Stelldichein unter Bäumen
Seiwerath · Ein so schönes Plätzchen hat lange nicht jedes Dorf: Unter zwei mächtigen Bäumen direkt hinter dem Gemeindehaus in Seiwerath hat der TV zur Dorffoto-Aktion geladen - und 59 Einwohner ließen sich diese Gelegenheit zu einem tollen Erinnerungsfoto nicht entgehen.
Seiwerath. Gerade einmal elf Wochen ist der kleine Josua auf der Welt, da darf er schon zusammen mit seinen Eltern Andreas und Kerstin Horper auf das große Erinnerungsfoto, das bei der Dorffoto-Aktion des Trierischen Volksfreunds entsteht. Für Ortsbürgermeister Matthias Dingels ist das ein willkommener Anlass, das komplette Dorf zusammenzutrommeln. "Wir laden im Anschluss zum gemütlichen Beisammensein ein", verrät Dingels.
Ältester Dorfbewohner ist 84
Kuchen, Gebäck oder Knabbereien sollen die Bürger mitbringen, "die Getränke stiftet dann die Gemeinde". Ein Paket, das offenbar überzeugt: 59 der insgesamt 136 Seiwerather kommen zum Termin mit Fotograf Klaus Kimmling und stellen sich an einer wunderschön hinter dem Gemeindehaus gelegenen Sitzecke unter mächtigen Bäumen auf. Der Älteste von ihnen ist Peter Ehleringer mit 84 Jahren, zwar kein gebürtiger Seiwerather, sondern stammt aus Winterspelt, aber dennoch seit vielen Jahren dort zu Hause.
Er ist nicht mehr gut zu Fuß und daher mit seinem Elek tromobil angerollt - obwohl daheim noch Besuch wartet. Die Dorffoto-Aktion will er aber natürlich nicht verpassen. Über seine Jugend in der Eifel und seine Kriegserfahrungen hat er ein Buch geschrieben. "Mein Sohn hat mir gesagt, dass ich das unbedingt aufschreiben muss", sagt Peter Ehleringer. Sonst drohe zu viel Wissen über diese Zeit verloren zu gehen. Er jedenfalls wohne gerne in Seiwerath.
Dem können auch Heinz Uriel und Michael Schweisthal nur beipflichten. "Das ist ein schöner kleiner Ort, in dem jeder jeden kennt", sagen sie. Sie müssen es wissen, schließlich sind beide schon Ortsbürgermeister gewesen. "In der Stadt will ich nicht wohnen", sagt Uriel. Außerdem liege Seiwerath ausgesprochen günstig: "Man ist schnell in Bitburg oder in Prüm, und auch Gerolstein ist nicht weit." Traditionell gut ist die Verbindung nach Schönecken, wo die Kinder in die Kita und zur Grundschule gehen und andererseits viele Eltern ihre Arbeit haben. Auch viele Schönecker kennen den Weg nach Seiwerath genau, denn bei der traditionellen Eierlage muss der Läufer den Weg zurücklegen. Dass auch die Gemeinschaft im Dorf funktioniert, zeigt sich im Anschluss an den Fototermin im Gemeindehaus. Hunger muss nun wahrlich niemand leiden, so viel an Kuchen und anderem Gebäck haben die Bürger mitgebracht, der beim Plausch gemeinsam verzehrt wird. Über die Zukunft muss man sich in Seiwerath keine Sorgen machen, denn auch viele Kinder sind gekommen, der Jüngste ist der kleine Josua - jüngstes von drei Kindern der Familie.Einwohnerzahl relativ stabil
"Uns gefällt es hier immer noch gut", sagt Mutter Kerstin. Sie selbst stammt aus dem Nachbarort Fleringen, sei aber sehr gut aufgenommen worden. Sie tragen mit dazu bei, dass die Einwohnerzahl einigermaßen stabil bleibt. Im Laufe seiner Geschichte hat der Ort immer von der günstigen Verkehrslage profitiert. Schon die Römerstraße von Köln nach Trier verlief am Ostrand des Dorfes. Die Endung -rath deutet auf eine Entstehung als mittelalterliche Rodung hin. Mit dem Aufstieg der Abtei Prüm entstand die Verkehrsverbindung Prüm-Schönecken-Seiwerath-Balesfeld-Bitburg, die erst im 20. Jahrhundert an Bedeutung verlor, als die Strecke durch das Nimstal ausgebaut wurde.