Stimmen zur abgelehnten IGS "Das kann es doch nicht sein"

Eltern, Schulträger und Schulen in Speicher können nicht verstehen, warum der Antrag auf Errichtung einer Integrierten Gesamtschule (IGS) in Speicher für das Schuljahr 2010/2011 abgelehnt wurde. Neben der fehlenden Begründung aus dem Bildungsministerium, geht es den Betroffenen auch um die grundsätzliche Frage, warum der ländliche Raum nicht gestärkt wird.

 Geplatzt ist der Traum von der IGS am Standort Speicher noch nicht. Aber der Weg für einen Zusammenschluss von Haupt- und Realschule in der Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe ist für das Schuljahr 2010/2011 erst einmal versperrt. TV-Foto: Kathrin Hofmeister

Geplatzt ist der Traum von der IGS am Standort Speicher noch nicht. Aber der Weg für einen Zusammenschluss von Haupt- und Realschule in der Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe ist für das Schuljahr 2010/2011 erst einmal versperrt. TV-Foto: Kathrin Hofmeister

Speicher. Die Enttäuschung über das Nein aus dem Bildungsministerium zur Integrierten Gesamtschule am Standort Speicher ist groß. Mit Entrüstung hat der Zweckverband St.-Michael-Hauptschule Speicher als Schulträger reagiert. "Das jetzige Nein entspricht in keinster Weise dem Elternwillen und der konstruktiven Schulplanung des Eifelkreises", sagt der Vorsitzende des Zweckverbandes, Bürgermeister Rudolf Becker. Betroffene Eltern fühlen sich "behandelt wie Stiefkinder". "Das kann es doch nicht sein, dass man der Landbevölkerung keine Angebote macht", bringt Michael Mohr, Vater einer Grundschultochter und Ortsbürgermeister von Beilingen, das Unverständnis der Eltern über die Entscheidung aus Mainz auf den Punkt.

Eine Entscheidung ohne ersichtliche Begründung



Auch Landrat Roger Graef kann es nicht verstehen, warum diese große Chance das Bildungsangebot im ländlichen Raum nachhaltig zu verbessern und zu erweitern für das Schuljahr 2010/2011 abgelehnt wurde. Schließlich würden immer mehr Eltern eine Schule suchen, die vor Ort erreichbar ist und wie im Fall der IGS alle Bildungsabschlüsse biete.

Der Landkreis sei in seiner Perspektiv- und Schulentwicklungsplanung darauf eingegangen. "Wir haben für die bisher nicht adäquat berücksichtigten Standorte Speicher und Irrel attraktive Bildungsangebote skizziert", sagt Graef. Nun seien die Entscheidungen über die Errichtungsanträge von der Landesregierung ohne nähere Begründung für die Schulträger in die Welt gesetzt. Aus dem Bildungsministerium heißt es, man werde die "Begründung in direktem Kontakt mit der Schule und den Schulträgern vermitteln", so Pressesprecher Wolf-Jürgen Karle. Woran es lag, dass der Antrag erst einmal gescheitert ist, soll man an der Speicherer St.-Michael-Hauptschule und Simon-Salomon-Realschule in etwa drei Wochen erfahren. Das läge dann in den Sommerferien. "Wenn das Ministerium meint, durch die Sommerpause werde sich die Empörung schon legen, werden wir die Verantwortlichen mit einer Aktion vom Gegenteil überzeugen", sagt Mohr. Seine Idee: "Jedes Kind malt ein Bild von sich und wir schicken das nach Mainz." 223 traurige Gesichter - denn so viele Kinder aus den Klassenstufen zwei und drei hatten laut Umfrage auf die IGS gehofft, und die für eine vierzügigen Schulbetrieb notwendigen Schülerzahlen übererfüllt - müssten Bildungsministerin Doris Ahnen doch davon überzeugen, dass die Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe für das große Einzugsgebiet am Standort Speicher zukunftsweisend sei.

Erhard Hirschberg, Ortsbürgermeister Speicher: "Wir fordern die Integrierte Gesamtschule ein. Für den Raum Speicher ist sie zukunftsweisend und notwendig."

Otto Böcker, Schulleiter St. Michael-Hauptschule Speicher: "Ich denke, dass man vom Land her nicht die notwendigen personellen und finanziellen Ressourcen hatte, die IGS en in der Zahl einzurichten, wie sie beantragt wurden. Wir hoffen also, dass wir im nächsten Jahr eine Option bekommen."

Jürgen Weber, Schulleiter Simon-Salomon-Realschule Speicher: "Gerade im Süden des Eifelkreises hätten wir mit der IGS ein gutes Angebot haben können. Außer der VG Speicher und VG Kyllburg haben wir Anfragen aus dem Trierer Land aus der Zemmerer Gegend bis nach Kordel, aus Arenrath im Wittlicher Land. Ich bin positiv gestimmt, dass dem Antrag dann für 2011 stattgegeben werden kann."

Wolf-Jürgen Karle, Pressesprecher Bildungsministerium: "Eine neue Schulform kann zu jedem Schuljahr neu beantragt werden. Wir werden im direkten Kontakt mit der Schule und den Schulträgern darüber sprechen, was man besser machen kann."

Roger Graef, Landrat Eifelkreis Bitburg-Prüm: "Ich kann nur hoffen, dass Begründungen schnellstmöglich nachgeliefert werden, damit sich die politisch Verantwortlichen damit auseinandersetzen können."

Rudolf Becker, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Speicher: "Das jetzige Nein bedeutet noch kein Nein für eine Integrierte Gesamtschule am Standort Speicher, sondern lediglich für das Schuljahr 2010/2011. Wir bleiben am Ball und werden alles tun, um Bildungsministerin Ahnen von der Notwendigkeit einer IGS in Speicher zu überzeugen!"

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