum Freilegen einer Bunkeranlage

Seitdem sind 20 Monate vergangen - und dazwischen lag vor allem viel Arbeit: Allein die Freilegung einer völlig verschütteten Bunkeranlage in Ormont habe ihn rund 550 Arbeitsstunden gekostet, sagt Drespa, insgesamt hat er allein seit Oktober 2006 rund 1150 Stunden investiert - die lange Zeit der Planung und Entwicklung davor nicht mitgerechnet.

Die Verbandsgemeinde Obere Kyll und die Ortsgemeinde Ormont unterstützten ihn dabei mit je 2500 Euro, weitere 5000 Euro spendete Emanuel Graf Beissel von Gymnich aus Schmidtheim. Der Graf, berichtet Drespa, habe außerdem selbst zwei Westwall-Anlagen von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) übernommen und stelle diese nun für die WZE-Führungen bereit. Die Bima lieferte außerdem Unterstützung bei Planung, Umsetzung und bei der Klärung von Besitzverhältnissen. Der Bunker in Ormont gehört der Familie Igelmund, die Eigner lassen Drespa und seine WZE-Besucher ebenfalls auf ihr Gelände, das Gleiche gilt für weitere private Eigner.

Am Samstag, 1. September, eröffnet das Zentrum - und bleibt, da ohne feste Adresse, zunächst nur ein ideelles Gebäude. "Das ist angestrebt, zunächst aber noch nicht umsetzbar", sagt Drespa. Einen Ort als "Projekthaus" hat er bereits im Auge, will das aber noch mit der Gemeinde Dahlem klären. Es soll aber auf keinen Fall eine "waffenstarrende Ausstellung" geben, sondern vor allem einen Raum als Treffpunkt und Besprechungsort, eventuell mit angeschlossenem Buchladen.

Schaltstelle ist Peter Drespa selbst, der künftig Besuchergruppen auf zwei unterschiedlich langen Touren von Anlage zu Anlage führen wird - gern auch Schulklassen ab der neunten Jahrgangsstufe.

Seit Mai fünf Anlagen freigeräumt

Seit Mai wurden sieben weitere Anlagen in der Gemeinde Dahlem freigeräumt und verkehrssicher gemacht, sechs davon sind in kommunalem Besitz und werden dem WZE zur Verfügung gestellt. Die Gemeinde half außerdem über ihren Bauhof bei den Arbeiten und bei der Lösung logistischer Probleme.

Wer sich für Führungen interessiert, kann sich direkt an Peter Drespa wenden. Telefon: 02447/568. Je nach Absprache und Gruppengröße sind die Touren täglich möglich, fest eingeplant sind sie am Mittwoch und am Samstag, immer 9.30 Uhr, Treffpunkt ist der Parkplatz am Flugplatz-Restaurant "Dahlemer Binz".

Die Touren werden mit eigenen PKW gefahren, bei größeren Gruppen kann auch ein Bus organisiert werden. Preise: große Runde (etwa fünf Stunden) 18 Euro pro Person, für Jugendliche unter 16 Jahren 12 Euro; kleine Tour (drei Stunden) 10 Euro, Jugendliche 8 Euro, für Kinder unter 6 Jahren ist die Teilnahme kostenlos. Gruppenpreise nach Anfrage. Auskunft erhält man auch unter www.westwallzentrum.de

Für die Ormonter Bürger ist am Freitag, 24. August (19 Uhr Bürgerhaus), ein Informationsabend, und am Samstag, 25. August, 10 bis 18 Uhr ist die Bunkeranlage geöffnet.

Die offizielle Eröffnung des WZE ist am Samstag, 1. September, nach einem Festgottesdienst in der Schmidtheimer Kirche (10.30 Uhr), um 11.45 Uhr an der Bunkeranlage in der Nähe der Dahlemer Binz.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort